„Wird Geld verbrannt“
Die Telekom-Pläne sieht auch Peitings Bürgermeister Peter Ostenrieder kritisch: „Das ist ein Wahnsinn, der da betrieben wird. Hier wird Geld verbrannt“, ärgert er sich. Denn offensichtlich verbaue die Telekom lieber Mittel dort, wo die Konkurrenz sei, als sich um jene Orte zu kümmern, in denen Handlungsbedarf bestehe. In Peiting hatte die Telekom 2022 einen entsprechenden Breitbandausbau für den Kernort versprochen, zwei Jahre später jedoch auf unbestimmte Zeit verschoben. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Konkurrentin „Unsere Grüne Glasfaser“ ihre Überlegungen für einen Ausbau in der Marktgemeinde bereits aufgegeben. Bei der Telekom hieß es damals, dass man die Planung an die „Dynamik des Markts“ anpassen müsse.
Die Gemeinde Hohenpeißenberg trifft jetzt das, wovor sich viele Kommunen fürchten: Gerade befindet sich der Glasfaserausbau der UGG auf der Zielgeraden, da gibt die Telekom bekannt, dass sie ebenfalls ein Glasfasernetz verlegen wird.
Im Juli 2023 war Spatenstich für den Glasfaserausbau, den die Firma „Unsere Grüne Glasfaser“ (UGG) derzeit eigenwirtschaftlich in Hohenpeißenberg betreibt. Zu Beginn sah es noch nach einer schnellen Fertigstellung aus. Doch dann kam Sand ins Getriebe: Die Bauarbeiten kamen nur noch schleppend voran und die Gemeinde ging in den ersten Winter mit offenen oder nur notdürftig geschlossenen Gräben in Straßen und auf Gehsteigen.
Offene Gräben in Straßen und Gehsteigen
Dann ging die Baufirma, die den Glasfaserausbau für die UGG in Hohenpeißenberg ausführte, pleite und die Arbeiten ruhten. Erst im Frühjahr 2025 wurde das Projekt fortgesetzt. Inzwischen befindet sich der Glasfaserausbau der UGG auf der Zielgeraden. Der größte Teil der Löcher ist geschlossen. Im Frühjahr 2026 könnte der Ausbau komplett abgeschlossen sein.
Doch anstatt durchzuschnaufen, kann sich der Ort, der in den vergangenen Jahren nicht nur die Bauarbeiten für den Glasfaserausbau, sondern auch die für die Sanierung der Ortsdurchfahrt und den Bau eines Geh- und Radweges zu schultern hatte, nun auf die nächsten Baustellen vorbereiten: Wie die Telekom jetzt bekanntgegeben hat, wird sie im zweiten Quartal im kommenden Jahr mit einem eigenen eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau in Hohenpeißenberg starten.
Das hatten Vertreter des deutschen Telekommunikationsunternehmens zunächst dem Hohenpeißenberger Bürgermeister Thomas Dorsch und eine Woche später dem Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung eröffnet. Gestern kam eine Presseerklärung zu dem Vorhaben heraus: „Die Telekom wird 2026 mit dem Glasfaserausbau in Hohenpeißenberg beginnen. Rund 1700 Haushalte und Unternehmen werden von dem Ausbau profitieren“, heißt es darin.
Entscheidung stößt auf wenig Begeisterung
Im Gemeinderat, bei der Verwaltung sowie beim Bürgermeister stößt diese Entscheidung nicht auf Begeisterung: „Für uns ist es ein herausforderndes Projekt, weil ein bereits durchgeführter Ausbau kurz vor dem Abschluss steht“, wird Dorsch in der Mitteilung der Telekom zitiert. Die Verwunderung über diesen Entschluss ist auch deswegen groß, weil die Gemeinde damals, als der Glasfaserausbau anstand, auch Gespräche mit der Telekom geführt hat. Damals habe es geheißen, Hohenpeißenberg sei nicht interessant, erinnert sich Dorsch. Auch später habe die Kommune dem Unternehmen vorgeschlagen, den Glasfaserausbau doch mit der UGG gemeinsam durchzuführen, doch auch das lehnte die Telekom ab.
Offensichtlich gab es nun einen Stimmungswechsel: „Es hat etwas gedauert, aber jetzt ist es so weit. Unsere Planungen für Hohenpeißenberg stehen und das Projekt ist durchfinanziert. Wir können loslegen. Ich freue mich, dass wir unseren Kunden in Hohenpeißenberg in Kürze einen Wechsel zur Glasfaser der Telekom bieten können“, so Gabriele Emmerling, Local Head Deutsche Telekom, in der Mitteilung. Man wolle Hohenpeißenberg nicht kampflos aufgeben, habe es ihm gegenüber geheißen, sagt der Bürgermeister.
Gemeinde sind die Hände gebunden
Im einwohnerstärksten Dorf des Landkreises besteht nun die Befürchtung, dass viele Straßen und Wege aufgerissen werden, die erst jüngst geschlossen wurden, und dass möglicherweise auch der östliche Teil der Ortsdurchfahrt, der heuer fertiggestellt wurde, betroffen ist. Die Gemeinde könne nichts dagegen unternehmen. Überhaupt sind ihr die Hände gebunden, was den Glasfaserausbau angeht. Dieser gehört zu den privilegierten baulichen Maßnahmen, was bedeutet, dass jeder Anbieter, der ein Glasfasernetz in einem Ort zur Verfügung stellen will, ein eigenes bauen darf – mit allen Begleiterscheinungen.
Nach dem dringenden Appell des Bürgermeisters und des Gemeinderats an die Telekom, möglichst vorsichtig und die neue Ortsdurchfahrt schonend vorzugehen, hätten die Telekom-Vertreter gelobt, alles zu versuchen, dass der Glasfaserausbau diesmal möglichst ohne Komplikationen und straßenfreundlich verlaufe, sagt Dorsch, der auch das Gute an dieser Entscheidung sieht: „Hohenpeißenberg ist im Ergebnis dann die einzige Kommune in der Region, die über zwei Glasfasernetze mit dann vielfältigen Leistungsangeboten für den Bürger verfügt.“ Der Glasfaserausbau sei schließlich eine „zentrale Infrastrukturaufgabe für unsere Gemeinde.“