- Der vollständige Gastbeitrag von Martin Eling ist hier verfügbar: Schweizer Professor wundert sich über unseren Renten-Zoff und macht Vorschlag
Ein Schweizer Vorschlag für das deutsche Rentensystem befeuert die Diskussion: Während einige Nutzer die politischen Akteure für Reformunfähigkeit kritisieren, stellen andere die Tragfähigkeit des bisherigen Umlagesystems grundsätzlich infrage. Es prallen Forderungen nach einem Kurswechsel hin zur Kapitaldeckung auf Bedenken gegenüber privater Vorsorge und Gerechtigkeit. Andere wiederum blicken zustimmend auf das Schweizer Modell, während Fragen nach sozialer Fairness und staatlicher Finanzpolitik den Meinungsaustausch ergänzen. Die Kommentare spiegeln teils ernüchterte, teils konstruktive Perspektiven auf ein Thema, das Generationen betrifft.
Kritik an Politik und Reformstau
Mit 30 Prozent ist dies das größte Lager der Diskussion. Viele Leser werfen der Politik Versagen beim Umsetzen dringend nötiger Rentenreformen vor, wie es auch der Artikel und der Schweizer Vergleich nahelegen. Sie bemängeln fehlende Weitsicht, politische Eigeninteressen sowie das Zögern angesichts der demografischen Entwicklung. Häufig wird die Angst vor Wahlniederlagen als Motiv für Reformblockaden genannt. Die Leser mahnen, dass nachhaltige Lösungen seit Jahrzehnten verschleppt werden und fordern, dass funktionierende Modelle anderer Länder endlich übernommen werden.
"Um tiefgreifende Reformen auf den Weg zu bringen, braucht man Politiker, die nicht nur mit sich selbst beschäftigt sind, sondern das Wohl des Bürgers im Blick haben. Dass wir davon meilenweit entfernt sind, sehen wir täglich. Leider leiden manche Politiker auch noch an Selbstüberschätzung und an Führungsqualitäten. Alles zusammen bedingt den Stillstand von Reformen." Zum Originalkommentar
"Ich traue es leider der Politik hier nicht mehr zu, die Rente grundlegend zu reformieren. Seit Jahrzehnten ist die demographische Entwicklung und die Folgen für die Rente bekannt. Trotzdem wurde kaum etwas verändert. Jetzt, wo bald die Boomer in Rente gehen, wird so getan, als sei das plötzlich wie eine Naturkatastrophe über uns gekommen." Zum Originalkommentar
"Man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Sowohl bei der Rente als auch in der Migration gibt es - besonders in den nördlichen Ländern - gut funktionierende Modelle. Dass das geht bei unserer Regierung ja gar nicht, dass man etwas Funktionierendes von anderen Ländern übernimmt." Zum Originalkommentar
Kritik an Rentensystem und Umlagefinanzierung
Rund 17 Prozent der Leserschaft äußern grundsätzliche Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des reinen Umlagesystems, wie es im Artikel kritisiert wird. Sie fordern eine stärkere kapitalgedeckte Komponente und verweisen auf die demografischen Zwänge, die das System an seine Grenzen bringen. Das generelle Anspruchsdenken, die Belastung der Jüngeren und die verpassten Chancen für einen Systemwechsel stehen im Vordergrund. Einige Leser diskutieren zudem, wie die Balance zwischen Solidarität und Eigenverantwortung künftig gelingen kann.
