- Der vollständige Artikel von Christian Döbber, auf den sich die folgende Kommentaranalyse bezieht, ist hier verfügbar: Lehrerin an Brennpunktschule verzweifelt: "Man plant so, dass alle unverletzt rauskommen"
Ein Lehrkräfte-Bericht über den Alltag an einer Brennpunktschule in Ludwigshafen entfacht eine breite Leserdebatte. Während viele Kommentierende die Hauptschuld bei der Bildungspolitik und gesellschaftlichen Entwicklungen sehen, werfen andere gezielt den Einfluss von Migration oder die strukturelle Überforderung des öffentlichen Schulsystems auf. Auch Themen wie Gewalt im Schulalltag, Lehrermotivation und die Wirkung von Sozialleistungen spalten die Meinungsbilder. Insgesamt herrscht große Skepsis gegenüber politischen Reformabsichten und Zweifel an schneller Besserung.
Kritik an Bildungspolitik und Gesellschaft
Viele Leser führen die derzeitigen Zustände im Bildungssystem vor allem auf die Politik zurück und nennen etwa linke und grüne Parteien als Hauptverantwortliche.
"Für diese Zustände sind vor allem linksgrüne Politiker verantwortlich. Viele von ihnen sind selbst Lehrer. Trotzdem kann man Lehrer nicht alle in einen Topf werfen. Ich bin pensionierter Lehrer und habe den Verfall unseres Schulsystems hautnah erlebt (in BaWü). Aber Lehrer bilden die Gesellschaft ab. Es gibt innerhalb der Lehrerschaft alles. Dicke, Dünne, Große, Kleine, Künstler, Techniker, Männer, Frauen, Linke, Rechte, Christen, Gottlose, ... kurz: Es gibt nicht die Lehrer." Zum Originalkommentar
"Und wir haben eine SPD und alle anderen Parteien links davon, die das nicht ändern wollen! Das ist nicht die Mehrheit der von den Wahlberechtigten gewählten Parteien. Aber solange die Brandmauer gilt, wird sich nichts ändern. Dann ist es halt so. Wir gehen sehenden Auges unter. Mich betrifft es nicht mehr so deutlich, aber meine Kinder und Enkel tun mir sehr leid!" Zum Originalkommentar
"Das sind die Folgen der Politik der CDU, CSU, SPD, Grüne und Linke der letzten 15 Jahre." Zum Originalkommentar
Kritik an Schulalltag und Gewaltproblemen
in zentraler Schwerpunkt der Kommentare ist die Wahrnehmung von Gewalt, Leistungs- und Motivationsproblemen im Schulalltag: Leser berichten von zunehmender Gewalt gegen Lehrkräfte und andere Schüler, von sinkenden Leistungen und von einer „Über-Toleranz“, die – so der Tenor – zu Fehlverhalten führe.
"Als unsere Töchter - heute Anfang 30 - zur Schule gingen, war Gewalt eine seltene Ausnahme. Auf diese Art wollte vermutlich auch in Ludwigshafen niemand "weltoffener" werden." Zum Originalkommentar
"Man braucht ja kein Prophet zu sein, um zu erkennen, dass diese Jugendlichen keinen Ausbildungsplatz bekommen. Die werden dann für ein bis zwei Jahre an einer Berufsschule im Berufsvorbereitungsjahr geparkt und danach ins Bürgergeld entlassen. Dort explodieren die Klassenzahlen regelrecht, während bei den Fachklassen durch die miserabel laufende Wirtschaft immer mehr gestrichen wird. Und Politiker behaupten, die zahlen mal unsere Rente. Es ist nur noch zum Heulen." Zum Originalkommentar
"Selbst gute Schüler haben unter diesen Bedingungen kaum Chancen auf Bildung." Zum Originalkommentar
Ablehnung von Migrationseinfluss auf Schulen
Ein Teil der Kommentare macht die Bildungslage in Schulen auf Migration beziehungsweise einen hohen Anteil von Kindern mit Migrationsgeschichte zurück: Leser wenden ein, in Städten mit hohem „Ausländeranteil“ sei man nicht überrascht über schlechte Schulergebnisse.
