TRUMPF-Chefin will freien Ostermontag streichen – und findet klare Worte zur AfD

Um Industriearbeitsplätze in Deutschland halten zu können, schlägt die Chefin des Lasertechnik-Spezialisten Trumpf die Streichung des Ostermontags als Feiertag vor. "Wir haben die meisten Feiertage und im Durchschnitt die meisten Krankheitstage", sagte Nicola Leibinger-Kammüller in einem Interview mit den "Stuttgarter Nachrichten" und der "Stuttgarter Zeitung". "Wir müssen uns wieder kollektiv anstrengen, weil sich der Erdball weitergedreht hat, wenn wir auf die Arbeitszeiten in Amerika, China oder Polen blicken."

Abschaffung von Feiertagen wird schon länger diskutiert 

Die Debatte um weniger Feiertage keimt immer wieder auf. Aus Sicht einiger Ökonomen könnte eine Streichung zum Beispiel helfen, die beschlossenen Milliarden-Schulden für Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz zu finanzieren. 

Auch der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian, hatte schon vorgeschlagen, einen oder mehrere Feiertage abzuschaffen, um die Wirtschaftsleistung zu erhöhen. Die "Wirtschaftsweise" Monika Schnitzer hatte ebenfalls die Abschaffung eines Feiertages in Deutschland zur Finanzierung der Krisenlasten befürwortet.

Studie: Weniger Feiertage heißt nicht mehr Wirtschaftsleistung

Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hingegen hat in einer Studie keine Belege dafür gefunden, dass die Abschaffung von Feiertagen die Wirtschaftsleistung erhöht. Bei sechs untersuchten Fällen kam es zu dem Schluss, dass die Wirtschaft sich in gut der Hälfte der Fälle sogar danach in jenen Bundesländern besser entwickelte, in denen Feiertage beibehalten wurden oder neu hinzukamen. 

Auch ist eine Mehrheit der Menschen in Deutschland nicht dazu bereit, zugunsten von mehr Wirtschaftsleistung auf Feiertage zu verzichten, wie das Meinungsforschungsinstitut Insa im März für "Bild am Sonntag" ermittelte.

Trumpf-Chefin will ausgerechnet Ostermontag streichen

Dass Leibinger-Kammüller ausgerechnet den Ostermontag streichen würde, begründete die Christin den Zeitungen zufolge damit, dass kaum jemand noch an einer Ostermontag-Prozession teilnehme. Dafür sei der Tag jedoch einmal gedacht gewesen. Sie sei überzeugt, für mehr Arbeitszeit ließe sich eine Lösung finden, "ohne dass Beschäftigte danach ins Sanatorium müssen".

Die Chefin des schwäbischen Maschinenbauers mit Sitz in Ditzingen bei Stuttgart warb für eine enge Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften: "Wir brauchen eine neue konzertierte Aktion - wie früher, als sich Arbeitgeber, Gewerkschaften und Politik an einen Tisch gesetzt haben", sagte Leibinger-Kammüller. "Wir müssen dieses Land und seinen Sozialstaat retten, aber richtig." Über Arbeitszeitmodelle, Flexibilität und längere Lebensarbeitszeit müsse geredet werden, sonst drohe Produktion aus Deutschland abzuwandern.

Entspannte Sicht auf die AfD und den Verband der Familienunternehmen 

Auch bei anderen Themen hat die Unternehmerin eine klare Haltung – etwa, wenn es um den aktuellen AfD-Kurs des Lobbyverbands "Die Familienunternehmer" geht. Der hatte sich vergangene Woche neu positioniert und sein "Kontaktverbot" zu AfD-Politikern aufgehoben. In Folge sind mehrere Firmen direkt ausgestiegen, etwa die Drogeriemarktkette Rossmann oder der Hausgerätehersteller Vorwerk.

Für Leibinger-Kammüller steht der Ausstieg nicht im Raum, im Gegenteil. "In solchen Situationen neige ich dazu, erstmal abzuwarten, ein Glas Rotwein zu trinken, von den emotionalen Höhen herunterzukommen und dann erneut zu überlegen, ob das ein sinnvoller Schritt ist", wird sie im Interview zitiert.

Sie selbst habe noch nie AfD-Vertreter eingeladen und halte es – abgesehen von einer "tief empfundenen Abscheu angesichts der Äußerungen des Spitzenpersonals" – auch nicht für sinnvoll. Denn die wenigen Male, die sie sich mit AfD-Politikern unterhalten habe, hätten ihr gezeigt, dass sie sowieso bei ihrer Haltung blieben. "Gleichzeitig aber können wir nicht die ganzen AfD-Wähler verdammen, zumal auf kommunaler Ebene, wo der Mittelstand tief verankert ist", wie es beispielsweise ihr Unternehmen Trumpf in Sachsen sei.

"Die Menschen fühlen sich nicht mehr ernst genommen"

Das Problem mit der AfD ließe sich so nicht lösen, betont Leibinger-Kammüller im Interview. Stattdessen müsste man andere Probleme angehen: "Überregulierung, Bürokratie, Dokumentationspflichten – das macht nicht nur kleine Betriebe kaputt." Auch hohe Lohnnebenkosten, steigende Krankenkassenbeiträge "und vor allem das Gefühl der notorischen Bevormundung durch den Staat" sieht sie problematisch.

"Die Menschen fühlen sich nicht mehr ernst genommen, weil ihre tatsächlichen Probleme nicht in angemessenem Maß angegangen werden", bilanziert sie.

Trumpf ist Weltmarktführer im Bereich der Industrielaser. Wegen der schwierigen Weltwirtschaft und Kosten für einen Stellenabbau hat das Unternehmen zuletzt rote Zahlen geschrieben. Das Ergebnis nach Steuern lag im Geschäftsjahr 2024/25 bei minus 23,4 Millionen Euro. Im Vorjahr blieben dem mittelständischen Unternehmen unterm Strich noch 392,8 Millionen Euro.