Stefan Jahnel ist der Bürgermeisterkandidat der AfD für Moosburg. Doch unter welchen Umständen es zu dieser Wahl kam, führt jetzt zu Streit innerhalb der Partei.
Moosburg – Die Presse war zur Aufstellungsversammlung der AfD für den Bürgermeisterkandidaten und die Stadtratsliste in Moosburg nicht eingeladen. Man traf sich im stillen Kämmerlein. Dafür wird es jetzt umso lauter. Denn was danach als Statement verlautbart wurde, war eine Stellungnahme von Stefan Jahnel in der öffentlichen Facebook-Gruppe „Freising aktuell“, in der er seine Kandidatur bekannt gab und seine Ziele formulierte.
Was von Jahnel nicht erwähnt wurde, ist, dass er durch Losentscheid auf den Kandidatenschild gehoben wurde und nur vier AfD-Mitglieder anwesend waren, die sich in drei Wahlgängen jeweils mit 2:2 Stimmen für Jahnel und einen anderen Bewerber aussprachen, bevor die Wahlleitung bestimmte, die Entscheidung im Losverfahren herbeizuführen. Wer Jahnels Widersacher war? Laut Jahnels Aussage AfD-Stadt- und Kreisrat Gerhard-Michael Welter.
Schwere Vorwürfe gegen die Wahlleitung
Dieses gesamte Prozedere und vor allem auch die Person Stefan Jahnel, ein früherer Neonazi und Bundesvorsitzender der Libertären, haben Welter auf den Plan gerufen. Der war zwar bei der Versammlung krankheitsbedingt abwesend, hat jetzt aber in „Freising aktuell“ eine „Stellungnahme in eigener Sache“ gepostet und unter einem Video von Jahnel kommentiert. In der erhebt er schwere Vorwürfe nicht nur gegen Jahnel, sondern auch gegen die Wahlleitung. Nicht die AfD habe Jahnel ins Rennen um den Chefsessel in Moosburg geschickt, sondern „ein durchaus trotziger und uneinsichtiger Vorstand, der massive Verstöße gegen die AfD Unvereinbarkeitsliste und gegen §6 Abs.2 der AfD Wahlordnung toleriert und befürwortet“.
Gemäß der Wahlordnung sei ein Losentscheid nicht vorgesehen, müsse von der Versammlung beschlossen werden, was aber nicht der Fall gewesen sei, schreibt Welter. Der Wahlleiter hingegen „warf einen AfD Chip in die Luft“ – und das war’s“. Von jenem Wahlleiter, dem Ortsvorsitzenden der AfD Moosburg-Mauern, Michael Albuschat, mutmaßt Welter, „dass du falsch gewickelt bist oder des Öfteren vom Wickeltisch gefallen bist“. Die Wahl sei ungültig, müsse wiederholt werden. Dass er selbst laut Jahnel Kandidat hätte werden wollen, darüber schreibt Welter in all seinen Kommentaren und Statements nichts.
Jahnel wittert Sabotage
Jahnel verteidigt in einem Facebook-Kommentar die Rechtmäßigkeit der Wahl, was ihm „von höherer Stelle“ auch bestätigt worden sei. Wenn Welter „irgendwelche Stellen oder Schiedsgerichte“ anrufen wolle, solle er das tun, „es wäre aber ganz nett, wenn Sie nicht weiter versuchen würden, den Wahlkampf zu sabotieren“.
Er selbst, so Welter, habe mit der Aufstellung Jahnels nichts zu tun, hätte auch „keinesfalls zugelassen, dass er überhaupt kandidieren könnte“. Er habe „alles Menschenmögliche unternommen, dass Stefan Jahnel nicht auf dem Wahlzettel für die AfD erscheinen wird, sondern ein sehr guter Kandidat mit einem einwandfreien Leumund“. Er habe auch viele Stimmen gehört, „die mehr als nur empört“ über die Wahl des Kandidaten seien.
Welter ließ Jahnel von Kreistagsliste „entfernen“
Als Jahnels Kandidatur feststand, habe Welter sofort beschlossen, nicht für den Moosburger Stadtrat zu kandidieren. Jahnel werde, anders als er, keine Kandidatenliste zusammenbringen. Zumindest hätten viele Interessenten ihre Bewerbung bereits zurückgezogen, weil sie mit Jahnel „überhaupt nicht mehr in Verbindung gebracht werden“ wollen. Immerhin, so Welter, „ist es mir gelungen, Jahnel von der Kreistagsliste zu entfernen“.
Für eine Stellungnahme war Albuschat nicht zu erreichen. Jahnel erklärte gegenüber dem Freisinger Tagblatt, er wolle zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellung beziehen. Schließlich sei er „ziemlich in die Schusslinie geraten“. Er wolle sich erst einmal absichern, bevor er sich äußere.