Vertragscheck: Diese Verträge können weg

Laut einer Finanztip-Studie haben knapp ein Drittel der über 50-Jährigen ihren Stromanbieter noch nie gewechselt, viele andere vergleichen ihre Tarife kaum. Im Ergebnis zahlen typische Ü50-Verbraucher im Schnitt bis zu rund 460 Euro im Jahr zu viel – nur für Strom, Handy und Kfz-Versicherung. 

Laut dem Geldverschwendungsreport könnten deutsche Haushalte theoretisch rund 48 Milliarden Euro im Jahr sparen, weil viele Strom-, Handy-, Versicherungs- und Kreditverträge unnötig teuer sind. 

Wer bei Strom, Mobilfunk und Kfz-Versicherung wechselfreudig ist, kann demnach Hunderte Euro pro Jahr sparen. Bei Streaming- und sonstigen Abos sowie überflüssigen Versicherungen spart man sogar noch mehr – oft ohne Leistungsverlust. Dafür sollten Sie mindestens sechs Vertragsarten jährlich prüfen.

1. Mobilfunk- und Internetverträge

  • Alte Handytarife sind teuer: Eine Analyse des Geldratgebers Finanztip ergab, dass ein fünf Jahre alter Mobilfunkvertrag im Schnitt 192 Euro pro Jahr teurer ist als ein aktueller Tarif, ein zehn Jahre alter Vertrag sogar 264 Euro. Die Preise sind in den vergangenen Jahren deutlich gefallen, vor allem im D-Netz.
  • Jährlich kürzere Kündigungsfristen: Seit der Novelle des Telekommunikationsgesetzes vom 1. Dezember 2021 gilt: Nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit (meist 24 Monate) können Festnetz- und Mobilfunkverträge jederzeit mit einer Frist von einem Monat gekündigt werden. Anbieter müssen ihre Bestandskunden außerdem einmal pro Jahr über den für sie günstigsten Tarif informieren.
  • DSL/Festnetz: Auch bei Internetverträgen lohnt sich der Blick ins Kleingedruckte. Für viele Haushalte reichen 50 Mbit – solche Tarife gibt es (vor allem im ersten Jahr) oft schon ab knapp unter 20 Euro im Monat. Bei schlechter Bandbreite haben Kunden seit Dezember 2021 das Recht, den Preis zu mindern. Dafür ist allerdings ein Messprotokoll der Bundesnetzagentur als Nachweis nötig.

Tipp: Notieren Sie das Ende der Mindestlaufzeit im Kalender, verhandeln Sie spätestens alle zwei Jahre neu und nutzen Sie die neuen gesetzlichen Kündigungsrechte, um von günstigeren Angeboten zu profitieren.

2. Strom- und Gasverträge

  • Wechsel spart Geld: In Beispielrechnungen von Finanztip brachte der Wechsel aus der Grundversorgung in einen günstigen Tarif rund 500 Euro im Jahr – je nachdem, ob es sich um Gas oder Strom handelt, können es auch etwas mehr oder etwas weniger sein.
  • Bonustarife nur kurz günstig: Die Verbraucherzentrale warnt, dass Tarife mit Neukundenbonus häufig nur im ersten Lieferjahr günstig sind. Ab dem zweiten Jahr sind die Preise oft viel höher, weshalb ein weiterer Wechsel eingeplant werden sollte.
  • Transparenz beim Bonus: Höhere Grundpreise und komplizierte Bedingungen können den Bonus auch zunichte machen. Vor Abschluss eines Vertrags sollte deshalb der echte Arbeitspreis ohne Bonus verglichen werden und geklärt werden, ob der Bonus nur an die Vertragslaufzeit oder auch an die Lieferzeit gekoppelt ist.

Tipp: Vergleichen Sie Ihren Energievertrag jedes Jahr, lassen Sie sich nicht von hohen Neukundenboni blenden und prüfen Sie Tarife mit Preisgarantie.

3. Streaming‑, Medien‑ und andere Abonnements

  • Viele Abos, hohe Kosten: Eine aktuelle Streamingstudie des Beratungsunternehmens Simon‑Kucher zeigt, dass deutsche Nutzer im Schnitt 2,8 Streaming-Abos haben. Mehr als ein Drittel der Befragten empfindet die Ausgaben für Streamingdienste als zu hoch.
  • Bündelangebote werden beliebter: 41 Prozent der Nutzer haben sich bereits für Pakete aus mehreren Streamingdiensten entschieden. Bundle-Abos können zwar günstiger sein, führen aber oft dazu, dass man Dienste bezahlt, die man kaum nutzt.

