Elektroautos bald gratis fahren? Neue Pläne des Bundestags überraschen

Bei den ganzen Beschlüssen, die in der Bundespolitik am Donnerstag gefasst wurden, ist diese Meldung ein wenig untergegangen. Doch tatsächlich hat der Bundestag an jenem Tag eine wichtige Weichenstellung vorgenommen, um die potenziell vielversprechende Technik des Bidirektionalen Ladens in Deutschland nutzbar zu machen. Am Ende könnten die Fahrer eines E-Autos kostenlos fahren – und auch noch die Stromnetze entlasten. 

Stromspeicher auf Rädern

Worum geht's? Beim Bidirektionalen Laden, auch „Vehicle to Grid genannt“, können die Batterien von E-Autos in der heimischen Garage nicht nur Strom aus dem Netz laden, sie können Strom auch erstmals wieder ins Netz abgeben.

E-Fahrzeuge werden dadurch zu Stromspeichern auf Rädern: Wenn Strom günstig ist – etwa nachts, wenn es kaum Nachfrage gibt, oder mittags, wenn die Solaranlagen maximalen Strom einspeisen – lädt das Auto in der heimischen Garage automatisch auf. Sobald die Preise wieder anziehen, speist es die Energie zurück ins Netz. Die Batterie steckt die Zusatzbelastung gut weg, zeigen Studien.

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Hilfe für die Netze

Der Energieversorger verdient an der Differenz, der Halter des E-Autos bekommt eine Prämie – eine Win-Win-Situation. Wer sein Auto im Schnitt täglich acht Stunden lang am Netz belässt, erhält eine jährliche Prämie von 720 Euro, rechneten Eon und BMW in einer gemeinsamen Veröffentlichung von Anfang September vor. Mit diesem Geld ließe sich ein E-Auto für insgesamt 14.000 Kilometer laden. Zur Einordnung: Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts legt der durchschnittliche deutsche Pkw im Jahr 12.320 Kilometer zurück. 

Tatsächlich kann das Bidirektionale Laden auch für die Energiewende zum „Gamechanger“ werden. Denn die E-Auto-Batterien in den deutschen Garagen bieten gigantisches Potenzial, die bisweilen überlasteten Stromnetze zu stabilisieren und Preisspitzen abzufedern: Wenn zu viel Strom im System ist, nehmen ihn die Autos auf. Und wenn ein Mangel herrscht, geben sie den Strom wieder in die Netze.

Kleine Änderung, große Wirkung

In Frankreich und Großbritannien laufen schon länger Pilotprojekte mit Privatkunden, Eon und BMW bringen jetzt die erste Lösung für Deutschland an den Start. Doch bislang stehen der Technologie noch einige Hürden im Weg. Eine dieser Hürden war politischer Natur: Denn die deutsche Bürokratie wusste lange nicht, wie sie mit dem „Bidirektionalen Laden“ umgehen soll. Für das Ein- und Ausspeichern einer E-Auto-Batterie waren bislang gleich doppelt Netzentgelte fällig: Einmal bezahlen fürs Einspeichern, und dann nochmal fürs Ausspeichern.

Eine Rechtslage, die bislang Gift war für jedes Geschäftsmodell. Mit einer kleinen Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) hat der Bundestag jetzt aber E-Autos mit großen stationären Batteriespeichern gleichgestellt. Für diese fallen schon länger keine doppelten Entgelte mehr an.

„Das Tempo ist weiterhin unzureichend“

„Das bidirektionale Laden ist eine zentrale Zukunftstechnologie – für die Attraktivität der E-Mobilität ebenso wie für ein erneuerbares, flexibles Energiesystem", sagt Marcus Bollig, Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Nun seien aber noch weitere Schritte nötig, um die Technologie in Deutschland zu etablieren.

Das größte Problem ist nämlich noch ungelöst: Für die Tarife braucht es dynamische Stromzähler, sogenannte „Smart Meter“ – deren Ausbau hat Deutschland aber jahrelang verschlafen und läuft jetzt erst langsam an. „Das bisherige Tempo ist weiterhin unzureichend“, heißt es in der Beschlussvorlage des federführenden Wirtschaftsausschusses des Deutschen Bundestages an die Adresse der Bundesregierung und vor allem von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU). Es gibt also noch genug zu tun.