„Äußerst problematisch“, warnt ein Experte:5-Jährige nutzt Smartwatch zum Anrufen ihrer Mama

Es kommt immer häufiger vor, dass Kinder schon im Kita-Alter einen GPS-Tracker in ihrem Rucksack haben. Mit den Geräten können Eltern jederzeit nachverfolgen, wo sich ihr Nachwuchs gerade aufhält. Es soll also ein Stück Sicherheit geben, so der Grundgedanke.

Doch das Ausstatten der Kleinen mit Trackern, Smartwatches und Smartphones nimmt inzwischen Auswüchse an, die zu skurrilen Situationen führen, wie ein Fall aus der Schweiz zeigt.

Dort rief laut dem Portal "Blick" ein fünfjähriges Mädchen mit der eigenen Smartwatch vom Kindergarten aus seine Mutter an – wegen eines Streits mit einem anderen Kind. Die Mutter sollte zum Trösten kommen. Die Erzieherin konnte offenbar gerade noch so die Mutter davon abhalten.

"Die Kinder sollten selbständig werden, haben aber kaum mehr eine Möglichkeit, dies zu trainieren"

"Das ist äußerst problematisch", urteilt Thomas Minder, Präsident des nationalen Schulleiterverbands, der über die Szene des fünfjährigen Mädchens, das mit Smartwatch in den Kindergarten geschickt wird, berichtet.

Der Schulleiter warnt vor den negativen Folgen, wenn Eltern für ihre Kinder immer erreichbar sein wollen. Die Kleinen würden so nämlich weniger Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Frusterlebnisse mute man ihnen weniger zu. "Die Kinder sollten selbständig werden, haben aber kaum mehr eine Möglichkeit, dies zu trainieren", kritisiert Minder.

Nicht wenige Eltern statten heutzutage die Rucksäcke ihrer Kinder mit Trackern aus
Nicht wenige Eltern statten heutzutage die Rucksäcke ihrer Kinder mit Trackern aus IMAGO / Pond5 Images

Experte: Eltern wähnen sich mit Trackern und Smartwatches in falscher Sicherheit

Weiter beschreibt der Schulleiter, wie Lehrkräfte immer häufiger bei Schulausflügen und Klassenfahrten Rücksäcke mit GPS-Trackern vorfinden und immer mehr Helikopter-Eltern scheinbar rund um die Uhr die Bewegungen der Kinder kontrollieren. Wie das Tracken von Kindern auch nach hinten losgehen kann, zeigt ein Fall aus Großbritannien.

Diese Überwachungsmentalität schwäche die Entwicklung der Kinder, sagt der Experte und stellt klar: "Durch zufällige Begegnungen mit Fremden sind Kinder wenig gefährdet." Die größte Gefahr geht laut dem Schulleiter, der in seiner Schule vor Unterrichtsbeginn alle Geräte der Kinder einsammelt, immer noch von der eigenen Familie und dem Bekanntenkreis aus.

Viel wichtiger als Überwachung ist es laut Christine Traber, Sprecherin des Verbands Kinderbetreuung Schweiz, dass Kinder Autonomie und Verantwortung lernen. Eltern sollten darauf vertrauen und sich darauf konzentrieren, "eine tiefe Beziehung zu ihnen aufzubauen".