Ein millionenteurer Zaun für den Görlitzer Park sorgt für angespannte Leserdiskussion: Viele User kritisieren die Politik und erwarten von der Maßnahme wenig, während andere ein härteres Vorgehen gegen Dealer und Drogenkonsum fordern. Besonders intensiv prallen Stimmen aufeinander, die den Zaun als ineffektiv und teuer ablehnen, und jene, die entschiedene polizeiliche Maßnahmen fordern. Immer wieder werden politische Verantwortlichkeiten, das Berliner Stadtbild und die Rolle der Bevölkerung thematisiert.
Der vollständige Artikel ist hier verfügbar: Ein Busch, 350 Spritzen: Berlin baut Zaun um Drogen-Park - und die Angst wird noch größer
Kritik an der Politik
Ein erheblicher Teil der Leser bringt massives Misstrauen gegenüber der Berliner Landespolitik zum Ausdruck. Sie werfen SPD, Grünen und CDU gemeinsames Versagen in der Stadtentwicklung und Sicherheitspolitik vor. Viele fordern Neuwahlen, weil sie Berlin als Beispiel für ideologisch geprägte, aber praxisferne Politik sehen. Der Hintergrund: Der geplante Sicherheitszaun um den Görlitzer Park soll laut Senat Drogendelikte und Gewalt eindämmen – Kostenpunkt rund 1,5 Millionen Euro. Kritiker halten das für Symbolpolitik. Tatsächlich gilt Berlin laut Polizeilicher Kriminalstatistik weiterhin als Brennpunktstadt, besonders bei Delikten im öffentlichen Raum. Die Kritik an der Politik verweist damit auf ein tieferes Problem – ein wachsendes Misstrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates.
"Nicht die normalen Bürger aussperren, die anderen einsperren, muss die Devise sein." Zum Originalkommentar
"Nicht der Zaun ist das Problem, nicht die Süchtigen sind das Problem!! Politik, die nichts auf die Reihe bekommt = SPD Union Grüne sind unser Problem ..." Zum Originalkommentar
"RRG war einfach zu lange an der Macht. Die wollten das so, die Berliner wollten das so. Und jetzt jammern sie." Zum Originalkommentar
Zweifel an Stadtplanung
Viele Leser halten den geplanten Zaun für wirkungslos. Sie argumentieren, die Maßnahme löse keine Probleme, sondern verschiebe sie. Der Görlitzer Park gilt seit Jahren als Brennpunkt des offenen Drogenhandels – besonders mit Cannabis und Kokain. Bereits frühere Maßnahmen wie Beleuchtung, Polizeikontrollen oder ein sogenanntes Parkmanagement zeigten nur begrenzte Wirkung. Sicherheitsexperten bestätigen: Ohne nachhaltige Sozialarbeit und konsequente Strafverfolgung verlagert sich die Szene meist in angrenzende Viertel. Zudem befürchten Anwohner, durch den Zaun selbst eingeschränkt zu werden – ein Symbol für Rückzug statt Lösung. Der Konflikt zeigt die Spannung zwischen öffentlicher Sicherheit, sozialpolitischem Anspruch und städtischem Freiheitsverständnis.
"Der Zaun beseitigt kein einziges Problem, sondern schafft Neue. Ein Schuss ins Knie. Die Anwohner können nach 22:00 Uhr nicht mehr in den Park an heißen Sommernächten und die Drogenszene verlagert sich an andere Orte. Zudem kostet der Zaun einen Haufen Geld. Das einzige, was hilft, ist die Beseitigung/ Ausweisung der Dealer und Süchtigen." Zum Originalkommentar
"Kein Zaun kann das eigentliche Problem lösen, schade um das Geld." Zum Originalkommentar
"Berlin baut mal wieder eine Mauer. Ist es also mal wieder so weit? Außerdem wird diese Mauer gar nichts lösen. Die No-Go-Area wird sich einfach verlagern, weil das eigentliche Problem überhaupt nicht gelöst wird ..." Zum Originalkommentar
"Zäune verhindern auch die Fluchtmöglichkeiten für unschuldige Menschen, die von schaurig zugedröhnten Menschen angegangen werden. Durch diese Zäune machen normale Menschen noch mehr einen Bogen um diese Orte und die Drogenszene hat den Ort allein. So verändert man das Stadtbild nicht zum Besseren." Zum Originalkommentar
Forderung nach Konsequenzen
In zahlreichen Kommentaren fordern Leser ein entschiedenes Durchgreifen – insbesondere gegen ausländische Dealer. Sie verlangen Abschiebungen, härtere Strafen und konsequente Polizeiarbeit. Manche Stimmen überschreiten dabei den Rahmen sachlicher Kritik. Der Ruf nach Härte ist Ausdruck wachsender Frustration über eine Stadtpolitik, die zwischen liberalem Selbstverständnis und Sicherheitsanspruch zerrieben wirkt.