"Als führende Rentensysteme findet man ganz oben eher die Modelle aus den Niederlanden, Island und Dänemark, die eine staatliche Grundrente mit verpflichtenden Betriebsrenten, wo ähnlich wie hier Arbeitgeber und Arbeitnehmer einzahlen + einer freiwilligen Privatvorsorge, oft staatlich gut gefördert. In Deutschland hat man zu lange an einem wenig nachhaltigen Umlagemodell festgehalten, obwohl man das "Dilemma" hat kommen sehen." Zum Originalkommentar
"Wenn man nicht mit der Zeit geht, geht man mit der Zeit. Wenn man 40 Jahre verschläft, um die Rentenform zu ändern, muss es schiefgehen. Alle müssen einzahlen, damit die Gerechtigkeit zum Tragen kommt." Zum Originalkommentar
"Die heutige Rentensituation verdanken wir leider Kanzler Adenauer. Er hat trotz Bedenken von Erhard den Generationenvertrag eingeführt. Dies funktioniert so lange, bis genügend Kinder da sind. Statt das Leiden einer Generation, leiden jetzt alle Generationen. Wir müssen - über vielleicht eine Generation - zurück zum System, wo jeder selber seine Rente einzahlt." Zum Originalkommentar
"Bevor man diskutiert, sollte klar sein, warum man diskutiert. Die erfreulich höhere Lebenserwartung führt zu längeren Rentenbezugszeiten, zu höheren Ausgaben und die demografische Entwicklung führt zu weniger Einnahmen der Rentenkasse. Das bedeutet: das Rentensystem ist in seiner jetzigen Form nicht finanzierbar. Die SPD will die hohen, nicht finanzierbaren Ausgaben festschreiben. Wie immer gibt die SPD das von anderen erwirtschaftete Geld aus. Dass die CDU diese in ein Finanzdesaster führende Politik mitmacht, ist eine Kapitulation vor der Machtbesessenheit der CDU-Granden. Es muss und es wird schmerzhafte Einschnitte für aktuelle Rentner wie mich, für zukünftige Rentner und für arbeitende Menschen geben. Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit sind zwingend erforderlich." Zum Originalkommentar
Kritik an privater Vorsorge und Kapitaldeckung
Für 14 Prozent der Nutzer ist die Idee der privaten Vorsorge mit Unsicherheiten behaftet. Sie sehen Risiken in Bürokratie, fehlenden steuerlichen Anreizen und fehlendem Vertrauen in die Verlässlichkeit der Politik. Gerade für Haushalte mit niedrigen Einkommen erscheint eine zusätzliche, eigenfinanzierte Altersvorsorge schwer umsetzbar. Gleichzeitig betonen einige, dass Kapitalaufbau und Eigenverantwortung dennoch gefördert werden sollten – dafür müssten aber bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden.
"Private Vorsorge? So wie die Riesterrente? Wo ein Riesenanteil an Bürokratie entfällt? Bevor in Deutschland etwas erlassen wird, wird erst eine Verordnung, ein Gesetz und sonst was erschaffen." Zum Originalkommentar
"Die Schweiz ist ein Hochlohnland, in Deutschland eher nicht. Also stellt sich die Frage, wie soll jemand privat vorsorgen, wenn das Geld zu Ende ist, der Monat aber nicht? In die Schweiz auswandern?" Zum Originalkommentar
"Sobald ein privater Anteil der Vorsorge Bestandteil ist, wird der Vorschlag in der Realität scheitern. Warum? Weil die private Vorsorge immer gegeben ist. Diejenigen, die hier jammern, hätten zu jeder Zeit die Möglichkeit gehabt, privat vorzusorgen, es aber aus welchen Gründen auch immer unterlassen; und nur mal ganz nebenbei, wenn man die Kosten des täglichen Bedarfs zwischen Deutschland und der Schweiz vergleicht, ist die Schatulle gleichermaßen leer." Zum Originalkommentar
"Wer in der Schweiz privat vorsorgt, der kann den Beitrag sogar noch steuerlich geltend machen. Hier wurde und wird man dafür noch bestraft." Zum Originalkommentar
Kritik an sozialer Gerechtigkeit und Generationenkonflikt
Rund zwölf Prozent der Kommentierenden diskutieren soziale Gerechtigkeit, Lastenverteilung zwischen Alt und Jung sowie Sonderbehandlungen für bestimmte Gruppen, v.a. Beamte. Während einige ältere Nutzer traditionelle Werte und Ansprüche verteidigen, betonen andere die strukturelle Überlastung der Jüngeren und fordern Reformen für mehr Generationengerechtigkeit. Die Balance zwischen Eigenverantwortung, Solidarität und Anreizen wird in Frage gestellt.
