Unerwünschte Amazon-Pakete? Hinter „Brushing“ steckt ein perfider Trick

Stellen Sie sich vor, vor Ihrer Wohnungstür liegt ein Amazon-Päckchen – doch niemand im Haushalt hat etwas bestellt. Der Inhalt wirkt wie Ramsch, den niemand braucht. Betroffene rätseln zunächst über eine Verwechslung oder den Fehler eines Versanddienstes. Doch hinter solchen Sendungen steckt häufig ein System – und zwar eine Masche namens Brushing, bei der Ihre Adresse als Werkzeug missbraucht wird.

Was hinter Brushing steckt

Beim Brushing geht es nicht darum, Empfänger finanziell zu schädigen. Es ist ein Trick, um Produkte in den Verkaufslisten großer Plattformen wie Amazon künstlich nach oben zu pushen. Der Ablauf ist im Kern immer ähnlich:

  • Händler legen Schein-Accounts an und bestellen damit ihre eigenen Artikel.
  • Diese Fake-Accounts kaufen Produkte und „bezahlen“ sie – meist ebenfalls vom Händler initiiert.
  • Um den Vorgang plausibel wirken zu lassen, wird echte Ware verschickt: an Adressen, die aus alten Datenlecks oder dem Handel mit Kundendaten stammen.
  • Weil ein Versand tatsächlich stattgefunden hat, können die Händler anschließend eine „verifizierte“ Bewertung abgeben – und sich selbst Bestnoten ausstellen.

So steigen ihre Produkte in den Rankings, wirken vertrauenswürdig und tauchen häufiger in den Suchergebnissen auf. Für ehrliche Verkäufer ist das ein Wettbewerbsnachteil und für Nutzer ein Risiko, weil das Bewertungssystem verfälscht wird.

Warum die Pakete vielen Sorgen bereiten

Für den Inhalt müssen Sie nichts bezahlen, und Sie haben auch keinen Vertrag abgeschlossen. Trotzdem sorgen die unerwarteten Lieferungen bei vielen für Unbehagen.

Wird mein Konto missbraucht?

In den meisten Fällen geht es tatsächlich nur um die Adresse, nicht um Ihre Bankdaten oder Ihr Amazon-Konto. Die Betrüger nutzen Tausende reale Adressen, um ihre Fake-Käufe glaubwürdig wirken zu lassen.

Welche Risiken dennoch bestehen

Brushing wirkt harmlos, ist aber ein Hinweis darauf, dass persönliche Daten im Umlauf sind. Das kann mehrere Folgen haben:

  • Adressdaten im Netz: Ein Hinweis darauf, dass alte Kundendaten, Newsletter-Anmeldungen oder Leaks weiterverkauft wurden.
  • Gefährdete Glaubwürdigkeit von Rezensionen: Wenn manipulierte Bewertungen überwiegen, wird Online-Shopping zur Lotterie.
  • Benachteiligung seriöser Händler: Produkte mit echten Bewertungen rutschen im Ranking ab.

Auch Amazon sieht darin ein wachsendes Problem, denn das Vertrauen in die Rezensionen ist ein zentraler Baustein des Marktplatzes.

Tipp von Verbraucherschützern

Verbraucherschützer warnen bereits seit Längerem vor der Masche. In manchen Fällen werden Betroffene sogar zur Zahlung aufgefordert. Doch keine Sorge: Wer nichts bestellt hat, ist keinen Kaufvertrag eingegangen, muss also auch nichts bezahlen.

Aber: Wer auf die Zusendung der nicht bestellten Ware reagiert, den Absender kontaktiert und sich bedankt, kann das Angebot des Unternehmers als angenommen gelten. Dann ist man zur Zahlung verpflichtet. „Das kann beispielsweise auch für ironisch gemeinte Vielen Dank-Mails gelten“ , so die Experten.

Was Sie tun sollten, wenn Sie ein solches Paket erhalten

Sie müssen weder reagieren noch Ware zurückschicken. Sinnvoll sind dennoch ein paar Schritte:

1. Paket kurz dokumentieren
Foto vom Paketlabel und Inhalt machen falls Rückfragen entstehen.

2. Amazon informieren
Den Vorfall beim Support melden. Amazon kann verdächtige Händler schnell sperren.

3. Nicht zurücksenden
Rücksendungen könnten zusätzliche Daten preisgeben und bringen Ihnen keinen Vorteil.

4. Prüfen, ob Daten geleakt wurden
Auf Website wie „Have I Been Pwned“ können Betroffene überprüfen, ob persönliche Daten in bekannten Leaks auftauchen. Wenn ja: sofort das Passwort durch ein starkes ändern und nirgendwo sonst wiederverwenden. So oft wie möglich eine Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) aktivieren.

5. Konto regelmäßig checken
Adressdaten, Zahlungsarten und Bestellhistorie im Auge behalten.

Wie Sie sich grundsätzlich schützen können

Komplett verhindern lässt sich Brushing nicht, aber Sie können Risiken verringern:

  • Noch vorsichtiger mit Adressdaten umgehen (zum Beispiel bei Gewinnspielen oder unbekannten Shops).
  • Komplexe Passwörter und Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzen.
  • Auf ungewöhnlich viele Werbe- oder Spam-Mails achten, denn sie sind ein häufiges Indiz von Datenlecks.