„Habe immer alle Rechnungen bezahlt”: Martin (84) lebt seit einem Jahr ohne Strom

Der 84-jährige Martin K. aus Wien lebt seit über einem Jahr ohne Strom in seiner Wohnung. „Ich habe immer alle Rechnungen bezahlt“, beteuert der Büchsenmacher. Laut „Heute” begann das Problem mit einer Verkettung unglücklicher Umstände und bürokratischen Hürden.

Obwohl Martin K. beteuert, alle Rechnungen stets bezahlt zu haben, wurde sein Stromzähler im Oktober 2024 von den Wiener Netzen abmontiert. Grund war, dass kein gültiger Stromliefervertrag vorlag. Die Hausverwaltung erklärte gegenüber „Heute“, dass Bauarbeiten die Entfernung aller Zähler notwendig gemacht hätten und die Mieter selbst für neue Verträge verantwortlich gewesen seien. Martin K. ist überzeugt, rechtzeitig gehandelt zu haben, doch seine Bemühungen blieben erfolglos.

Ein 84-jähriger Wiener kämpft seit einem Jahr gegen das Behördenchaos. Sein Stromzähler wurde entfernt, sodass er nun bei Kerzenschein lebt.
Ein 84-jähriger Wiener kämpft seit einem Jahr gegen das Behördenchaos. Sein Stromzähler wurde entfernt, sodass er nun bei Kerzenschein lebt. (Symbolbild) Getty Images

84-Jähriger lebt monatelang im Kerzenschein

Die Situation verschärfte sich, als polnische Bauarbeiter während der Renovierungsarbeiten laut „Heute“ illegal Strom aus seinem Verteilerkasten anzapften. „Die haben herumgetanzt und gefeiert, dass der Mörtel abgebröckelt ist“, erinnert sich Martin K. an die Vorfälle. Ein Nachbar bestätigte gegenüber „Heute“, dass es zu diesem Vorfall gekommen sei. Danach wurde der Zähler endgültig entfernt und seitdem lebt der 84-Jährige bei Kerzenschein.

Nun scheint sich endlich eine Lösung abzuzeichnen. Die neue Verwalterfirma, die während eines laufenden Konkursverfahrens eingesetzt wurde, unterstützt den Mieter ohne Strom aktiv. „Wir setzen alles daran, dass Herr K. so schnell wie möglich wieder Strom hat“, erklärte das Unternehmen gegenüber „Heute“. Ein Elektriker arbeitet bereits an der Wiederherstellung der Anlage und die Genehmigung der Wiener Netze liegt vor.

Stromanbieter kündigt Vertrag: So reagieren Verbraucher richtig

Wenn ein Stromanbieter den Vertrag kündigt, sollten Verbraucher sofort handeln. Zunächst sollte dem Anbieter schriftlich mitgeteilt werden, dass die Kündigung und die Einstellung der Belieferung als „nicht zulässig“ angesehen werden. Sicherheitshalber wird außerdem empfohlen, das Lastschriftmandat bei der Bank zu kündigen, um zu vermeiden, dass weiterhin Zahlungen an den Anbieter erfolgen, obwohl dieser keine Leistung mehr erbringt. 

Zudem sollte der aktuelle Stromzählerstand einschließlich Datum und Uhrzeit dokumentiert werden. Anschließend ist der Grundversorger zu kontaktieren, um die Konditionen des Ersatzkundentarifs zu klären und gegebenenfalls in einen günstigeren Tarif zu wechseln. Der Verbraucherzentrale Bundesverband weist darauf hin, dass eine außerordentliche Kündigung nur bei einem erheblichen Grund gemäß § 314 BGB zulässig ist, wie etwa bei unzumutbaren Vertragsbedingungen. Steigende Strompreise zählen jedoch nicht dazu. Verbraucher können Schadenersatz fordern, wenn die Kündigung unrechtmäßig ist.