"Bei solchen Zuständen wünscht man sich tatsächlich einen Trump und eine ICE, die da mal gründlich aufräumt. Unsere eigene Regierung hat anscheinend aufgegeben, die Bürger noch schützen zu wollen." Zum Originalkommentar
"Auch vor 2015 und vor dem Geschwätz des Kanzlers gab es eine Drogenszene in Berlin und wohl allen größeren Städten ..." Zum Originalkommentar
Wahrnehmung von Verfall und Kontrollverlust
Viele Leser empfinden das Berliner Stadtbild als Sinnbild politischer Vernachlässigung. Sie sprechen von Verwahrlosung, Müll, Drogen und Angstzonen. Der Vergleich mit anderen europäischen Hauptstädten fällt oft zu Ungunsten Berlins aus. Die Kritik richtet sich weniger gegen einzelne Maßnahmen als gegen das Gesamtbild einer Stadt, die den Eindruck vermittelt, sie habe ihre Ordnung verloren. Studien bestätigen diesen Trend: Laut Kriminalitätsatlas und Umfragen zur "gefühlten Sicherheit" liegt Berlin bundesweit am unteren Ende. Gleichwohl sehen Soziologen darin auch ein Wahrnehmungsproblem – sichtbar gewordene Vielfalt werde von vielen als Kontrollverlust interpretiert.
"Normalerweise ist das Stadtbild ein Aushängeschild, aber in Deutschland schon lange nicht mehr. Andere europäische Länder sind lebenswerter. Und asiatische Hauptstädte sind da mustergültig." Zum Originalkommentar
Ruf nach sichtbarer Präsenz und Konsequenz
Statt baulicher Maßnahmen wünschen sich viele Leser sichtbare Polizeipräsenz. Razzien, Durchsuchungen und "Null-Toleranz"-Strategien wie einst in New York oder Frankfurt werden gefordert. Der Senat verweist dagegen auf Personalgrenzen und den Anspruch, nicht mit Abschreckung, sondern Prävention zu arbeiten. Tatsächlich ist Berlin mit rund 19.000 Polizeikräften unterbesetzt, gemessen an seiner Einwohnerzahl und Kriminalitätsbelastung. Der Ruf nach mehr Polizei spiegelt ein Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle – aber auch den Wunsch, staatliche Autorität wieder spürbar zu machen.
"Mein Gott, womit haben die Berliner Behörden ein Problem? Eine öffentliche Parkanlage ist kein Marktplatz, egal für was. Den eisernen Besen in Form von bewaffneten Razzien mehrmals bei Tag und Nacht und nach einer Woche brauchen wir keinen Zaun mehr. Machen." Zum Originalkommentar
"Scharfe Hunde sollen als Ergänzung eingesetzt werden, es muss sehr hart durchgegriffen werden. Diejenigen, die keine Rücksicht auf andere nehmen, denen muss massiver Widerstand begegnet werden." Zum Originalkommentar
Kritik an den Wählern
Einige Leser wenden den Blick auf die politische Grundlage: Die Berliner hätten diese Politik durch ihre Wahlentscheidungen selbst legitimiert. Die wiederholte Regierungsbeteiligung von SPD und Grünen wird als Ausdruck gesellschaftlicher Akzeptanz der bisherigen Linie gesehen. Tatsächlich bestätigte die letzte Wahl 2023 eine knappe Mehrheit für die Koalition, trotz Kritik an Drogenpolitik und Stadtentwicklung. Diese Argumentation verweist auf einen demokratischen Grundkonflikt: Wenn politische Entscheidungen zwar legitim, aber unpopulär sind – wie viel Verantwortung trägt dann der Wähler selbst?
"Ist doch gut so, die Berliner wollen das mehrheitlich so, sonst würden sie anders wählen. Nur den Finanzausgleich sollte man abschaffen, das sollen sie schon selbst bezahlen." Zum Originalkommentar
"Was sind schon lappige 1,5 Mio Euro gegen die 3 Milliarden, die Berlin für Bäume pflanzen ausgeben will. Das Stadtbild muss schließlich aufgebessert werden." Zum Originalkommentar
Sonstige Stimmen
Zahlreiche ironische Kommentare ziehen Parallelen zur Berliner Geschichte – vom "neuen Mauerbau" bis zur Rückkehr sozialistischer Denkweise.
"Sach isch doch immer: Sozialisten kommen auf Dauer nicht ohne Zäune und Mauern aus ..." Zum Originalkommentar
"Berlin kennt sich aus mit Zäunen und Mauern." Zum Originalkommentar
Wie weiter mit dem Görlitzer Park? Die Debatte zeigt: Viele Berliner sind unzufrieden mit der aktuellen Politik und dem neuen Zaun – doch über wirkliche Lösungen herrscht Uneinigkeit. Was meinen Sie: Reichen bauliche Maßnahmen wie der Zaun, sind härtere Strafen sinnvoll oder braucht es eine komplette Kehrtwende in der Berliner Drogenpolitik?