"Motivation steigert man, indem man Werktätigen Ziel bietet"

Viele Leser kritisieren die angeblich schwindende Arbeitsethik und warnen vor Wohlstandsverlust. Andere konzentrieren sich auf politische und bürokratische Hemmnisse, die den Leistungswillen ausbremsen. Gleichzeitig wirft eine Gruppe die Frage auf, wie sinnvoll lange Arbeitszeiten sind und inwiefern eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Leben nötig ist. Insgesamt steht die grundlegende Auseinandersetzung um Leistung, Motivation und gesellschaftliche Rahmenbedingungen im Mittelpunkt. In den Kommentaren treffen so Leistungsanspruch, Arbeitszeitkritik und Politikverdrossenheit aufeinander. 

Kritik an Politik und Bürokratie

Mit 37 Prozent ist dies das größte Meinungsbild: Viele Kommentatoren sehen die Verantwortung für die vermeintliche Schwäche der Arbeitskultur bei Politik und Bürokratie. Sie kritisieren hohe Abgaben, soziale Sicherungssysteme und die Zunahme regulatorischer Hürden. Zahlreiche Beiträge machen insbesondere die politische Linie und bürokratische Belastung für mangelnde Motivation und fehlenden Leistungsanreiz verantwortlich. Auch staatliche Eingriffe, die Übergenerosität des Sozialstaats und die Rolle der Gewerkschaften werden kritisch beleuchtet. Die Debatte kreist um den Ausgleich zwischen sozialer Sicherheit und unternehmerischer Freiheit, die viele im aktuellen politischen und gesellschaftlichen Umfeld nicht mehr gegeben sehen.

"Und die Politik, insbesondere linksgrün, fördert das so gut wie es geht. Von wegen Fleiß, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit der Deutschen. Übrig blieb die Bürokratie, die noch mehr wird."  Zum Originalkommentar

"Ich war schon parallel zum Studium selbständig und habe erfolgreich 2 Unternehmen gegründet, von denen eines 2023 30-jähriges Jubiläum gefeiert hat. In den Aufbauphasen gab es rund 80-Stunden-Wochen, lief es, konnten es auch mal 20-Stunden-Wochen sein. Zeitkonten gab es natürlich für mich nie. Heute würde ich allerdings kein Unternehmen mehr gründen. Die 5 - 10 Beauftragten für die staatliche Bürokratie wären ein Grund dafür und der, wie im Artikel angesprochen, fehlende Leistungswille. Ist aber auch kein Wunder, wenn man 50 % der Zeit u.a. für den Ausbau des Kanzleramtes in Berlin für unsere hoch qualifizierten Politiker und X Vorständen in 96 GKV's etc. arbeitet, die ihre Jobs nicht machen."  Zum Originalkommentar

"Die Umstände in Deutschland lassen diese Gedanken der Arbeitswilligkeit doch gar nicht zu. Warum sollte sich Leistung heute noch lohnen? Die Unternehmen wollen bestens ausgebildete, Mitarbeiter, am besten jung, aber mit einer 30-jährigen Berufserfahrung. Die Leute sollen motiviert sein, alles geben bei geringem Lohn und am besten ohne Privatleben. Die Politik belohnt Arbeitsverweigerer durch hohes Bürgergeld. Wer arbeitet, schuftet ein halbes Jahr nur für die Steuerabgaben. Andere sitzen auf der faulen Haut und genießen ihr Leben. Gleichzeitig werden die Lebenshaltungskosten immer höher. Rentner, die es sich leisten können, wandern dann in andere Länder aus, wer es sich nicht leisten kann, geht nach 45 Jahren Flaschen sammeln. Hier läuft etwas gehörig falsch."  Zum Originalkommentar

Kritik an Leistungsbereitschaft Deutschland

Mit 32 Prozent Anteil kommt der Rückgang der deutschen Leistungsbereitschaft auf den Prüfstand der Kommentatoren. Kritiker sehen in laxen Bildungsstandards, fehlender Motivation und einer mangelnden Anstrengungskultur die Hauptursachen für sinkende Leistungsbereitschaft. Viele Leser vergleichen die Situation in Deutschland mit anderen Ländern, insbesondere China, und sehen im gesellschaftlichen Wandel weg von Engagement und Eigeninitiative eine Gefahr für Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit. Oft wird die Verantwortung für diese Entwicklung auch bei Politik, Bildungseinrichtungen und Unternehmen verortet. Zudem wird diskutiert, ob gesellschaftliche Rahmenbedingungen die Motivation zum Arbeiten gezielt bremsen oder fördern.