"Ludwigshafen. Eine Stadt mit ca. 30% Ausländeranteil. Das spiegelt sich ja natürlich nicht nur im Stadtbild ab, sondern auch oder besonders in Schulen..." Zum Originalkommentar
"Ein Prototyp für Deutschland. Überall wird es schlechter, nicht nur in Schulen, und ich wette, wenn man den Artikel hier etwas genauer hinterfragen würde, könnte man auch hier den Horst-Seehofer-Satz nennen. Die Migration ist die Mutter aller Probleme." Zum Originalkommentar
"Bis zu 98% Migrationsanteil in Schulen und unterdurchschnittliche Bildungsausgaben im europäischen Ranking, das lässt nichts Gutes für unsere Zukunft erhoffen." Zum Originalkommentar
Die wissenschaftliche Debatte jedoch differenziert: Es gibt Hinweise auf Bildungschancenbenachteiligung bei Kindern mit Migrationsgeschichte, die aber primär auf Faktoren wie sprachliche Förderung, soziales Umfeld oder Ausstattung zurückzuführen sind – nicht pauschal auf Migration als Ursache. Beispielsweise schreibt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer aktuellen Analyse: „Die Migration gilt zu Unrecht als Hauptursache der Probleme an deutschen Schulen.“
Kritik an Lehrerrolle und Berufsbedingungen
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Lehrkräften selbst: Leser beklagen fehlenden Zusammenhalt im Kollegium, hohe Krankheitsstände, mangelnde Konsequenz im Umgang mit Konflikten („Lehrer sollten den Unterricht verweigern oder Strafanzeigen stellen“) und sehen in der Verbeamtung ein Teil des Problems.
"Das Problem: kein Zusammenhalt der Lehrer, endlich mal offen an die Presse zu gehen - und nicht immer einzeln anonym. Diese Probleme der Verwahrlosung und Aggressionen der Schüler existieren schon seit Jahren, Tendenz zunehmend." Zum Originalkommentar
"Liebe Lehrer, verweigert den Unterricht, meldet euch alle krank, stellt Strafanzeigen gegen Schüler, Eltern und Verwaltung und werdet endlich aktiv. Jammern bringt nichts. Oder kündigt euren Schuldienst und verdingt euch anderweitig." Zum Originalkommentar
"Da braucht man sich nicht über den hohen Krankenstand bei Lehrern zu wundern." Zum Originalkommentar
Skepsis gegenüber Sozialleistungen und Motivation
Mehrere Kommentare verknüpfen das Bildungssystem mit dem Sozialleistungssystem: Wer Bürgergeld beziehe oder von Staat finanziert werde, so die Argumentation, habe eine geringere Lernmotivation oder Arbeitsbereitschaft. Sie fordern Konsequenzen wie den Verlust von Bürgergeld bei Schulverweigerung oder Jugendarrest.
"Schulpflicht abschaffen, damit lernwillige Schüler was lernen können. Wer sich vom Schulbesuch abmeldet, verliert gleichzeitig den Anspruch auf Bürgergeld." Zum Originalkommentar
"Wer nicht konsequent mit Jugendarrest durchgreift bis zur Einstellung des Bürgergeldes bei den Eltern, ist selbst schuld. Ein Mensch lernt nur durch Konsequenzen. Das ist seit Menschengedenken so." Zum Originalkommentar
"Offensichtlich braucht es unter den Schülern die Kenntnis von Armut, um den Wert einer guten Ausbildung zu erkennen. Wenn man offensichtlich alles für umsonst hat, warum dann lernen und arbeiten?" Zum Originalkommentar
Ablehnung von öffentlichem Schulsystem
Weitere Leser ziehen die Konsequenz aus der wahrgenommenen Situation: Sie wenden sich von öffentlichen Schulen ab, sprechen sich für Privatschulen aus, weil dort bessere Bedingungen vermutet werden.
"Wer seine Kinder fördern will und auf ihr Wohlergehen bedacht ist, schickt sie auf eine Privatschule. Der Rest halt in eine öffentliche Einrichtung." Zum Originalkommentar
"Nach der Grundschule habe ich meine Kinder aus dem staatlichen Schulsystem genommen. Nur noch privat - das Geld ist gut angelegt." Zum Originalkommentar
"Deswegen gingen mehrere Kinder in meinem Bekanntenkreis auf eine Privatschule. Nicht, weil es sich die Eltern leisten konnten, sondern weil selbst die Polizei nicht geholfen hat." Zum Originalkommentar
Sonstige Stimmen
Hier sammeln sich Kommentare, die ein diffuses Unbehagen ausdrücken. Einige Leser verbinden die Lage an Schulen mit geopolitischen Einflüssen. Andere verweisen auf persönliche Erfahrungen im Ausland und betonen, dort gebe es solche Probleme nicht.
"Diese Zustände haben vielfache Ursachen, die hier auch schon fast alle angeführt wurden. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass möglicherweise auch Putin seine Finger mit im Spiel hat." Zum Originalkommentar
"Ich lebe seit 15 Jahren am Balaton. Da kennt man so etwas nicht." Zum Originalkommentar
"Man erntet, was man sät… Punkt…!" Zum Originalkommentar
Wie bewerten Sie die Ursachen für die Krise an Brennpunktschulen – und wie könnte Gegensteuerung gelingen? Diskutieren Sie mit: Liegt das Problem eher bei der politischen Führung, gesellschaftlichen Entwicklungen oder im Schulalltag selbst? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Vorschläge in den Kommentaren!