Als Thomas Gottschalk am 30. November seine Krebserkrankung öffentlich macht, ist das Echo gewaltig. Nicht nur, weil eines der bekanntesten Gesichter des deutschen Fernsehens betroffen ist – sondern weil er selbstkritisch offenlegte, wie schwer ihm der Abschied gefallen war.
Gottschalk sagt, er habe „schon im April“ aufhören wollen, habe sich dann aber „irgendwie in diese Abschiedssendung am 6. Dezember reinquatschen lassen“ – gemeint ist die RTL-Show „Denn sie wissen nicht, was passiert“. Während der Krebsbehandlung absolvierte Gottschalk noch Auftritte bei der Bambi-Gala vor zwei Wochen. Auch bei der „Romy“-Verleihung in Wien irritierte sein Verhalten, schließlich griff „Bergdoktor“-Schauspieler Hans Sigl ein.
Doch Gottschalk ist nicht der Einzige, der trotz schwerer Erkrankung weitergearbeitet hat. Viele deutsche Prominente standen vor derselben Frage: Weitermachen oder aufhören? Ein Blick auf ihre Geschichten zeigt, wie unterschiedlich der Umgang mit Krankheit sein kann.
Roland Kaiser – zurück auf die Bühne mit neuer Lunge
Wenige Künstler verbinden ihre Karriere so eng mit einem gesundheitlichen Neuanfang wie Roland Kaiser. Der Schlagersänger litt jahrelang an schwerer COPD, 2010 erhielt er eine neue Lunge.
Schon ein Jahr später stand er erneut auf der Bühne – ein Comeback, das bis heute anhält. Kaiser spricht offen über die Erkrankung und zählt zu den bekanntesten Beispielen für einen Künstler, der Krankheit nicht als Ende seiner Kreativität versteht, sondern als Zäsur und Chance, neu anzufangen.
Frank Zander – Diagnose, Operation, weiter singen
Auch Frank Zander kämpfte gegen die tückische Krankheit: Er erhielt eine Prostatakrebs-Diagnose. Nachdem die Ärzte Entwarnung gaben, kehrte Zander zurück auf die Bühne. Seine Offenheit darüber, dass der Krebs „nicht gestreut“ habe, machte ihm Mut – und auch seinem Publikum, das ihn bis heute feiert.
Nicole – Brustkrebs und ein offener Umgang
Die Eurovision-Siegerin Nicole sprach 2020 öffentlich über ihre Brustkrebserkrankung. Sie ließ sich behandeln, fokussierte sich auf ihre Gesundheit – und kehrte danach wieder auf die Bühne zurück.
Ann-Kathrin Berger – Profi trotz Diagnose
Die deutsche Fußball-Nationaltorhüterin erhielt gleich zweimal die Diagnose Schilddrüsenkrebs. Dennoch blieb sie im Profisport, durchlief Therapien und kehrte jedes Mal zurück aufs Spielfeld. Ihr Fall zeigt, dass Top-Leistung und schwere Erkrankung sich nicht ausschließen müssen – wenn man die medizinische Begleitung und die mentale Stärke hat.
Mickie Krause kehrt „tumorfrei“ zurück
Der Partysänger Mickie Krause überraschte die Öffentlichkeit 2022 mit der Mitteilung, er habe Blasenkrebs. Nach Operation, Nachsorge und engmaschigen Kontrollen erklärte er sich später für „tumorfrei“. Wie so viele Künstler ging auch er schnell wieder zurück zu Auftritten – und betonte, wie sehr ihm Normalität geholfen hat.
Jan Fedder – arbeiten bis zuletzt
Jan Fedder erkrankte 2012 an einem Mundhöhlenkarzinom, sprach offen darüber und arbeitete trotz Operationen und sichtbarer körperlicher Einschränkungen weiter für das „Großstadtrevier“. Die Produktion passte Drehpläne, Szenen und sein Rollenprofil an – weil Fedder unbedingt weiterspielen wollte. Bis kurz vor seinem Tod 2019 blieb er Teil der Serie.
Hendrikje Fitz drehte weiter
Die Schauspielerin Hendrikje Fitz, bekannt aus „In aller Freundschaft“, erhielt die Diagnose Brustkrebs und unterzog sich Chemotherapien, stand aber weiterhin vor der Kamera. Sie erklärte damals: „Der Drehplan wird nun so gelegt, dass er sich nach meinen Therapien richtet“, erklärte sie 2014 der „Welt“.
Fitz betonte immer wieder, wie wichtig es sei, das normale Leben aufrechtzuerhalten: „Ich finde es enorm wichtig, dass man trotz Krankheit sein normales Leben so normal wie möglich weiterführt und auch so weit es geht Sport macht.“
Helga Feddersen wechselte das Genre
1955 erhielt Helga Feddersen die Diagnose eines bösartigen Tumors an der Ohrspeicheldrüse. Die anschließende Operation hinterließ sichtbare und motorische Folgen, darunter eine teilweise Gesichtslähmung.
Statt sich dauerhaft von der Bühne zurückzuziehen, passte sie ihr künstlerisches Wirken an ihre veränderten Möglichkeiten an. Sie konzentrierte sich fortan auf Komödien und Rollen, in denen ihr veränderter Ausdruck und Habitus passend eingesetzt werden konnten, und wandelte sich so von der romantischen „Heldin“ zur vielseitigen Comedy-Darstellerin.
Monica Bleibtreu sprach nicht über ihren Krebs
Ganz anders handhabte es Monica Bleibtreu. Sie erkrankte an Lungenkrebs, machte dies aber nicht öffentlich. Sie drehte weiter – Filme wie Soul Kitchen erschienen erst posthum – und hielt ihre Krankheit bewusst aus der medialen Wahrnehmung heraus.
Hannelore Elsner – Arbeit bis zuletzt trotz Krebs
Hannelore Elsner litt in den letzten Lebensjahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs, der 2019 letztlich zu ihrem Tod führte. Wie Monika Bleibtreu hielt sie ihre Erkrankung weitgehend privat. Sie sprach nicht ausführlich in Interviews über die Krankheit.
Trotz der schweren Erkrankung arbeitete Elsner bis kurz vor ihrem Tod. Sie drehte weiterhin Filme und Serien. Die Dreharbeiten zur Tragikomödie Lang lebe die Königin mussten abgebrochen werden, weil Elsner schwer erkrankte. Weil noch einige Szenen fehlten, entschieden sich die Produzenten, den Film dennoch fertigzustellen — und holten fünf Kolleginnen ins Boot, die Elsners fehlende Szenen übernahmen: Iris Berben, Hannelore Hoger, Eva Mattes, Gisela Schneeberger und Judy Winter spielten jeweils einzelne Szenen nach. Der Film wurde zur Hommage.
Im Nachherein mit anderer Bedeutung? Thomas Gottschalk äußert sich zum Freitod der Kessler-Zwillinge.