Der wahre Unterschied von Lennart Karl zu anderen spielt sich im Kopf ab

Die letzte „goldene Generation“ aus Eigengewächsen des FC Bayern bestand aus Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Thomas Müller, die aus der Jugend des Rekordmeisters stammen und den Verein 2013 zum Champions-League-Sieg und Deutschland 2014 zum WM-Titel führten.

Mit Musiala und Pavlovic bildet Karl ein Trio aus hochtalentierten Eigengewächsen

Ein gutes Jahrzehnt später haben die Münchner wieder ein Trio aus hochtalentierten Eigengewächsen, das die Fans schwärmen lässt: Jamal Musiala (22), Aleksandar Pavlovic (21) und Lennart Karl (17).

Dabei sticht der Letztgenannte derzeit gleich in mehrerer Hinsicht heraus. Zum einen, weil er drauf und dran ist, sich in der Star-gespickten Bayern-Offensive unverzichtbar zu machen.

Der Linksfuß, der mit 14 Jahren von Viktoria Aschaffenburg kam, hat zwar erst 15 Pflichtspiele in dieser Saison für Bayern bestritten, aber praktisch in jeder Partie überzeugen können, in der er längere Zeit auf dem Platz stand.

Karl darf zu Recht Ansprüche auf einen Stammplatz beim FC Bayern stellen

Seine mit Abstand beste Leistung zeigte er als Starter am Samstag beim fulminanten 6:2 über den SC Freiburg. Karl übernahm trotz seiner geringen Erfahrung nach dem frühen 0:2-Rückstand Verantwortung, schoss den wichtigen Anschlusstreffer, bereitete den Ausgleich kurz vor der Pause vor und spielte auch sonst auf, als wenn er schon seit Jahren Teil des Münchner Starensembles wäre.

Schon unter der Woche hatte der Youngster bei seinen ersten beiden U21-Länderspielen ein beeindruckendes Debüt gefeiert und bei den beiden Siegen in der EM-Qualifikation gegen Georgien (2:0) und Malta (6:0) drei Treffer erzielt.

In dieser Verfassung kann Karl zu Recht Ansprüche auf einen Stammplatz beim FC Bayern stellen – und wäre dann ein klarer Kandidat für den deutschen WM-Kader.

Die große Stärke von Karl: Er denkt beim Spielen einfach nicht nach

Auch wenn die Entwicklung in den nächsten Wochen und Monaten abgewartet werden muss, so ist der 1,69-Meter-Mann in der aktuellen Form eine Bereicherung für jede Mannschaft, weil er ein unglaubliches Talent hat und sich nicht zu viele Gedanken macht, wie er selbst nach der Partie sagte.

„Einfach etwas zutrauen, die Abschlüsse nehmen und irgendwann geht der Ball schon rein“, sagte Karl über seine Stärken und zeigte sich auch mit Blick auf eine Nominierung für die DFB-Auswahl zuversichtlich: „Ich muss jedes Spiel meine Leistung zeigen und dann wird es schon irgendwie klappen.“

Sogar der von Experten wie Olaf Thon gemachte Vergleich zum mehrfachen Weltfußballer Lionel Messi schüchtert Karl nicht ein, auch wenn sich das vor allem auf seinen Spielstil, sein Potenzial und seine Unbekümmertheit bezog.

Nagelsmann wird kaum auf Karl verzichten können

Vom Alter her ist der gerade mal 17-Jährige jedenfalls in einer Liga mit den Allergrößten: Messi feierte seinen Einstand in der Nationalmannschaft mit 18 Jahren, Schweinsteiger mit 19, Lahm, Müller und auch Pavlovic mit 20.

Karl hingegen wäre bei einer Berufung durch Julian Nagelsmann für die nächsten Länderspiele Ende März mit dann 18 Jahren und einem Monat kaum älter als die jüngsten DFB-Profis nach dem Zweiten Weltkrieg: Uwe Seeler und Youssoufa Moukoko (beide 17 Jahre und 11 Monate) sowie Musiala (18 Jahre und 27 Tage).

Nagelsmann selbst wird spätestens nach den Gala-Auftritten Karls in den vergangenen Tagen wissen, dass er auf das Bayern-Juwel in dieser Form bei der WM nicht verzichten kann.