Kaputte Kleidung darf weiterhin in den Müll – unter dieser Voraussetzung

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Völlig zugemüllte Altkleidercontainer sind nicht nur in der Region, sondern deutschlandweit ein riesiges Problem. © IMAGO/Lobeca/Ralf Homburg

Wohin mit kaputten Hosen und Co.? Seit Jahresbeginn gibt es neue Regeln zur Altkleiderentsorgung, die bei vielen Menschen im Landkreis für Verwirrung sorgen. Wir klären auf.

Landkreis – Alte Kleidung und Textilien dürfen nicht mehr im Restmüll entsorgt werden. Nachrichten wie diese zu Jahresbeginn sorgen bei vielen Menschen im Landkreis bis heute für Verunsicherung. Manch einer wirft seine zerrissene Hose oder das verdreckte Hemd deshalb statt in die Mülltonne lieber in den Altkleidercontainer.

Die Folge: „Seit Anfang des Jahres sind die Container zunehmend zugemüllt“, sagt Claudia Knopp von der Erbenschwanger Verwertungs- und Abfallentsorgungsgesellschaft (EVA) in Ingenried. Das Unternehmen arbeite im Bereich der Altkleidercontainer landkreisweit ausschließlich mit der Aktion Hoffnung zusammen.

Immer mehr unbrauchbare Textilien in Altkleidercontainern

Darüber hinaus gibt es laut Informationen aus dem Landratsamt lediglich noch einige gewerbliche oder gemeinnützige Betreiber von Kleidersammlungen. Bei Letzteren wäre etwa die Katholische Kirchenstiftung Christkönig in Penzberg zu nennen. Zweimal im Jahr werde eine Sammlung durchgeführt, sagt Pfarrei-Mitarbeiterin Annemarie Bernhard. Bei den Straßensammlungen würden alle Säcke ungesehen mitgenommen. Das Aussortieren übernehme die Aktion Hoffnung. Ob die Qualität der abgegebenen Kleidung nachgelassen hat, könne sie nicht sagen.

Was die Altkleider-Container betrifft, so betreibt die Aktion Hoffnung Im Landkreis 154 Behälter an 82 Standorten, wie Karin Stippler von der Kommunikationsabteilung der Hilfsorganisation mit Sitz in Augsburg informiert. Sie beklagt, dass zwar auch schon vor dem Jahreswechsel viele Menschen einen Kleidersammelbehälter als „Müllabladeplatz“ missbraucht und in den Behältern auch Gegenstände entsorgt hätten, die eigentlich zum Sperrmüll gehörten. Aber: „Durch die falsche Information zu Jahresbeginn zum Thema ‚Getrenntsammlungspflicht‘ landen immer mehr beschädigte und unbrauchbare Textilien in den Sammelbehältern.“

EU-Beschluss zur „Getrenntsammlungspflicht“

„Getrenntsammlungspflicht“: Dieses sperrige Wort steht für einen Beschluss der EU, wonach seit 1. Januar alte Kleidung und Textilien grundsätzlich nicht mehr im Hausmüll beziehungsweise Restmüll entsorgt werden dürfen. Die Verordnung zielt darauf ab, die Menge an Textilien zu erhöhen, die gesammelt, wiederverwendet oder recycelt werden. Sämtliche Textilien, sowohl gut erhaltene und noch tragbare Kleidung als auch zerschlissene Hosen und Co., sollen getrennt gesammelt werden, heißt es in einer Mitteilung des Bundesumweltministeriums. Denn Letztere könnten noch recycelt werden; zum Beispiel als Malervlies, Dämmstoff oder Putzlappen. Aber: Wenn es vor Ort keine getrennte Sammlung für zerschlissene Kleidung gebe, könne diese auch weiterhin in den Restmüll geworfen werden, stellt das Ministerium klar.

„Beschädigte Textilien gehören in die Restmülltonne“

Wie Stippler berichtet, sei der Anteil an sogenannten Fremd- und Störstoffen sowie an textilem Müll in den Behältern seit Jahresbeginn sehr hoch, müsse aber trotzdem mitgenommen und entsorgt werden. „Die Trennung der Abfälle von den Kleiderspenden ist zeitaufwendig, sodass mehr Personal eingesetzt werden muss.“ Das habe wiederum steigende Kosten – etwa für die Löhne – zur Folge. Stippler betont deshalb ausdrücklich, dass auch weiterhin nur gut erhaltene, saubere und noch tragbare Textilien in den Containern eingeworfen werden sollen. „Beschädigte Textilien gehören in die Restmülltonne.“ Um die Kosten für die Hilfsorganisation zu reduzieren, dürfe sie Säcke mit nicht verwertbarem Inhalt bei der EVA kostenlos entsorgen, so Knopp.

Angesichts der Tatsache, dass auch schon vor dem 1. Januar einige Standorte von Altkleidercontainern als Müllabladeplätze missbraucht oder gar ausgeraubt worden seien, seien bereits einige Behälter an andere Standorte verlegt worden, sagt Knopp; etwa von abgelegeneren Plätzen an besser einsehbare Stellen, die das heimliche Abladen von Müll erschweren. In Penzberg habe man etwa einen Behälter von der Birkenstraße in die Nähe der Polizei versetzt.

Fast-Fashion als Problem

Ob Standorte in der Zukunft ganz stillgelegt werden könnten, sei schwer zu sagen, denn: „Die Branche steht extrem unter Druck“. Unter anderem wegen des Trends zu (Ultra-)Fast-Fashion. bei dieser Bekleidung, erklärt Stippler, habe die Qualität in Verarbeitung und Material massiv abgenommen. „Diese Kleidung ist weder als Secondhand-Kleidung verwendbar noch kann sie stofflich verwertet werden“. Bei Bekleidung dieser Art handele es sich in der Regel um Mischgewebe, das wegen des hohen Kunststoffanteiles nicht mal mehr für Putzlappen, Dämmstoff und Co. verwendbar sei.

Stippler betont, dass die Aktion Hoffnung das Sammelsystem aufrecht erhalten werde. In Abstimmung mit der EVA würden die Standort immer wieder geprüft, bewertet und im schlechtesten Fall eben auch aufgelöst. Die Zusammenarbeit mit der „Aktion Hoffnung“ beenden will die Eva nicht, betont Knopp. Sie verweist darauf, dass gemäß Kreislaufwirtschaftsgesetz die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger – also in diesem Fall der Landkreis – die getrennte Sammlung von Alttextilien in ihrem Zuständigkeitsbereich organisieren.

Wohin mit alter Bekleidung?

In die Altkleiderbehälter der „Aktion Hoffnung“ dürfen weiterhin nur saubere, trockene, intakte und tragfähige Alttextilien oder Schuhe eingeworfen werden. Auch gut erhaltene Bett-, Tisch- und Haushaltswäsche, Taschen und Accessoires sind erwünscht. Alles sollte in Tüten verpackt eingeworfen werden.
Zerschlissene Kleidung kann in die Restmülltonne geworfen werden, wenn es hierfür vor Ort noch keine getrennte Sammlung gibt. Sofern es auch für zerschlissene Kleidung eine eigene Sammlung gibt, ist diese dort abzugeben, damit sie recycelt werden kann.
Stark verschmutzte Textilien können in der Regel weiterhin in die Restmülltonne geworfen werden – es sei denn, in der Kommune gibt es auch hierfür bereits eine gesonderte Sammlung.