"Ich habe heute Morgen erfahren, dass das Mädchen aktuell wach und ansprechbar ist. Das ist eine gute Nachricht", sagte Herbert Reul, Innenminister von Nordrhein-Westfalen. Am Freitagmorgen trafen sich CDU, SPD und FDP zu einer gemeinsamen Sondersitzung des NRW-Innenausschusses und des Familienausschusses.
Oberstaatsanwalt gibt weitere Details bekannt
Zu den Ereignissen, die sich vor dem Schuss auf das gehörlose zwölfjährige Mädchen zugetragen haben sollen, gab der Oberstaatsanwalt weitere Details bekannt. Demnach haben die Beamten zunächst mit Taschenlampen in die zur Wohnung gehörenden Fenster geleuchtet, um auf sich aufmerksam zu machen. Ein Nachbar ließ die Polizisten schließlich in das Treppenhaus. Da die Tür aber nicht geöffnet wurde, verständigten die Beamten einen Schlüsseldienst.
"Noch vor dessen Eintreffen öffnete die Mutter gegen 1.30 Uhr die Wohnungstür. Nach vergeblichen Versuchen, die emotional aufgebrachte Mutter verbal und mit Gesten zum Verlassen der Wohnung zu bewegen, wurde sie von einem Beamten aus der Wohnung gezogen. Da sie versuchte, sich loszureißen und um sich schlug, wurde sie im weiteren Verlauf auf dem Treppenabsatz links neben der Tür zu Boden gebracht", schilderte der Oberstaatsanwalt laut der "Rheinischen Post" die Ereignisse.
Mädchen hielt zwei große Küchenmesser in ihrer linken Hand
Das Mädchen, das den Einsatz der Polizei mitbekam, zog sich anschließend mit ihrem ebenfalls gehörlosen Bruder in die Küche zurück. "Kurz darauf betraten die Beamten die Wohnung. Sie nahmen aus der verschlossenen Küche Geräusche wahr, die für sie auf ein hastiges Öffnen von Schubladen und Wühlen von Messern schließen ließen", so der Oberstaatsanwalt weiter.
Vor dem Schuss haben sich die Polizisten nach Angaben von NRW-Innenminister Reul aus der Wohnung zurückgezogen. Alle vier eingesetzten Beamten hätten im Treppenhaus gestanden, als das Mädchen in der Wohnungstür erschien. "Sie bewegte sich weiter in Richtung der Beamten. Dabei hielt sie zwei größere Küchenmesser in ihrer ausgestreckten linken Hand, deren Klingen in Richtung der Beamten zeigten", so der Oberstaatsanwalt weiter.
Viele Fragen bleiben noch unbeantwortet
Dann sei es schließlich zu dem Einsatz von Taser und Schusswaffe gekommen. Dabei wurde die Zwölfjährige durch einen Bauchschuss verletzt. Die Beamten waren ausgerückt, weil das Mädchen in seiner Wohngruppe in Münster vermisst wurde und offensichtlich zur Mutter nach Bochum gefahren war.
Innenminister Reul betonte indes, dass viele Details noch ungeklärt seien. „Viele der Fragen, die Sie, die ich, die die Öffentlichkeit haben, werden erst im Laufe dieses Ermittlungsverfahrens zu beantworten zu sein.“
Dabei sei man auf die Aussagen der Beteiligten angewiesen. „Weil die Situation letztlich nur die Familienmitglieder auf der einen Seite und die Polizeibeamten auf der anderen Seite unmittelbar mitbekommen haben, ist es sehr schwierig, die jeweiligen Aussagen – zum Beispiel durch unbeteiligte Zeugen – zu überprüfen, weil es die nicht gibt“, sagte Reul.