Unser Tipp: Schreiben Sie alle digitalen Abos (Streaming, Musik, Zeitschriften, Cloud, Fitness-Apps) auf und streichen Sie, was Sie selten verwenden. Bündelangebote sind nur sinnvoll, wenn Sie die enthaltenen Dienste auch wirklich nutzen. Viele Anbieter lassen sich monatlich kündigen.

4. Gesetzliche Krankenkasse

  • Unterschiedliche Beitragssätze: Gesetzliche Krankenkassen bieten gesetzlich vorgeschriebene Standardleistungen, erheben aber unterschiedliche Zusatzbeiträge. Je nach Einkommen sind durch einen Wechsel von einer teuren zu einer günstigen Kasse oft 200 bis über 500 Euro im Jahr drin. In Beispielrechnungen werden für bestimmte Konstellationen rund 240 Euro Ersparnis genannt.
  • Zusatzleistungen vergleichen: Zusatzleistungen wie professionelle Zahnreinigung, alternative Heilmethoden oder Bonusprogramme unterscheiden sich zwischen den Kassen. Vor dem Wechsel sollten Versicherte prüfen, welche Leistungen ihnen wichtig sind.

 

Tipp: Nutzen Sie Vergleichsportale der Krankenkassen und prüfen Sie, ob ein Wechsel zu einer günstigen Kasse mit geringem Zusatzbeitrag Ihre Bedürfnisse abdeckt.

5. Kfz‑Versicherung

  • Große Preisunterschiede: Bei der Kfz‑Versicherung liegen zwischen dem günstigsten und dem teuersten Tarif für Fahranfänger bis zu 1000 Euro pro Jahr. Das Verbraucherportal Finanztip beziffert die durchschnittliche Ersparnis bei älteren Autofahrern auf etwa 50 Euro pro Jahr.
  • Jährlicher Tarifvergleich: Die Kfz‑Versicherung läuft in der Regel jährlich; spätestens bis zum 30. November kann gekündigt werden.

Tipp: Vergleichen Sie jedes Jahr die Kfz‑Tarife und passen Sie den an Ihr Fahrzeug und Ihre persönliche Situation an. Dazu können der Wechsel von Vollkasko zu Teilkasko oder eine höhere Selbstbeteiligung gehören.

6. Versicherungscheck: Essenzielle Policen und überflüssige Verträge

Eine Haushaltsanalyse endet meist mit einem vollen Versicherungsordner. Doch nicht jede Police ist nötig:

  • Privathaftpflicht: Nach Angaben der Verbraucherzentrale Brandenburg ist die private Haftpflichtversicherung für alle Personen im Haushalt unverzichtbar. Sie deckt Schäden gegenüber Dritten ab; Kinder sind während der ersten Ausbildung meist mitversichert.
  • Existenzielle Risiken absichern: Abhängig von der Lebenssituation können eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine Wohngebäudeversicherung sinnvoll sein.
  • Optionale Policen: Risikolebensversicherungen für Familienversorger und eine Auslandsreisekrankenversicherung für regelmäßige Urlaube können ebenfalls sinnvoll sein.
  • Hausratversicherung: Ob sich eine Hausratversicherung lohnt, hängt von der Wiederbeschaffungswürdigkeit des Inventars ab; man sollte kalkulieren, ob man die Einrichtung aus eigenen Ersparnissen ersetzen könnte.
  • Überflüssige Policen: Versicherungen, die nur Kleinschäden absichern – etwa für Brillen, Handys, Glas oder Reisegepäck – sind laut der Verbraucherzentrale meist nicht nötig. Die Experten betonen, dass solche Verträge das Haushaltsbudget belasten, während der Schaden im Ernstfall oft aus eigenen Mitteln bezahlt werden könnte.

Tipp: Führen Sie einen Versicherungscheck durch: Erfassen Sie alle Policen, prüfen Sie, ob existenzielle Risiken abgedeckt sind, und kündigen Sie Verträge, die sich mit geringen Selbstbeteiligungen oder Notrücklagen selbst tragen lassen. Doppelversicherungen lassen sich ebenfalls vermeiden. Nutzen Sie die Erinnerungsfunktion im Handykalender oder Vertragsmanager‑Apps, um keine Fristen zu verpassen. 

Bei Telefon- und Internetverträgen können Sie seit der Reform (Novelle zu Telekommunikationsverträgen) nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit mit einer Frist von einem Monat kündigen. 

Bei Strom, Gas, Versicherungen und Kfz-Policen gelten dagegen eigene Kündigungstermine und Fristen – diese sollten Sie jeweils konkret prüfen.