"Die wahre Baustelle, die unsere Wirtschaft ausbremst, ist die immer dünner werdende Leistungskultur. Eine Ursache für diesen Zustand liegt Jahrzehnte zurück, als man begonnen hat, das Niveau an unseren Schulen und die Anforderungen für einen Schulabschluss immer weiter zu senken. 1970 im Abitur: 4 sechsstündige Abiturarbeiten innerhalb von fünf Tagen. Heute beschweren sich Schüler, wenn sie im Abitur zwei Arbeiten in der Woche schreiben müssen. Weiteres Beispiel: In der Grundschule werden Rechtschreibfehler mit dem Euphemismus „Lernchancen“ beschrieben, statt sie als verbesserungsbedürftige Defizite zu bezeichnen. Nur wenn bereits in den Schulen eine Anstrengungskultur gelehrt wird, werden die erwachsenen Arbeitnehmer Leistung als etwas Positives betrachten."  Zum Originalkommentar

"Schon die Überschrift sagt alles aus, was in unserer Gesellschaft schief läuft. Die ältere Generation hatte den Antrieb, durch Arbeit Wohlstand zu generieren. Die jungen Leute sind im Wohlstand aufgewachsen und sehen den Zusammenhang aus Arbeit und Wohlstand nicht mehr. Für die fällt Wohlstand vom Himmel und gleichzeitig verachten sie die Alten, die diese Grundlage geschaffen haben. Und das nicht durch Work-Life-Balance und Freizeitkultur, sondern durch Engagement und Aufopferung. Stattdessen machen sie die Alten für alles verantwortlich, was ihnen nicht gefällt."  Zum Originalkommentar

"Den Menschen wird doch schon in der Schule jeglicher Leistungswille aberzogen. An immer mehr Schulen gibt es selbst für Schüler, die nichts gelernt und/oder verstanden haben, als schlechtmöglichste Note eine 3. Warum sich anstrengen, wenn einem die 3 so oder so sicher ist? Da verwundert es auch nicht, dass immer mehr Schulabgänger gar nicht erst eine Ausbildung anstreben, sondern gleich ins Bürgergeld gehen. Genau das gleiche Prinzip, Leistung lohnt sich gefühlt nicht mehr. Selbst bei der Rente ist jetzt schon klar, dass viele nach 45 bis 50 Einzahlungsjahren bald nicht mehr als die Grundsicherung bekommen werden. Warum also sein Leben lang arbeiten, wenn man am Ende das gleiche bekommt wie jemand, der sein ganzes Leben lang im Sozialsystem war?"  Zum Originalkommentar

"Warum ist das so? Weil sich die meisten mit ihrer Arbeit nicht identifizieren. Arbeit wird als leidiges Übel empfunden. Der "Spaß"-Faktor fehlt. Wenige Anreize und Entwicklungsmöglichkeiten. Gewerkschaften sorgen für eine "faire" Bezahlung ohne Leistungsprinzip. Mehrleistung wird nicht honoriert und wertgeschätzt. Menschen, die nur funktionieren sollen und keine Leidenschaft zum Beruf entwickeln. Hier müsste sich einiges ändern. Arbeitgeber müssen ein solides, interessantes Arbeitsfeld liefern und Leistung anerkennen und honorieren. Am Ende muss der Staat die geleistete Arbeit steuerlich entlasten. Wenn der Mensch das Gefühl hat, ausgebeutet und austauschbar zu sein, ist er nicht bereit, Leistung zu erbringen!"  Zum Originalkommentar

Kritik an Arbeitszeit und Produktivität

Einige Leser (14 Prozent) stellen sich die Frage, ob lange oder kurze Arbeitszeiten tatsächlich zu mehr Produktivität führen. Kritische Stimmen hinterfragen, ob Überstunden und das Modell 996, wie im Artikel beschrieben, für bessere Ergebnisse sorgen oder vielmehr Überlastung und Demotivation bewirken. Gleichzeitig wird darauf verwiesen, dass zu kurze Arbeitszeiten kaum mehr Antrieb für Innovation oder Engagement schaffen. Die Bedeutung von Eigenverantwortung, sinnvollen Anreizen und individueller Arbeitsgestaltung steht für viele im Vordergrund. Diskutiert wird auch, wie die richtige Balance gefunden werden kann.

"Mal ganz krass: mehr Arbeit bringt mehr Lohn - mehr Lohn bringt mehr Steuern - unterm Strich bringt das dann weniger Netto als mit weniger Arbeit. Also - wofür mehr Arbeiten?"  Zum Originalkommentar

"Bin selber Arbeitgeber von aktuell 27 Mitarbeitern, davon rd. die Hälfte noch unter 30. Mir war das Miteinander und nicht das von oben herab immer wichtig. Wie Martin Limbeck richtig beschreibt, die Eigenverantwortung und Kreativität zu stärken, den Leuten immer zu zeigen, wie wichtig sie für das Unternehmen sind und sie letztlich auch am gemeinsam erzielten Erfolg zu beteiligen. Und da sind wir an einem Punkt, der zunehmend zur größten Hürde wird, Mitarbeiter zu motivieren... unsere leistungsfeindlichen Steuern und Abgaben. Wenn von € 1000 Bonus, die ich meinen Mitarbeitern zusätzlich zahle, bei vielen nur die Hälfte ankommt, führt dies eher zu Frust als zu Motivation mehr zu leisten. Und ja, leider habe ich deswegen auch schon Top-Kräfte verloren, die Deutschland verlassen haben."  Zum Originalkommentar

