Vor drei Jahren kehrte Annabel Fenwick Elliott Großbritannien den Rücken, um mit ihrem Mann und ihrem Sohn ein besseres Leben zu suchen. Ihre Route führte sie über Island und Mauritius bis nach Umbrien, mitten in Italien. Dort mietete die Familie ein Bauernhaus mit Hühnern, Katzen und Hund, für nur 750 Euro im Monat.
Auf den ersten Blick schien alles perfekt: Sonne, frisches Essen und kostenlose Kinderbetreuung. Doch das vermeintliche Paradies offenbarte bald seine Schattenseiten, nur sechs Monate später zieht die Familie laut dem englischen "Telegraph" erneut um.
Auswanderer-Familie in Italien: Deshalb geben sie nach sechs Monaten auf
Annabel lobte zwar die Lebensfreude der Italiener, verzweifelte aber an der endlosen Bürokratie. Vom Arztbesuch bis zum Briefversand sei jeder Vorgang ein Geduldsspiel, erzählt sie. Auch der tief verwurzelte Katholizismus erwies sich als Stolperstein: Ihr Sohn wurde im Kindergarten regelmäßig religiös unterrichtet, was sie als zu missionarisch empfand. "Ich habe Großbritannien verlassen, weil ich wollte, dass mein Sohn frei aufwächst – nicht indoktriniert", sagt sie rückblickend.
Ein weiteres Hindernis war die Sprache. Trotz eines Intensivkurses fiel es der Britin schwer, Italienisch zu lernen. Die Sprachbarriere führte zu Unsicherheit und dem Gefühl, nie wirklich dazuzugehören. Das Leben im Ausland sei wunderschön, aber emotional herausfordernd, besonders für jemanden, der schüchtern ist.
Nun steht der nächste Umzug bevor, diesmal in die USA. Dort hofft die Familie auf mehr Stabilität und eine einfachere Integration. Der Gedanke, keine neue Sprache mehr lernen zu müssen, sei eine Erleichterung. Trotz aller Herausforderungen blickt Annabel Fenwick Elliott dankbar zurück: Ihre Jahre in Italien hätten ihr gezeigt, dass es mehr braucht als eine schöne Landschaft, um sich wirklich zuhause zu fühlen.
Britische Auswanderer in Italien
Laut einer Erhebung der britischen Botschaft in Rom leben schätzungsweise über 30.000 Briten dauerhaft in Italien. Rund 20 Prozent dieser Briten leben zwischen einem und fünf Jahren in Italien, während fast 40 Prozent bereits länger als 20 Jahre dort ansässig sind. Geografisch konzentrieren sich laut dem Nachrichtenportal "The Local" viele Auswanderer in Norditalien: 20 Prozen in der Lombardei, 18 Prozent im Lazio-Gebiet, 12 Prozent in der Toskana.
Die Gründe für den Umzug sind vielfältig: 34 Prozent gaben an, wegen der Arbeit nach Italien gezogen zu sein, 29 Prozent wegen Familie und 27 Prozent wegen des Renteneintritts.
Parallel hierzu verzeichnete Italien laut Daten der Statistikbehörde ISTAT im Jahr 2024 mit circa 382.071 Zuwanderern den höchsten Wert seit zehn Jahren, während zugleich rund 155.732 Italiener das Land verließen – ebenfalls ein Spitzenwert.