"War perfekt vorbereitet": Als Jérôme versuchte, seine Wohnung zu verkaufen, merkte er, dass sie besetzt war

Als Jérôme Vaudour potenziellen Käufern seine Immobilie im französischen Thouars präsentieren wollte, erlebte er eine böse Überraschung: Eine der Wohnungen wurde illegal von einem Hausbesetzer bewohnt. Der Eigentümer, der mehrere Hundert Kilometer entfernt lebt, erfuhr durch seinen Mieter im Obergeschoss von der Besetzung. 

Der Vermieter war fassungslos. Offiziell war die Wohnung im Erdgeschoss nicht vermietet. "Ich bin gerade dabei, ein Gebäude in der Nähe des Schlosses zu verkaufen [...] Ich habe meinen einzigen Mieter kontaktiert, um ihn nach den Schlüsseln zu fragen, alles lief gut… Bis er mich fragte, ob ich den Mieter der Wohnung im Erdgeschoss informiert hätte", sagt er.  

Überraschender Fund bei Besichtigung: Besetzer wohnt in voll ausgestatteter Wohnung

Wie die französische Zeitung "Le Courrier de l'ouest" berichtet, stellte sich heraus, dass die Wohnung vollständig ausgestattet war. "Ich ging mit einem Zeugen zu seiner Tür. Alles war vorbereitet: Wasser, Strom, alles", beschreibt Vaudour die Situation. Und noch schlimmer: Aufgrund der Energieeffizienzklasse "G" hätte diese auch gar nicht genutzt werden dürfen.

Obwohl der Besetzer zusicherte, das Gebäude zum 16. November zu verlassen, verweigerte er letztlich die Räumung. Er tauschte die Schlösser aus und machte sich weiterhin in der Wohnung breit.

Trozt illegalem Wohnen und Gefahren: Eigentümer stößt auf rechtliche Hürden

Der Hausbesitzer versuchte mit einer Anzeige bei der Polizei eine Räumung zu erwirken. Doch ohne eine gerichtliche Anordnung oder eine Verfügung der Präfektur, dem zuständigen Amtsbezirk, bleibt die Polizei machtlos. 

Laut dem stellvertretenden Polizeichef von Thouars reicht die bloße Information über eine illegale Besetzung nicht aus, um einzugreifen. Zudem reichte Vaudour einen Bericht an die Präfektur und den Bürgermeister ein. Er warnt vor möglichen Risiken wie Unfällen oder Bränden und fordert dringliches Handeln.

Die besetzte Wohnung befindet sich in der Nähe des Schloss von Thouars. Die Gemeinde zählt rund 14.000 Einwohner.
Die besetzte Wohnung befindet sich in der Nähe des Schloss von Thouars. Die Gemeinde zählt rund 14.000 Einwohner. Imago/Pond5 Images

Das 2023 in Kraft getretene Kasbarian-Gesetz könnte eine schnellere Lösung ermöglichen. Danach können Eigentümer bei Nachweis des Besitzes ein vereinfachtes Verfahren einleiten, das die Räumung ohne langwierigen Gerichtsprozess erlaubt. Dennoch bleibt Vaudour bislang ohne klare Perspektive.

Bürgermeister zeigt Verständnis

Der Bürgermeister von Thouars drückte laut "Le Courrier de l'ouest" sein Verständnis für die Situation aus und zeigte sich offen für ein persönliches Treffen mit dem Eigentümer. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass er keine rechtlichen Schritte einleiten könne, da diese ausschließlich der Präfektur und Justiz vorbehalten seien. 

Dennoch rief er dazu auf, langfristige Maßnahmen gegen Hausbesetzungen zu prüfen, wobei auch die schwierigen sozialen Hintergründe der Betroffenen berücksichtigt werden sollten.

3 Fakten zum Kasbarian-Gesetz

Seit der Einführung des Kasbarian-Gesetzes im Jahr 2023 gibt es ein vereinfachtes Verfahren, das Eigentümern ermöglicht, ihr unrechtmäßig besetztes Eigentum schneller zurückzuerlangen.

Bisher war das Räumungsverfahren oft langwierig und erforderte in vielen Fällen eine Anhörung vor einem Richter. Das neue Verfahren sieht folgendes vor: 

  • Nachdem der Eigentümer eine Anzeige erstattet und einen Eigentumsnachweis vorlegt, prüft ein Justizbeamter oder Gerichtsvollzieher, ob eine unrechtmäßige Besetzung vorliegt.
  • Anschließend wird der Bewohner durch einen staatlichen Vertreter formell aufgefordert, das Grundstück zu verlassen.
  • Erfolgt keine Räumung nach dieser Aufforderung, kann die Präfektur einen Räumungsbescheid erlassen – und dies auch während des Wintermoratoriums.

Ungewöhnliche Wohnform, um Geld zu sparen

Auch in den Niederlanden hat eine junge Frau eine außergewöhnliche Wohnform gewählt, um Geld zu sparen. Sie lebt in einem umgebauten Schafstall auf dem Grundstück ihrer Eltern.

Doch auch sie wohnt damit in einer nicht erlaubten Behausung. In den Niederlanden gelten Regeln, die beim Wohnen in Nebengebäuden in Kraft treten.