Laser-Spionageschiff vor Großbritannien aufgetaucht – Experte warnt: „Das ist das eigentliche Ziel von Putin“

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Das russische Spionageschiff „Jantar“ zielte mit Laserstrahlen auf britische Piloten. Experten sehen Putins Spionage und Sabotageakte als Teil einer größeren Strategie. Eine Analyse.

London/Vilnius – Seit Jahren schon bewegt sich die „Jantar“ von Schatten zu Schatten, jetzt tauchte das russische Spionageschiff in britische Hoheitsgewässer vor. Nach Angaben der Regierung in London hat das Militärschiff demnach am Mittwoch mit Laserstrahlen auf britische Piloten gezielt. Großbritanniens Verteidigungsminister John Healy sandte umgehend eine klare Warnung an Moskau: „Meine Botschaft an Russland und Putin lautet: Wir sehen euch.“ Sollte die „Jantar“, die nördlich von Schottland gesichtet worden war, weiter nach Süden vordringen, sei man „bereit“.

Der ukrainische Major Andrii Yusov bei der „Defending Baltics“-Konferenz im litauischen Vilnius.
Der ukrainische Major Andrii Yusov bei der „Defending Baltics“-Konferenz im litauischen Vilnius. © Peter Sieben

Die „Jantar“, Baujahr 2015, hat ihren Heimathafen auf der Kola-Halbinsel nahe am Polarkreis, wo auch ein Großteil des russischen Atomarsenals lagert. Der dortige Hafen von Murmansk ist wegen der Golfstrom-Ausläufer auch im Winter oft eisfrei, Schiffe und U-Boote können gut anlanden. Die Halbinsel ist deshalb ein strategisch wichtiger Punkt für Russland. Norwegens Marine beobachtet die Region seit Beginn des Ukraine-Kriegs besonders intensiv mithilfe von Aufklärungsflugzeugen und Satelliten, auch Aktivitäten des Spionageschiffs wurden immer wieder beobachtet. Experten glauben, dass die „Jantar“, die zwei Mini-U-Boote mitführen kann, auch bei der Spionage von Unterseekabeln eingesetzt wird.

„Defending Baltics“

Die internationale Konferenz fand 2025 zum zweiten Mal statt.

Organisiert wird sie von „Locked N’ Loaded“, einem zivilgesellschaftlichen Zentrum für Verteidigungs- und Sicherheitsanalysen, der „Civic Resilience Initiative“, dem litauischen Verteidigungsministerium, der Europäischen Kommission sowie der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung.

Der Vorfall reiht sich ein in eine immer dichter werdende Abfolge von militärischen Provokationen und Sabotageakten von russischer Seite. Das war Anfang der Woche eines der Kernthemen bei der „Defending Baltics“-Konferenz in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Die Botschaft dort: Putins Krieg gegen die Nato-Staaten ist längst im Gange. Fast täglich gibt es in Litauen Sabotageakte und Drohnensichtungen. Vor wenigen Wochen erst war eine Gerbera-Drohne, die die russische Armee unter anderem als Kamikaze-Flugobjekt nutzt, auf einem Militärgebiet abgestürzt. Seit Wochen stören überdies Wetterballons aus Belarus den Flugverkehr am Flughafen der Hauptstadt.

Russisches Spionageschiff in Großbritannien: Immer mehr Fälle von Spionage und Sabotage gegen Nato

Die Attacken seien keine Einzelfälle, sondern ein konzertierter Angriff, um Europas Resilienz zu schwächen, betonte Litauens stellvertretender Verteidigungsminister Tomas Godliauskas auf der Konferenz. Nur Stunden danach explodierte eine Sprengladung an einer Eisenbahnstrecke in Polen, die in die Ukraine führt. Die polnische Regierung geht von einem russischen Sabotageakt aus. „Wenn wir über Bedrohungen für die Europäische Union und das NATO-Bündnis sprechen, sprechen wir nicht unbedingt über konventionelle Kriegsführung“, sagte Major Andrii Yousov, Sprecher der ukrainischen Hauptverwaltung für Nachrichtendienste (GUR), in Vilnius. Russland wolle das internationale Sicherheitssystem weiter testen und nach den Schwachstellen in der Verteidigung der Europäischen Union und der Nato suchen. „In geheimen russischen Dokumenten sehen wir, dass sie versuchen, sich bis 2030 auf den großen Krieg vorzubereiten“, so Yusov.

Mit seinen Sabotage- und Spionageaktionen verfolge Putins Russland derweil noch ein anderes Ziel, sagte Stylianos Tzimis, Analyst für maritime hybride Bedrohungen, im Gespräch mit dieser Redaktion. „Er will Europa immer wieder stören und beschäftigen. Die Nato-Länder sollen damit beschäftigt sein, sich um Probleme vor ihrer eigenen Haustür zu kümmern, damit sie die Unterstützung für die Ukraine vernachlässigen“, so der Experte, der am Europäischen Kompetenzzentrum zur Bekämpfung hybrider Bedrohungen im finnischen Helsinki tätig ist.

Die „Jantar“ ist bereits zum zweiten Mal in britischen Gewässern aufgetaucht. London hatte den Kreml schon einmal am 22. Januar verwarnt, nachdem das Spionageschiff im Ärmelkanal und dann in der Nordsee entdeckt worden war. Laut Verteidigungsminister Healey ist es Teil einer russischen Flotte, „die darauf ausgelegt ist, unsere Unterwasserinfrastruktur und die unserer Verbündeten zu gefährden und zu beschädigen“. (pen) (Quellen: Eigene Recherchen, Gespräche mit Experten, dpa)