Im Block-Prozess wird es jetzt für einen mutmaßlichen Strippenzieher brenzlig

Im Block-Prozess rückt ein Mann zunehmend in den Fokus. Jetzt sieht sich Andreas C. auch noch dem Vorwurf der Veruntreuung ausgesetzt, es geht um mehr als 200.000 Euro, die dem Hotel "Grand Elysée" seinetwegen entgangen sein könnten: Der Vertrauensanwalt der Familie und rechte Hand des "Patriarchen" Eugen Block (Block House) soll die israelische Gruppe als Aufsichtsratsvorsitzender der Hotel-AG dort über Monate kostenlos einquartiert haben. FOCUS online berichtete bereits darüber.

Block-Prozess: Israelis sollen vor Entführung im Hotel gewohnt haben

Vom Hotel brachen die Israelis offenbar auf, um die Kinder aus Dänemark zu entführen. Klara und Theodor waren 2021 von einem Besuchswochenende nicht zurückgekehrt, woraufhin ein komplexer Familienrechtsstreit entbrannte.

In einem neuen Bericht betitelt die "Zeit" C. als den "Strippenzieher" der Blocks. Sowohl die Ermittler als auch David Barkay, Kronzeuge und Kopf der mutmaßlichen Entführergruppe, stellen ihn als zentrale Figur dar. Die "Zeit" berichtet nun, dass selbst die Israelis Bedenken wegen des Hamburger Anwalts hatten. Anfang 2023 sollen sie lediglich zur Informationsbeschaffung beauftragt gewesen sein.

Selbst Israelis hatten Bedenken wegen des Anwalts

Die Ermittler des Hamburger Landeskriminalamts hätten auf Christina Blocks Mobiltelefon Chats ausgewertet, die auf mehr hindeuten. Als ein Mitarbeiter Barkays im September 2023 um die Kontaktdaten von C.s Kanzlei bittet, plädiert Block demnach dafür, die Zahlung ohne Rechnung abzuwickeln. "Y. weist sie darauf hin, dass eine Zahlung ohne Rechnung in Israel nicht erlaubt sei", schreibt die "Zeit". Zwei Tage später soll sich C. besorgt gezeigt haben, falls die Polizei Ermittlungen aufnimmt. Barzahlung und Kryptowährungen seien im Gespräch gewesen. Der Kompromiss: Die Bezahlung wird als "Penetration Test" abgewickelt.

In dem "Zeit"-Artikel wird ein systematisches Vorgehen in den Raum gestellt: "Offiziell ging es um Sicherheitsprüfungen und IT‑Dienstleistungen. Tatsächlich scheinen zeitgleich Reisen und Einsätze der israelischen Beteiligten organisiert worden zu sein." Im Oktober 2023 soll Block dann an Barkays Mitarbeiter geschrieben haben, dass "er" – möglicherweise C. – etwas zu 90 Prozent organisiert habe. Für den Anwalt sei es kompliziert wegen des Geldwäschegesetzes. "Er soll eine juristische Schirmfunktion erfüllt und das formale Dach der verdeckten Operation geschaffen haben", so die "Zeit".

Christina Block (r.), ihr Anwalt Ingo Bott (l.) und Gerhard Delling (hinten) im Landgericht Hamburg.
Christina Block (r.), ihr Anwalt Ingo Bott (l.) und Gerhard Delling (hinten) im Landgericht Hamburg. dpa

Andreas C.: "Wir brauchen Ruhe!!!!!! Alles andere zerstört Dinge!!!!!!!"

Als Eugen Block im Dezember 2023 ein weiteres Sicherheitsunternehmen engagiert, um den Enkeln Weihnachtsgeschenke zukommen zu lassen, hat C. offenbar selbst interveniert. "Wir brauchen Ruhe!!!!!! Alles andere zerstört Dinge!!!!!!!", soll er dem Dienstleister geschrieben haben. Es könnte um ein bevorstehendes Urteil im Sorgerechtsstreit gegangen sein – aber auch um die Entführung der Kinder.

Dann ist da noch der rechtliche Rat, dass eine Rückholung legal sei. Das soll C. gegenüber Barkay immer wieder betont haben. Der "Zeit" zufolge hat er sich diese Einschätzung selbst von einer Rechtsanwältin im Jahr 2021 eingeholt und möglicherweise übernommen. Die schrieb ihm in einer E-Mail, dass eine Rückholung ihrer Einschätzung nach nicht den Straftatbestand der Entziehung Minderjähriger ins Ausland erfülle. Zu diesem Zeitpunkt hatte Block als Mutter noch das Aufenthaltsbestimmungsrecht.

C. ist Eugen Blocks Testamentsvollstrecker

Die unbedingte Loyalität der Familie gegenüber könnte mehrere Gründe haben: C. ist Eugen Blocks Testamentsvollstrecker. Nach dessen Ableben würde er über 76 Prozent der Stimmrechte im Unternehmen verfügen und für zehn Jahre das millionenschwere Unternehmen kontrollieren. Die zerstrittenen Kinder spielen als Nachfolger keine tragende Rolle. Doch in der Gunst des Patriarchen soll nur stehen, wer ihn nicht enttäuscht. Barkay sprach von großem emotionalem Druck, den neben Block auch der Anwalt ausgeübt habe. Für den Senior wäre es eine große Enttäuschung gewesen, die Enkel nicht mehr zu sehen.

Der Prozess geht am Donnerstag um 9.30 Uhr weiter. FOCUS online berichtet im Liveticker.