Der Sparkassen-Cross in Pforzheim zieht alljährlich Topläufer an. Auch heuer waren die Elite-Felder stark bestezt. Nick Jäger aus Penzberg war wieder ganz vorn dabei.
Pforzheim – Zumindest eine Ahnung konnte man beim Zieldurchlauf bekommen, wie Nick Jäger seine Performance selbst sieht. Ganz leicht reckte der Crossläufer aus Penzberg den Zeigefinger der rechten Hand nach oben – er war also zufrieden, auch wenn es zum Sieg nicht gereicht hatte. Die Nummer eins beim Sparkassen-Cross in Pforzheim war einmal mehr die derzeitige Nummer eins in der deutschen Crosslauf-Szene. Markus Görger (LG Region Karlsruhe) gewann das Haupt-Rennen über 8800 Meter in der Zeit von 27:11,9 Minuten.
Schon bei Gold-Event in Spanien vorn dabei
15 Sekunden hinter dem Tagessieger lief Nick Jäger als Zweiter ins Ziel. Er untermauerte mit seinem starken Auftritt seine Ambitionen, das deutsche Trikot bei der EM in Lagoa (Portugal) zu tragen. Eine erste Hürde hat der Athlet des LSC Höchstadt/Aisch schon genommen: Vor einigen Wochen belegte Jäger beim 71. Zornotza International Cross in Spanien den sechsten Platz.
Das Rennen gehört zum „Cross Country Gold“-Level. Um für die EM nominiert zu werden, fordert der DLV von den Athletinnen und Athleten eine Top-Acht-Platzierung bei einem der Gold-Wettbewerbe. „Das ist sozusagen die Champions League der Crossläufe, vergleichbar mit den Meetings der Diamond League in der Leichtathletik“, so Trainerin und Mutter Melanie Jäger. Das zweite Kriterium ist ein Podestplatz bei der deutschen Crosslaufmeisterschaft, die heuer am 29. November in Darmstadt stattfindet. Görger hat im Gegensatz zu Jäger heuer noch kein „Cross Country Gold“-Rennen absolviert.
Zurück nach Pforzheim: Der Abstand zu Görger „ist schon okay auf dieser Strecke“, sagte Jäger. Die 1100-Meter-Runde im Stadtteil Huchenfeld mit mehreren Hügeln, einer Sandpassage und diversen 90- und 180-Grad-Kurven „ist tough“, sagt Jäger. Gleichwohl mag er den Wettbewerb in Baden, seit Jahren startet er dort regelmäßig. Der Sparkassen-Cross ist auch immer ein Stelldichein der besten deutschen Läufer in dieser Disziplin. Und Jäger gehört ganz klar dazu.
Er war bei der jüngsten Auflage auch der einzige, der Görger folgen konnte. Der Sieger beteuerte, dass es sich trotz des am Ende klaren Abstands für ihn „nicht locker angefühlt“ habe. „Ich hatte Schwierigkeiten, ihn loszuwerden und musste nach jeder Kurve drücken“, sagte Görger im Siegerinterview mit Blick auf Jäger.
Beide hatten sich sofort nach dem Start an die Spitze gesetzt. Zu Beginn konnten noch drei Athleten folgen. Doch anfangs der dritten Runde konnten die beiden U23-Läufer Yihun Fantahun Gezahign (am Ende Dritter/27:41) und Moges Dargie Mengesha (am Ende Vierter/27:58) sowie der in Hamburg lebende Marokkaner Abdelhadi Labäli (gab das Rennen später auf) nicht mehr folgen. Görger und Jäger liefen zusammen vorneweg. In der vierten Runde ging dann eine kleine Lücke zwischen den beiden Führenden auf. Der Abstand wurde sukzessive größer. „In den flachen Bergaufstücken macht Markus immer so viel Druck, dass ich nicht mehr mitgekommen bin“, sagte Jäger.
Der Penzberger, 2024 deutscher Vizemeister, hatte danach die eher undankbare Aufgabe, ganz allein zwischen dem Führenden und den Verfolgern zu laufen. Der 26-Jährige löste die Herausforderung, hielt das Tempo mit raumgreifenden Schritten hoch. Im Schnitt lief er jeden Kilometer in 3:00 Minuten, das entspricht 20 km/h. Demnächst will Jäger noch an einem Crosslauf in Italien teilnehmen, ehe er in Darmstadt um den DM-Titel mitkämpfen möchte.
Olympiasiegerin im Frauenfeld
Von der „Running Gags“-Trainingsgruppe waren neben Jäger beim Crosslauf in Pforzheim noch weitere Athleten am Start. Als Zweitbester tat sich Maximilian Berger (28:34) hervor – er wurde Gesamtsechster. Berger hatte 2024 beim Penzberger Teamtrail an der Seite von Nick Jägers älterem Bruder Tom den Hauptlauf gewonnen. Tom Jäger lief in Pforzheim auch die 8800 Meter; mit der Zeit von 30:26 Minuten belegte er den 18. Platz unter 48 Klassierten.
Beim Frauen-Rennen über 6600 Meter waren ebenfalls deutsche Topläuferinnen dabei. Den Sieg holte Elena Burkhard (LG Farbtex Nordschwarzwald) mit 23:14 Minuten vor der Niederländerin Veerle Bakker (23:21) und Lisa Tertsch (ASC Darmstadt/23:43). Tertsch ist Triathletin – sie gewann 2024 Olympia-Gold in der Staffel und ist amtierende Kurzdistanz-Weltmeisterin.