Mit 1,35 Milliarden Euro soll deutscher Hafen zum Bollwerk gegen Putin werden

Bremerhaven entwickelte sich vom Anlaufpunkt deutscher Auswanderer zum Ort der Versorgung und Reparatur von Kriegsschiffen im Zweiten Weltkrieg bis hin zum strategischen Nato-Drehkreuz im Kalten Krieg. Nun soll die Hansestadt an der Nordsee erneut zu einem zentralen Verteidigungsknoten von Deutschland und der Nato werden und ein wichtiger Baustein in der Aufrüstung angesichts eines zunehmend aggressiveren Russland unter Wladimir Putin. Dafür soll Bremerhaven ab 2026 aufgerüstet werden, wie „Bremen.t-online“ berichtet. 

Medienberichten zufolge investiert der Bund 1,35 Milliarden Euro in den Hafen der Stadt an der Nordsee. Die Gelder fließen aus dem Verteidigungsetat, wie der „Norddeutsche Rundfunk“ (NDR) berichtet. Gegenüber der „Tagesschau“ sagt der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS): "Die 1,35 Milliarden Euro für Bremerhaven sind ein guter Anfang." Das Ziel: Der Hafen von Bremerhaven soll ein maritimer Logistik-Hub für die deutsche Bundeswehr und die Nato werden,

1,35 Milliarden Euro – größte Investition in Bremerhaven

Die Summe ist laut Bremer Politikern die größte öffentliche Investition, die die Hansestadt je gesehen hat. Bremerhaven ist mit seinem Standort bedeutend für den Transport von Militärgütern und spielt nicht nur für Deutschland, sondern auch international eine wichtige strategische Rolle, schreibt die „Nordsee Zeitung“. Etwa wenn Truppen der Nato verlegt werden müssen, wie die „Tagesschau“ schreibt.

Zudem sei die Hansestadt wie weitere deutsche Seehäfen eines der ersten möglichen Angriffsziele in einem Ernstfall, wie „ntv“ berichtet. Im Gegensatz zu Hamburg, dessen Hafen keine Investitionen vom Bund erhalten soll, bringt Bremerhaven Vorteile mit sich: Neben einem kompakten Hafen, schwerlastfähigen Flächen, Fachkräfte mit militärischen Kompetenzen und Kapazitäten zur Reparatur, heißt es in den Berichten. Außerdem liegt der Hafen außerhalb der Schleusen, was bedeutet, dass der Hafen freier zugänglich ist – ohne Wartezeiten und Einschränkungen. 

Technische Aufrüstung und Infrastruktur-Ausbau

Wie genau die 1,35 Milliarden Euro verteilt werden sollen, darüber würden sich das Verteidigungsministerium, die Bundeswehr und die Hansestadt Bremen bereits austauschen, wie die „Tagesschau“ berichtet. „Bremen.t-online“ schrieb bereits davon, dass die Stromkaje verstärkt, vertieft und technisch aufgerüstet werden soll. Bei diesem Anlegeplatz können die Dieselmotoren von Schiffen abgestellt und Strom vom Land genutzt werden. Ebenso sollen Containerkajen saniert werden und es sollen Kränen, Flächen und Kaimauern für schwere Container hinzukommen. Die Eisenbahndrehbrücke im Kaiserhafen soll erneuert und die Straßen- sowie Bahninfrastruktur ausgebaut werden, wie „Radio Bremen“ berichtet.

Das Ziel: In kürzester Zeit sollen so viele Materialien wie möglich bewegt werden können. Weitere Gelder sollen in Schutzmaßnahmen fließen: etwa in Sichtschutzanlagen, Zäune, Drohnenabwehr, digitale Überwachung und Cybersicherheit. Schon im nächsten Jahr sollen die ersten 150 Millionen Euro für den Ausbau ausgezahlt werden. Zwischen 2027 und 2031 sollen weitere 1,2 Milliarden Euro aus dem Verteidigungsetat fließen, heißt es.

In Bremerhaven werden Militärfahrzeuge auf Schienen transportiert
In Bremerhaven werden Militärfahrzeuge auf Schienen transportiert IMAGO / imagebroker

Wirkung auf Arbeitsmarkt und Wirtschaft

„Das ist die mit Abstand höchste Förderung, die der Bund jemals für ein Projekt im Land Bremen bereitgestellt hat", sagte Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) gegenüber dem „NDR“. Auch Melf Grantz (SPD), Bremerhavens Oberbürgermeister, spricht dabei „von einer enormen Bedeutung für die Stadt“. Gegenüber dem „NDR“ sagte Grantz, dass sich durch die Investition nicht nur die Infrastruktur verbessern würde, sondern auch der Arbeitsmarkt und die Privatwirtschaft im Hafen.

Florian Keisinger, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), sagt gegenüber „Bremen.t-online“, dass das Ziel jedoch ein dezentrales, belastbares Hafencluster sein sollte – nicht nur ein einzelner Drehpunkt. Laut ZDS müssten 15 Milliarden Euro in die Seehäfen investiert werden. Grundsätzliche Kritik zur Aufrüstung des Hafens übt die Linke aus Bremen. Die Partei rügt, dass die Stadt bewusst kriegstauglich gemacht werde.