Massaker der "reitende Teufel": Das ist über die mordende Miliz im Sudan bekannt

Die Eroberung der Stadt El Fasher in der Region Darfur durch die paramilitärische Rapid Support Forces (RSF) hat eine neue Welle der Gewalt im Sudan ausgelöst. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind mehr als 26.000 Menschen in das rund 60 Kilometer entfernte Lager Tawila geflohen. Viele berichten von Plünderungen, Folter und gezielten Tötungen. Die Männer der RSF werden "reitende Teufel" genannt, die Menschen mit Behinderung töten und aus Kindern Soldaten machen.

Laut UNHCR-Vertreterin Jacqueline Wilma Parlevliet berichten Geflüchtete von willkürlicher Gewalt, Morden und Hinrichtungen. Andere seien auf der Flucht erschossen worden. Viele Zivilisten seien in der Stadt geblieben, weil sie zu schwach oder zu alt seien, um zu fliehen.

Massenmorde erinnern an den Genozid in Ruanda

Wie die britische Zeitung "The Guardian" berichtet, soll es in El Fasher inzwischen zu Massenmorden gekommen sein. "Massenmorde sind im Gange", schreibt das Blatt und beruft sich auf Augenzeugen. In einem einzigen Krankenhaus seien demnach fast 500 Menschen, darunter Patienten und ihre Angehörigen, getötet worden. Satellitenaufnahmen sollen zeigen, dass der Boden an manchen Orten vom Blut der Opfer getränkt ist

Beobachter vergleichen die Geschwindigkeit und Brutalität der Angriffe mit den ersten 24 Stunden des Völkermords in Ruanda. Vor allem nicht-arabische, schwarzafrikanische Stammesangehörige sind zu Tausenden die Opfer der Miliz, die sich einen erbitterten Kampf gegen die aktuelle Übergangsregierung liefert. 

Sudan: Abu Lulu stellt das Morden auf TikTok

Die Milizen machen hemmungslos Videos von ihren Gräueltaten, die sie stolz auf TikTok platzieren. Einer ihrer Anführer nennt sich Abu Lulu, wie die "Bild" schreibt

Sein richtiger Name lautet Brigadegeneral Al-Fateh Abdullah Idris. Er rühmt sich als Schlächter, der laut seiner Aussage persönlich für das Töten von mehr als 2000 Menschen verantwortlich sei. Seine Taten, die er auf Tiktok präsentiert, sollen ebenfalls in der jetzt gefallenen Stadt El Fasher verübt worden sein.  

Seit April 2023 tobt im Sudan der Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und RSF-Kommandeur Mohamed Hamdan Daglo („Hemedti“). Mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht, über 26 Millionen – fast die Hälfte der Bevölkerung – sind vom Hunger bedroht.

Nach Einschätzung des "Guardian" sei der Fall der Stadt El Fasher "ein schwerwiegender Wendepunkt im sudanesischen Krieg". Die RSF habe sich mit der Eroberung der Stadt strategisch im Westen des Landes gefestigt – und richte ihre Gewalt gezielt gegen nicht-arabische Bevölkerungsgruppen.

Selbst Mitarbeiter des Roten Halbmond sollen getötet worden sein

Auch humanitäre Helfer werden Opfer der Gewalt. Der Sudanesische Rote Halbmond meldete, dass fünf Freiwillige bei einem offiziellen Einsatz in Bara, etwa 300 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Khartum, getötet wurden. Drei weitere gelten als vermisst. Die Helfer trugen Westen, die sie als humanitäre Einsatzkräfte auswiesen.

Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) zeigte sich „entsetzt, schockiert und zutiefst betrübt“ über den Angriff. Sie erinnerte daran, dass humanitäre Einsatzkräfte nach internationalem Recht besonders geschützt sind.