Die Neuköllner Integrationsbeaufragte Güner Balci hat heftige Kritik am Bezirksverband der SPD geäußert. "Islamisten und Aktivisten haben Teile der Politik und der SPD und der Verwaltung unterwandert", so Balci in einem Interview mit dem "Spiegel". Der Bezirksverband hatte eine erneute Kandidatur des derzeitigen Bezirksbürgermeister Martin Hikel mit nur 68 Prozent bestätigt. Hikel war das zu wenig, weshalb er seine Kandidatur zurückzog.
Güner Balci sieht Teile der SPD von Islamisten und Aktivisten unterwandert
Der Bezirksbürgermeister machte den linken Flügel in seiner Partei für die Klatsche verantwortlich und klagte über mangelnde Unterstützung. Die Integrationsbeauftragte Balci gibt ihm in der Diskussion recht. "Diese Leute haben systematisch versucht, Hikel kleinzukriegen. Das war eine simple, aber wirksame Strategie", so Balci weiter in dem Interview. "Ich glaube, dass diejenigen, die daran beteiligt waren, gar nicht ermessen können, welchen Schaden sie der Partei und sich selbst zugefügt haben."
Laut Balci stecken hinter den Aktivitäten vermeintlich unabhängige NGOs, die aber durch den Verfassungsschutz beobachtet würden. "Und jetzt haben sie mit Unterstützung einer bestimmten linken Klientel erfolgreich einen Bezirksbürgermeister zu Fall gebracht", so Balci, die Tochter türkischer Gastarbeiter ist. Konkret nennt Balci dabei auch den vorherigen Berliner Landesvorsitzenden Raed Saleh, der nicht erkennen wolle, dass es auch ein wachsendes Problem mit Islamismus gebe.
Hamas-Unterstützung, Schutzgeld: Neukölln bereits teilweise von Clans beherrscht
Balci stärkte Hikel in Bezug auf die Verbundeinsätze gegen Clankriminalität den Rücken und warnte zugleich vor einer Einstellung dieser. "Wenn er das nicht mehr macht, dann geht es hier den Bach runter", so Balci weiter. Neukölln werde bereits jetzt in Teilen von Organisierter Kriminalität beherrscht. Von Gewaltvorfällen, seien insbesondere die betroffen, die sich dagegen wehrten. "Das sind Gewerbetreibende, die nicht die Hamas als Freiheitskämpfer betiteln wollen. Das sind Schawarma-Verkäufer, die kein Schutzgeld bezahlen möchten", erklärt die Integrationsbeauftragte.
Statt Probleme zu lösen, gebe es immer wieder sinnlose Debatten über Formulierungen, beklagt die Neuköllnerin. Martin Hikel hingegen habe Rückgrat gezeigt. "Er ist vor den Wünschen aus seiner Partei nicht in die Knie gegangen", so Balci. Auch nach heftiger Gewalt rund um Neujahr 2022/23 hatte er sich klar geäußert. Ob Balci nun ihr Amt noch behalten werde, ließ sie offen.