Lindner wechselt in die Autobranche – „Wo das Herz der Wirtschaft schlägt“

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Hobby zum Beruf gemacht: Christian Lindner hat neuen Top-Job

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Seine Karriere in der Politik ist beendet. Der ehemalige Finanzminister Christian Lindner geht in den Mittelstand. Doch es gibt auch Kritik.

Berlin – Ab Januar wechselt der ehemalige FDP-Chef Christian Lindner in die Autobranche. Der Ex-Finanzminister will es nun in der Wirtschaft versuchen. In der Politik legte Lindner einen rasanten Abstieg hin. Nach der D-Day-Affäre platzte die Ampel-Koalition – und die FDP flog aus dem Parlament. In einem Statement auf Facebook erklärte Lindner nun über seinen Schritt: „Heute will ich selbst dort arbeiten, wo das Herz der deutschen Wirtschaft schlägt.“

Chrisitian Lindner, ehemaliger Finanzminister, hat sich aus der Politik zurückgezogen. Für ihn geht es nun in die Automobilbranche. Aufnahmedatum: 14.01.2024.
Chrisitian Lindner, ehemaliger Finanzminister, hat sich aus der Politik zurückgezogen. Für ihn geht es nun in die Automobilbranche. Aufnahmedatum: 14.01.2024. © IMAGO/Noah Wedel

Der ehemalige Finanzminister wird stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Autoland AG, erklärte das Unternehmen. Auf Facebook schrieb Lindner weiter: „Dass es die Autobranche ist, wird niemanden überraschen, der meine persönlichen Leidenschaften kennt.“ Für ihn sei die individuelle Mobilität eine Frage der Freiheit. Deshalb dürfe das Auto nicht zum Luxusgut für wenige werden, sondern müsse für viele Menschen bezahlbar bleiben, schrieb Lindner weiter.

Lindner wechselt in den Mittelstand: Ex-Finanzminister im Vorstand von Autoland AG

Die Autoland AG bezeichnet sich als größter markenunabhängiger Automobilhandelskonzern Deutschlands mit rund 1500 Beschäftigten an über 30 Standorten. Der Firmensitz befindet sich in Sandersdorf-Brehna in Sachsen-Anhalt. Firmengründer Wilfried Wilhelm Anclam erklärte über die neue Personalie seines Unternehmens: „Christian Lindner ist einer der profiliertesten Verfechter der individuellen Mobilität.“ Mit ihm steigere die Autoland AG ihre Bekanntheit deutlich.

Lindner erklärte: „Neben meinem beruflichen Schwerpunkt bei der Autoland AG engagiere ich mich noch als Aufsichtsrat und Advisor für Unternehmen und Stiftungen, deren Menschen, Themen und Visionen mich inspirieren.“ Konkrete Angaben machte Lindner dazu nicht.

Das Bundeskabinett genehmigte bereits im Oktober mehrere Mandate, die aufgrund Lindners Karenzzeit erforderlich waren. Der 46-Jährige wird unter anderem unabhängiges Mitglied im Shareholder-Board der Stepstone Group, einem digitalen Personaldienstleister, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. Das Unternehmen gehört dem Private-Equity-Fonds KKR und der Axel Springer SE. Aus Lindners Umfeld wurde bekannt, dass er für dieses und weitere Mandate Genehmigungen beantragt hatte.

Karenzzeit-Regelung in Deutschland

Karenzzeitregelungen sollen den unmittelbaren Wechsel von Politikern in Lobbytätigkeiten unterbinden und regulieren damit Seitenwechsel zwischen Politik und Wirtschaft. 2015 wurde auf Bundesebene eine Karenzzeitregelung für ehemalige Minister und Staatssekretäre eingeführt.

Ehemalige Regierungsmitglieder müssen neue Tätigkeiten bis 18 Monate nach Amtsende anzeigen. Die Bundesregierung kann diese bis zu 18 Monate untersagen. Für Beamte gelten Anzeigepflichten von drei bis fünf Jahren. Ein beratendes Gremium unterstützt die Regierung bei den Entscheidungen. Die deutschen Regelungen stehen in der Kritik internationaler Organisationen, die längere Karenzzeiten und Sanktionsmöglichkeiten fordern.

Quelle: Lobbypedia (LobbyControl) – Karenzzeit Deutschland

Einstieg bei Beratungsfirma: Lindner in der Kritik wegen möglichen Interessenskonflikten

Erst Ende Oktober erntete Lindner Kritik an seinem geplanten Einstieg bei der US-Beratungsfirma Teneo wegen möglicher Interessenskonflikte. Das US-Unternehmen Teneo berät weltweit Unternehmen und Behörden. Ein Kunde ist dabei auch die italienische Unicredit, die während Lindners Amtszeit als Finanzminister Anteile an der Commerzbank erwarb und die Deutsche Bank übernehmen will.

LobbyControl kritisierte Lindners Schritt scharf. Pressesprecher Timo Lange erklärte: „Auch wenn Lindner selbst nicht direkt in die Lobbyarbeit involviert sein sollte, besteht hier ein handfester Interessenkonflikt. Es kann kaum sichergestellt werden, dass Lindner sein Kontaktnetzwerk nicht für Lobbykunden aus seinem früheren politischen Verantwortungsbereich nutzt oder diese im Hinblick auf ihre Lobbyarbeit berät.“ (Quellen: dpa/AFP/Facebook/LobbyControl) (sischr)