"Vor allem will man mehr verdienen bei kürzeren Arbeitszeiten, um die gewonnene Freizeit finanzieren zu können. Schöne neue Welt. Ich frage mich auch immer, warum alle am Freitag plötzlich Home-Office machen. Ist das vllt. doch eher ein verlängertes Wochenende?"  Zum Originalkommentar

Zustimmung zu Leistungsorientierung und Haltung

Mit einem Anteil von acht Prozent stimmen viele Leser dem Appell an mehr Leistungsbereitschaft explizit zu. Sie fordern Disziplin, ehrliches Engagement und eine Kultur, in der individuelle Anstrengung wieder belohnt wird. Die Diskussion macht außerdem deutlich, dass eine leistungsorientierte Gesellschaft echte Chancen für Aufstieg und persönliche Entwicklung bieten sollte – jedoch nicht auf Kosten von Ausbeutung oder Vernachlässigung der Work-Life-Balance. Der Fokus müsse, wie im Artikel betont, stärker auf die Haltung und Einsatzbereitschaft gelegt werden, wobei die notwendige Balance mit Lebensqualität gesehen wird.

"Sehr gute und treffende Überschrift."  Zum Originalkommentar

"Motivation steigert man, indem man dem Werktätigen ein Ziel bietet. Sich etwas aufbauen zu können beispielsweise. Ein Land, das dafür sorgt, dass der Arbeitnehmer über 50 % seines Bruttolohnes für Steuern, Abgaben und "Beiträge" abgeben muss, wirkt dem sehr effizient entgegen. Oder anders ausgedrückt: Solange ehrliche Arbeit sich nicht lohnt, solange kann man es dem Arbeitnehmer wohl nicht verübeln, wenn er nur das Notwendigste macht."  Zum Originalkommentar

"Wenn Leistung nicht so hoch besteuert würde, würde sie sich auch wieder lohnen."  Zum Originalkommentar

Skepsis gegenüber 996 Arbeitsmodell

Ebenfalls acht Prozent der Kommentare lehnen das 996-Modell und ähnliche Extremformen der Arbeitszeitverlängerung ab. Die Bedenken richten sich auf Überlastung, fehlende Work-Life-Balance und schädliche Folgen für Gesundheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Viele Leser betonen, dass Leistung nicht an die Zahl der Stunden, sondern an Ergebnisse und Qualität geknüpft sein sollte. Die Debatte positioniert sich klar für eine zukunftsfähige, motivierende Arbeitskultur, die Innovation und Nachhaltigkeit fördert. Die Tauglichkeit des chinesischen Modells für deutsche Verhältnisse wird mehrheitlich verneint.

"Dem Verfasser dieses Artikels geht Einiges durcheinander, was er dann wieder einzufangen versucht, leider aber auch nicht richtig. 996 steht leider nicht für Fortschritt, sondern für die Ausnutzung menschlicher Arbeitskraft. Ein Erfinder, generell ein Mensch, der Innovation treibt, arbeitet rund um die Uhr, 7 Tage die Woche. Für einen Menschen am Band, im Service, im Handwerk usw. macht das überhaupt keinen Sinn, sondern vergrößert nur die Gefahr für Fehler und Unfälle. Persönlicher Wohlstand entsteht unter glücklichen Umständen dort, wo ein Mensch sein volles Potenzial ausschöpfen kann und dafür auch entsprechend vergütet wird. Gesellschaftlicher Wohlstand dort, wo das auf breiter Basis unterstützt wird."  Zum Originalkommentar

"Das mag ja toll für die Firmen sein, aber der Mensch bleibt auf der Strecke. Es gibt übrigens in China ein eigenes Wort für arbeitsbedingten Suizid."  Zum Originalkommentar

"Bei 996 hat man ja schon fast gar nichts mehr vom Leben, außer wenn man meint, dass man lebt, um zu arbeiten. Was in der Regel meint, für andere zu arbeiten. Dabei gibt es so viele interessante Beschäftigungen, außerhalb von „Arbeit“."  Zum Originalkommentar

Sonstige Stimmen

Rund ein Prozent der Kommentare entfällt auf sonstige oder nicht eindeutig zuordenbare Beiträge. Sie berühren mehrere Themen nur am Rande oder sind zu allgemein gehalten, als dass sie klar einer konkreten Perspektive zugeordnet werden könnten. Auch finden sich hier einige kurze oder kontextarme Meinungsäußerungen.

"007 klingt plausibel und auch Deutschland sollte es sofort übernehmen: Null Stunden morgens, null Stunden nachmittags, und das sieben Tage die Woche."  Zum Originalkommentar

Wie erleben Sie die deutsche Arbeitskultur – und welche Rolle spielen Politik, persönliche Haltung oder Arbeitszeit dabei? Diskutieren Sie mit: Welche Veränderungen brauchen wir, damit sich Leistung für alle wieder lohnt – oder ist weniger Arbeit tatsächlich der bessere Weg in die Zukunft?

Hinweis: Die in diesem Artikel zitierten Kommentare geben ausschließlich die Meinungen unserer Leser wieder und wurden inhaltlich nicht verändert. Die Analyse, Auswertung und thematische Gruppierung der Kommentare erfolgt automatisiert mithilfe Künstlicher Intelligenz.
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