Im Rahmen der Feierlichkeiten zu „70 Jahre Bundeswehr“ waren US-Weltkriegsveteranen zu Gast in Berlin. Eine besondere Begegnung im Bundestag.
Berlin – Es ist ein Segen, im biblischen Alter von 98 Jahren noch so schlagfertig zu sein wie Enoch „Woody“ Woodhouse. Der US-Weltkriegsveteran – Jahrgang 1927 – war am Mittwoch zusammen mit vier Kameraden zu Gast bei Bundestagspräsidentin Julia Klöckner in Berlin. Zwischen Paul-Löbe-Haus und Kanzleramt liefen derweil bereits die Vorbereitungen für den Festakt zu 70 Jahren Bundeswehr, anlässlich dieses Termins fand ein feierliches Gelöbnis statt.
Die Geburtsstunde der Bundeswehr ist eng verknüpft mit den Startjahren der Bundesrepublik Deutschland, die sich allmählich von den dunklen Jahren der Nazi-Herrschaft zu erholen begann und mehr und mehr wieder zu einem demokratischen, souveränen Staat wurde. Die fünf Gäste im Bundestag, alle an die 100 Jahre, halfen mit, Deutschland von den Nationalsozialisten zu befreien. Sie gehören zu den letzten noch lebenden Menschen, die von damals erzählen können.
70 Jahre Bundeswehr – und US-Veteranen zu Gast in Berlin: „Ach, Sie sprechen deutsch?“
Enoch Woodhouse, den Freunde seit Ewigkeiten einfach nur „Woody“ nennen, hat in seinen 98 Jahren eine Menge erlebt. Auch Ausgrenzung in den Jahren der sogenannten Rassentrennung in den USA. Als sich der Afroamerikaner mit 17 freiwillig zum US Army Air Corps meldete und mit dem Zug auf den Weg zur Grundausbildung machte, hieß es: Einsteigen dürfen nur Weiße. Der Zug, mit dem er fahren durfte, kam sechs Stunden später – und Woodhouse zu spät zu seinem Einsatz, zum Ärger seines weißen Ausbilders.
Der Leutnant außer Dienst spricht mehrere Sprachen, wie er auch am Mittwoch in Berlin bewies, als Julia Klöckner die Männer begrüßte. Woodhouse bedankte sich auf Deutsch für die freundliche Einladung – „ach, Sie sprechen Deutsch?“, entfuhr es CDU-Politikerin Klöckner. Der Veteran entgegnete knochentrocken der sichtbar verblüfften Bundestagspräsidentin: „Ja! Sie auch?“
Die fünf Veteranen gelten als Helden. Der inzwischen 100 Jahre alte gebürtige Wiener Gideon Kantor etwa floh 1938 vor den Nazis aus Österreich. Als US-Soldat und Teil der sogenannten „Ritchie Boys“, einer Einheit, die beim Sieg über Nazi-Deutschland eine entscheidende Rolle spielte, half er bei der Befreiung des Außenlagers Ohrdruf des Konzentrationslagers Buchenwald in Thüringen. Und der 101 Jahre alte Hilbert Margol war Mitglied der 42. Infanterie-Division, die 1945 das KZ Dachau befreite. Seine Einheit ging später als „Rainbow Division“ in die Geschichte ein. Auch Fred Nungesser (100) kämpfte in Deutschland, und Frank Athanason (geboren im August 1926 und damit der jüngste in der Runde) wohnte den Nürnberger Prozessen bei.