"Die jungen Menschen haben nur noch eine Chance. Sie müssen einen großen Teil ihres Einkommens in Kapitalinvestitionen (Aktien, ETF) stecken und sie müssen für eine komplette Abschaffung der Kapitalertragsteuer kämpfen und zwar sofort. Wenn man sie daran hindert, steuerfreie Kapitalerträge zu erzielen, werden sie nicht daran denken, die hohen Rentenbeiträge für die Älteren zu finanzieren und ihre Arbeitsleistung einstellen. Meine Kinder, 19 und 21, haben mit Auswanderung gedroht." Zum Originalkommentar
"Haben wir Alten nicht das Recht auf eine stabile Rente, für die wir ein Leben lang gearbeitet haben und den Jungen ein besseres Leben finanziert, als wir es in unserer Jugend hatten? Es geht immer nur um die Belastung der jüngeren Generation! Das waren wir aber auch mal und solche Diskussionen gab es nicht wie heute! Wir hatten schon als Azubis 40-Stunden-Wochen und karges Lehrgeld, während die Azubis heute schon nach Mindestlohn, Life-Work-Balance und einer Wohnung in der Ausbildungsstadt schreien. Sie bekommen schon Burn-out, wenn sie zwei Dinge gleichzeitig erledigen sollen, beschweren sich über Ausbeutung, wo keine ist. Sie sind verwöhnt, verzogen und faul, außer natürlich die wenigen Ausnahmen, denn es gibt noch ein paar wenige. Es nervt wirklich nur noch!" Zum Originalkommentar
"Uns ist schon klar, warum diese Politik keine Rentenreform möchte, da würde es ans Eingemachte gehen, nämlich an diese überbordenden Pensionen, an denen sie über Massen beteiligt sind und selbst keinerlei Einschränkungen möchten. So sieht's aus! Dreister geht's nimmer! Mal sehen, wie lange wir uns das noch gefallen lassen!" Zum Originalkommentar
Zustimmung zur Schweizer Rentenlösung
Manche Leser (sechs Prozent) sprechen sich positiv für das im Artikel erwähnte Schweizer Modell aus. Sie finden am Ansatz der drei Säulen – Grundversorgung, betriebliche Vorsorge, private Sparleistung – viele Vorteile. Als Vorbild dienen ihnen auch andere europäische Länder mit ähnlichen Systemen. Die Frage nach Anpassungsmöglichkeiten an deutsche Verhältnisse und politischen Rahmenbedingungen wird weiter diskutiert.
"Das Schweizer System ist ein gutes und könnte als Vorbild dienen, leider vergisst der Professor zu erwähnen, dass es seit dem Jahr 2000 in der Schweiz keine Beamten mehr gibt, somit sind dort alle Bürger in dem Rentensystem." Zum Originalkommentar
"Na ja, diese drei Säulen sind keineswegs neu. Staatliche Rente und private Vorsorge gibt es für alle. Betriebsrente gibt es bei größeren Firmen und da können sich die kleineren ein Beispiel nehmen. Dann ist es so, wie in der Schweiz." Zum Originalkommentar
"In der Schweiz zahlt z. B. ein Manager mit 10 Mio.-Jahresgehalt rund eine Million CHF jährlich in die erste Säule, bekommt aber später nur die gedeckelte Maximalrente. Diese Solidarität funktioniert sehr gut. Die Pensionskasse trägt dann dem Gehalt mehr Rechnung und ist beim Manager entsprechend höher." Zum Originalkommentar
Kritik an Staatsausgaben und Finanzpolitik
Mit weiteren sechs Prozent Anteil thematisieren Leser Versäumnisse bei der Haushaltsplanung und mahnen mehr Transparenz sowie Maßnahmen zur Ausgabenkontrolle an. Sie sehen falsch gesetzte Prioritäten bei den Staatsausgaben als mitverantwortlich für bestehende Rentenprobleme. Die Forderung nach effizienter Mittelverwendung und Konsolidierungsmaßnahmen ist hier zentral.
