Dunkelheit ist ein echtes Problem für Busfahrer – diese kleinen Gesten helfen

Als Busfahrer erleben wir jeden Tag Situationen, die für Außenstehende unscheinbar wirken, die im Bus jedoch höchste Konzentration und schnelle Entscheidungen erfordern. Besonders in der dunklen Jahreszeit gehört eine Herausforderung fest zu unserem Berufsalltag:

Dieses Thema ist nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit, sondern hat direkten Einfluss auf die Mitnahme der Fahrgäste.

Es lohnt sich daher, die Problematik zu beleuchten und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie alle gemeinsam mehr Sicherheit schaffen könnten, ganz ohne Vorwürfe, und ohne daraus eine Pflicht für Fahrgäste abzuleiten.

Mit dem frühen Einbruch der Dunkelheit verändert sich unsere Wahrnehmung deutlich. Kontraste schwinden, Lichtreflexe blenden, Silhouetten verschwimmen. Viele Haltestellen liegen in Schattenbereichen, hinter Bäumen oder an Straßen, die nur minimal beleuchtet sind.

Niemand von uns möchte einen Fahrgast im Dunkeln übersehen

Für Fahrgäste ist es eine selbstverständliche Alltagssituation: Man geht zur Haltestelle und wartet. Für uns Fahrer dagegen wird jede dieser Haltestellen zum sensiblen Beobachtungspunkt.

Wir müssen erfassen, ob jemand im Dunkeln steht, manchmal in nur wenigen Sekunden und oft unter widrigen Sichtbedingungen.

Immer wieder kommt es vor, dass wartende Fahrgäste zu spät erkannt werden, insbesondere wenn sie dunkle Kleidung tragen oder gerade nicht aktiv Richtung Bus schauen.

Niemand von uns möchte einen Fahrgast übersehen. Doch auch wir sind Menschen! Und Menschen können trotz größter Bemühungen Fehler machen.

Kleine Maßnahmen im Alltag können helfen

Genau solche Situationen belasten uns, denn sie widersprechen unserem Anspruch, jeden zuverlässig mitzunehmen.

Eine moderne, bessere Beleuchtung wäre ein enormer Fortschritt für alle Beteiligten. Doch bis diese flächendeckend umgesetzt ist, können kleine Maßnahmen im Alltag helfen.

Diese Hinweise sind ausdrücklich keine Vorschrift und keine Verpflichtung, sondern lediglich Empfehlungen, die sich aus der täglichen Praxis ergeben:

  • Helle Kleidung,
  • reflektierende Details
  • oder das kurze Anheben eines Handys mit beleuchteten Display können die Sichtbarkeit erhöhen und verhindern, dass jemand versehentlich übersehen wird.

Die Verantwortung bleibt dennoch klar bei uns Fahrern. Die Sichtbarkeit erleichtert uns lediglich die Arbeit. Gleichzeitig verstehen wir, dass Fahrgäste nicht ständig daran denken, ob sie gut sichtbar sind.

Nach einem langen Arbeitstag, bei Regen oder Kälte steht man einfach nur da und möchte nach Hause. Deshalb ist gegenseitige Rücksichtnahme so wichtig.

Lösungsvorschläge für Städte, Landkreise und Verkehrsunternehmen

Um die Situation langfristig zu verbessern, könnten Kommunen und Verkehrsunternehmen gezielte Maßnahmen ergreifen. Einige davon lassen sich schnell umsetzen, andere erfordern etwas Planung. Doch alle würden spürbar zur Sicherheit beitragen:

1. Solare LED-Beleuchtung an Haltestellen. Solarleuchten benötigen keinen Stromanschluss, sind kostengünstig im Betrieb und können nahezu überall installiert werden. Sie sorgen für Grundhelligkeit und erhöhen die Sichtbarkeit erheblich.

2. Bedarfsgesteuerte Beleuchtung („Bedarfslicht“). Bewegungsmelder oder Taster an der Haltestelle können das Licht nur dann aktivieren, wenn tatsächlich jemand wartet. Das spart Energie und sorgt dennoch für maximale Sicherheit im entscheidenden Moment.

3. Reflektierende Markierungen und Bodenindikatoren. Reflektierende Streifen an Haltestellenmasten, Wartehäuschen oder auf dem Boden helfen Fahrern, den Haltestellenbereich schneller zu erkennen und Silhouetten besser wahrzunehmen.

4. Transparente oder teiltransparente Wartehäuschen. Glas- oder Plexiglaswände verhindern, dass Personen „im Schatten verschwinden“. Sie lassen mehr Licht durch und verbessern die Erkennbarkeit aus der Ferne.

5. Zentrale Beleuchtungsstandards in Kommunen. Viele Haltestellen sind historisch gewachsen und unterschiedlich ausgestattet. Ein einheitlicher Mindeststandard, ähnlich wie bei Fußgängerüberwegen. Würde für gerechtere und sicherere Bedingungen sorgen.

6. Gemeinsame Projekte zwischen Verkehrsunternehmen und Kommunen. Verkehrsunternehmen können melden, wo es besonders häufig zu Sichtproblemen kommt. Städte und Landkreise können diese Punkte priorisieren. So entsteht ein sinnvoller Austausch statt der üblichen Zuständigkeitsdiskussionen.

7. Informationskampagnen für Fahrgäste. Freundliche Hinweise. Etwa in Bussen oder auf Social Media könnten Fahrgästen erklären, warum Sichtbarkeit wichtig ist, ohne Druck aufzubauen. Der Ton macht den Unterschied.

8. App-gestütztes Warten mit Signal zum Bus. Gerade in ländlichen Gebieten quasi eine Direktankündigung an den Bus. Teilweise gibt es auch schon Versuche, dies anzubieten.

Dunkle Haltestellen sind ein Sicherheitsrisiko, das Fahrer wie Fahrgäste gleichermaßen betrifft.

Fazit: Dunkle Haltestellen sind ein Sicherheitsrisiko, das Fahrer wie Fahrgäste gleichermaßen betrifft. Langfristige technische Lösungen liegen in den Händen der Städte, Landkreise und Verkehrsunternehmen.

Bis diese umgesetzt sind, können kleine Gesten und gegenseitiges Verständnis dazu beitragen, Missverständnisse und ungewolltes Stehenlassen zu vermeiden, ohne daraus eine Verpflichtung für Fahrgäste zu machen.

Wir Busfahrer geben täglich unser Bestes, doch auch wir sind Menschen mit begrenzter Wahrnehmung. Wenn alle Seiten ein wenig aufeinander zugehen, schaffen wir gemeinsam mehr Sicherheit und erleichtern uns den Alltag, gerade in der dunkelsten Zeit des Jahres.

Martin Binias, bekannt als „Herr Busfahrer“, ist Influencer und aktiver Busfahrer. Mit Humor und Reichweite macht er den ÖPNV nahbar, schafft Verständnis für den Berufsalltag und wurde mehrfach ausgezeichnet. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.