"Die Tat ist monströs": Kinderheim-Erzieherin rasiert Junge (8) zur Strafe den Kopf kahl

Der gewaltsame Haarschnitt eines achtjährigen Jungen in einem Pariser Kinderheim sorgt in Frankreich für heftige Reaktionen. Eine Erzieherin rasierte dem Kind im Februar 2025 den Kopf. Das Kind wehrte sich sichtbar. Die Szene wurde gefilmt und in einer Whatsapp-Gruppe verbreitet.

Kritik an Kontrollversagen

Laut Nachrichtenagentur APA reagierte die französische Kinderschutzbeauftragte Claire Hédon entsetzt über den Fall. "Die Tat ist monströs", sagte sie dem französischen Radiosender RMC. Es sei erschreckend sei, dass in der Chatgruppe "so gut wie niemand reagiert" habe. 

"Die ganze Kontrollkette hat versagt", kritisierte Hédon weiter. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen vorsätzlicher Gewalt durch eine Aufsichtsperson.

Die französische Kinderschutzbeauftragte Claire Hédon reagiert entsetzt über kahl geschorenes Heimkind.
Die französische Kinderschutzbeauftragte Claire Hédon reagiert entsetzt über kahl geschorenes Heimkind. IMAGO / Bestimage

Stadtverwaltung schmeißt komplettes Erzieherinnen-Team raus

Nach Angaben der APA leitete die Pariser Stadtverwaltung eine interne Untersuchung ein. Sie ersetzte das gesamte Erzieher-Team des betroffenen Kinderheims. Der Junge blieb laut Verwaltung freiwillig in der Einrichtung. Dort leben Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die unter staatlicher Obhut stehen.

Missstände in französischen Kinderheimen

Weiter heißt es, Abgeordnete hätten schon im April gravierende Missstände in französischen Heimen festgestellt. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss sprach von mangelnder Kontrolle und "institutionalisierter Gewalt". Landesweit leben rund 400.000 Minderjährige in solchen Einrichtungen.

So viele Kinder leben in deutschen Heimen

Zum Vergleich: In Deutschland leben etwa 128.000 Kinder und Jugendliche in Kinderheimen oder ähnlichen Einrichtungen der Jugendhilfe. Das geht aus der neuesten Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2023 hervor. 

Zusätzlich waren rund 87.000 junge Menschen in Pflegefamilien untergebracht, sodass insgesamt etwa 215.000 Minderjährige zeitweise außerhalb ihrer eigenen Familie aufwuchsen.