"Der Schweizer Professor empfiehlt ein gutes System. Allerdings fehlt meines Erachtens eins, und zwar das rigorose Minimieren unnützer Staatsausgaben. Alles muss auf den Prüfstand. Und dafür brauchen wir ein Revisionsministerium, das alle Steuergeldausgaben im Vorhinein prüft und genehmigt und das in allen Bereichen bis hinein in die Kommunen. Das aktuelle System ist ein Selbstbedienungsladen in höchster Qualität. Das muss beendet werden. Der Bundesrechnungshof kommt immer erst nach einem Jahr und reklamiert irgendwelche sinnlose Geldverschwendung. Und dann ist das Geld schon dreimal weg." Zum Originalkommentar
"Das Problem ist doch nicht, aus welchem Topf wir das Geld nehmen, sondern das Geld, welches ja da ist, nicht anderweitig auszugeben. Sparmöglichkeiten werden hier doch ständig genannt, aber sind öffentlich tabu." Zum Originalkommentar
"Trotzdem zahlen alle auch in dieses System. Die Schweizer sind nicht die einzigen, die in Europa die Rente so finanzieren. Ich kenne das System der Pensionskasse aus Belgien. Zu dem 13. Monatsrente und Urlaubsgeld gezahlt werden. Unsere Politiker haben einen Grund, ihre eigenen Ruhegelder und die Beamtenpension. Allein die kostet den Steuerzahler 90 Milliarden Euro, davon hört man nichts. Während man hier immer noch von 48 % faselt. In meinen Augen ein glatter Betrug. Ein Nachsatz, ich bin froh, dass ein Teil meiner Rente aus Belgien kommt. . ." Zum Originalkommentar
Kritik an Medien und Diskussionskultur
Nur ein kleiner Teil der Leserschaft (ein Prozent) kritisiert die mediale Aufbereitung der Rentenfrage, wie sie im Artikel thematisiert wird. Die Kommentare sehen ein Problem in plakativ geführten Debatten, in denen zu wenig Raum für wirkliche Reformvorschläge oder Experteneinschätzungen bleibt. Der Wunsch nach konstruktiver und faktenorientierter Diskussion ist hier deutlich.
"Das Traurige ist, dass unsere Medien keine sachbezogene und lösungsorientierte Diskussionskultur ermöglichen. Scheinbar geht es denen mehr um Einschaltquoten und plakative Zuspitzungen. Wie anders ist erklärbar, dass so wenige echte Experten eingeladen werden, stattdessen unbedarfte Schwätzer. Auch die Fragen der Talkmaster/-innen beziehen sich kaum auf sinnvolle Lösungsansätze. Meist geht es um Nebenkriegsschauplätze, die in der Sache nicht weiterbringen." Zum Originalkommentar
Sonstige Stimmen
Die Rubrik Sonstiges vereint 14 Prozent der Kommentare. Hier äußern Leser bunt gemischte Einwürfe – beispielsweise allgemeine Reflexionen über Reformmüdigkeit, Kritik an Privilegien einzelner Berufsgruppen oder Überlegungen zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Einzelne Beiträge verknüpfen mehrere Themenfelder oder drücken ein grundsätzliches Gefühl der Ratlosigkeit aus.
"Eine deutsche Krankheit: Nicht schauen, was andere machen, sondern ein eigenes, perfektionistisches, bei Beibehalten aller Privilegien für bestimmte Berufsgruppen, entwickeln mit Millionen von Vorgaben und abermillionen von Ausnahmen." Zum Originalkommentar
"Lieber Schweizer Professor. Das ist doch ganz einfach. Die Pensionen um 1 % kürzen, damit kann man die Rente um zwei Punkte erhöhen." Zum Originalkommentar
"Jetzt müssen wir alle nur noch 40 Jahre in die Vergangenheit reisen und das Schweizer Modell einführen, schon sind unsere Probleme heute gelöst. Leider hat man sich vor 40 Jahren entschieden, das Problem in die Zukunft zu schieben. Die Zukunft ist jetzt... Rückwirkend können wir die Probleme nicht lösen, deshalb wird es jetzt schmerzhaft. Aber auf die Politik ist Verlass - das Problem wird weiter in die Zukunft geschoben und damit noch größer..." Zum Originalkommentar
Wie steht es um die deutsche Rentenpolitik: Ist ein Systemwechsel überfällig oder reichen gezielte Reformen? Sollten wir uns am Schweizer Modell orientieren – oder liegen die Lösungen ganz woanders? Diskutieren Sie mit: Wie stellen Sie sich eine faire und zukunftsfeste Altersvorsorge in Deutschland vor?