Jeder vierte Erwachsene in Deutschland leidet Schätzungen zufolge an einer sogenannten Fettleber. Sie ist damit die häufigste Leberkrankheit. Das Risiko steigt durch Bewegungsmangel, Stress und eine ungesunde Ernährung.
Früher hieß die Krankheit „nicht-alkoholische Fettleber“ (NAFLD) und wird heute MASLD genannt – „Metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease“. Der Name zeigt, worum es geht: Stoffwechselstörungen wie Übergewicht, Bewegungsmangel, zu viel Zucker und Insulinresistenz führen dazu, dass sich Fett in den Leberzellen einlagert.
Das merken viele Betroffene erst spät, da die Leber keine Schmerzrezeptoren besitzt. Sie verfettet still und das oft über Jahre, ohne Symptome. Das kann dramatische Folgen haben: Entzündungen, Vernarbungen (Fibrose) und am Ende Leberzirrhose oder Krebs.
Im Unterschied zur alkoholischen Fettleber entsteht MASLD nicht durch Alkohol, sondern durch Ernährung, Hormone und Stoffwechselprobleme. Trotzdem sind die Schäden am Ende dieselben.
Fettleber: „Die größte Gefahr ist Unwissen“
Was eine Fettleber auslösen kann und wer besonders von ihr betroffen ist – darüber kursieren zahlreiche Mythen. Die brasilianische Ernährungswissenschaftlerin Sabrina Alves Fernandes hat die häufigsten untersucht und geprüft, was wissenschaftlich haltbar ist. Ihre Analyse zeigt, dass viele Ratschläge, die im Netz kursieren, falsch oder sogar gefährlich sind.
„Die größte Gefahr ist Unwissen“, warnt Fernandes. „Viele verschlimmern ihre Krankheit, weil sie gut gemeinten, aber falschen Ratschlägen folgen.“
Die größten Mythen zur Fettleber
Mythos 1: Alle Kohlenhydrate sind schlecht
Brot, Nudeln, Reis – wer an Fettleber denkt, streicht oft zuerst Kohlenhydrate von seinem Speiseplan. Doch pauschal sind nicht alle Kohlenhydrate zu verteufeln. „Die Art der Kohlenhydrate ist entscheidend“, erklärt Fernandes in ihrer Studie. Problematisch sei die in Kohlenhydraten enthaltene Fruktose. Die Wissenschaftlerin warnt daher vor allem vor Softdrinks und Fertigprodukten.
Dagegen schützen komplexe, ballaststoffreiche Kohlenhydrate die Leber sogar. Dazu zählen Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse.
Mythos 2: Fett macht die Fettleber schlimmer
Entscheidend ist laut Fernandes die Qualität, nicht die Menge des Fetts. Gesunde Fette aus Olivenöl, Nüssen oder Fisch wirken entzündungshemmend und schützen die Leber. Transfette und zu viel gesättigtes Fett aus Wurst, Butter oder Fertigprodukten bewirken das Gegenteil.
Mythos 3: Nur Übergewichtige bekommen eine Fettleber
Falsch, denn etwa jeder fünfte Betroffene ist schlank. Mediziner und Forscher sprechen von „lean MASLD“. Diese Menschen haben meist wenig Unterhautfett, aber viel Bauchfett (viszerales Fett), das Entzündungsstoffe ausschüttet. Auch Stress, genetische Faktoren und Störungen des Mikrobioms können eine Rolle spielen.
Mythos 4: Kräutertees, Superfoods und Detox-Kuren reinigen die Leber
Das klingt verlockend, kann aber gefährlich sein. Die Wirkung der meisten „Leber-Detox“-Präparate oder Kräutertees ist nicht wissenschaftlich belegt, manche sind sogar leberschädigend. So warnen Mediziner vor Produkten mit hochdosiertem Grüntee-Extrakt, Kurkuma oder Kava-Kava. Sie können bei Überdosierung akute Hepatitis oder sogar Leberversagen auslösen. Ein Präparat mit natürlichen Inhaltsstoffen sei nicht automatisch harmlos, schreibt Fernandes. Wer seiner Leber etwas Gutes tun will, brauche keine Entgiftungskur, sondern eine ausgewogene Ernährung mit wenig Zucker.
Mythos 5: Ein Glas Wein am Abend schadet nicht
Auch kleine Mengen Alkohol können die Fettleber verschlimmern und den Weg zur Zirrhose beschleunigen. Experten empfehlen daher komplette Abstinenz. Eine sichere Menge Alkohol gebe es nicht.
Das schützt die Leber wirklich
- viel Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte
- gesunde Fette aus Olivenöl, Nüssen, Avocado und Fisch
- regelmäßige Bewegung, am besten kombiniert aus Kraft- und Ausdauertraining
- kein Alkohol, kein Zucker, keine Detox-Kuren ohne ärztliche Aufsicht
- Kaffee ja, aber schwarz: Zwei bis drei Tassen pro Tag können laut Studien die Leber schützen.