Ein nostalgischer Rückblick auf DDR-Weihnachtsmärkte sorgt für heftige Diskussionen. Zwischen Ostalgie und Realitätskritik prallen die Meinungen aufeinander.
München – Weihnachtsmärkte sind traditionell Orte der Besinnlichkeit und Gemeinschaft. Doch ein aktueller Social-Media-Beitrag zeigt: Selbst beim Thema Glühwein und Bratwurst können die Emotionen hochkochen. Ein Facebook-Post der Seite „DDR 2.0 Was wäre wenn wir geblieben wären?“ hat eine kontroverse Debatte über Weihnachtsmärkte in der ehemaligen DDR ausgelöst. Der Beitrag, der bereits über 16.000 Reaktionen erhalten hat, vergleicht die damaligen Preise und Atmosphäre mit heutigen Verhältnissen – und spaltet dabei die Gemüter der Nutzer.
Der ursprüngliche Post beginnt ironisch: „Weihnachtsmarkt in der DDR – ein Wunder, dass wir nicht alle verhungert, erfroren oder aus Kostengründen zu Hause geblieben sind...“ und listet dann detailliert die damaligen Preise auf: Bratwurst für 0,80–0,85 Mark, Grog für circa 1,20 Mark, Karussellfahrten für Kinder zwischen 0,20–0,50 Mark. Die Kernaussage: „Mit 5 Mark konntest du die komplette Familie durchfüttern, durchdrehen lassen und glücklich nach Hause schicken.“ Heutzutage beschweren sich immer mehr Besucher von Weihnachtsmärkten über die Preise. Die Löhne stiegen im Vergleich zu damals allerdings deutlich an.
Reaktionen der Nutzer auf Erinnerungen an Weihnachtsmarkt in der DDR sind unterschiedlich
Die Reaktionen der Nutzer fallen höchst unterschiedlich aus. Ein User schwelgt in Erinnerungen: „Damals war Weihnachten noch was Besonderes. Wir haben schon im August angefangen, die Zutaten für Weihnachtsessen und Bäckerei zusammen zu besorgen.“ Er beschreibt ausführlich die Vorbereitungen, das heimliche Baumholen und die bescheidenen, aber geschätzten Geschenke. Eine andere Nutzerin ergänzt: „Tatsächlich waren die Märkte gemütlich. Als Kind haben wir den besonderen Zauber der geschmückten Buden aufgesogen.“
Doch nicht alle teilen diese nostalgische Sichtweise. Ein Nutzer stellt kritische Fragen: „Wenn doch alles viel besser war, verstehe ich nur nicht, warum 89 tausende Menschen bei den Montagsdemos waren oder warum die Mauer niedergerissen wurde.“ Ein anderer User wird noch deutlicher: „Es war nur so billig, weil der Staat alles subventionierte, woran er letztendlich auch unter anderem zerbrach.“ Auch dekorierte Terrorpoller auf dem Weihnachtsmarkt lösten Diskussionen aus.
Meinungen zur DDR gehen in der Diskussion deutlich auseinander
Besonders kontrovers diskutiert wird die Versorgungslage. Während der ursprüngliche Post die erschwinglichen Preise lobt, erinnert ein Nutzer an die Realität: „Die giftgrünen Kuba-Orangen waren ja auch super lecker. Die guten Orangen gab‘s dann für einige wenige, zum Beispiel Wismut-Arbeiter, und Bananen im Dorfkonsum auf Zuteilung – für einen Vier-Personen-Haushalt 4 Bananen.“
Einige Kommentatoren versuchen zu vermitteln. Eine Nutzerin schreibt: „Ich verstehe dieses Ost-West-Gelaber nicht, wir sind ein Land und sollten es endlich mal werden.“ Sie plädiert dafür, sowohl Vor- als auch Nachteile beider Systeme anzuerkennen. Ein anderer User räumt ein: „Es war nicht alles schön in der DDR. Aber wir hatten eine schöne Kindheit.“
Viele vermissen das Weihnachtsgefühl aus einer früheren Zeit
Mehrere Kommentatoren heben hervor, dass sich Weihnachten damals anders angefühlt habe. Eine Nutzerin erklärt: „Wir waren empfänglich dafür, weil wir nicht Tag ein Tag aus beschallt, zum Konsum gezwungen und beleuchtet wurden. Es war eine besonders festliche Zeit.“ Ein anderer ergänzt: „Das hatte eine ganz andere Atmosphäre. Weihnachten war halt Weihnachten und nicht kurz nach Ostern.“ Oftmals gibt es Weihnachtsartikel im Supermarkt bereits Monate vorher zu kaufen.
Während die einen die Gemeinschaft, Sicherheit und Erschwinglichkeit betonen, verweisen andere auf die politischen und wirtschaftlichen Probleme des Systems. Ein Nutzer bringt es auf den Punkt: „Zugegeben, es war nicht alles schlecht in der DDR, jedoch finde ich manche Beiträge, die alles sooo hoch loben, echt überzogen.“ (Quellen: Facebook) (rd)
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