2 Studenten kassieren 178.000 Euro: Lücke im Erstattungssystem für verspätete Züge ausgenutzt

Die beiden chinesischen Studenten Li L. und Wanqing Y. ergaunerten sich mithilfe eines raffinierten Betrugs mit dem Entschädigungssystem für Zugverspätungen etwa 157.000 Pfund (etwa 178.000 Euro) von britischen Bahngesellschaften. 

Mit fiktiven Identitäten und SIM-Adaptern täuschen Betrüger britische Bahnen

Laut „Telegraph“ hatten die beiden eine Schwachstelle im System ausgenutzt: Es fehlte an einer automatischen Überprüfung, ob Fahrgäste bereits Rückerstattungen für ihre Tickets erhalten hatten. So war es ihnen möglich, zunächst Rückerstattungen für ungenutzte Tickets zu beantragen und anschließend Entschädigungen für Verspätungen derselben Fahrten einzustreichen.

Der seit 2021 laufende Betrug wurde zuerst von CrossCountry Trains aufgedeckt. Neben CrossCountry Trains waren laut „Telegraph“ auch andere Bahngesellschaften betroffen. Li L. und Wanqing Y. hatten mehrere Bankkonten eröffnet und nutzten 16 fiktive Identitäten, um ihre Aktivitäten zu verschleiern. 

Zusätzliche Technologie erleichterte ihnen den Betrug: Ein Adapter für 20 SIM-Karten in einem Telefon erweckte den Anschein, die Kontakte stammten von unterschiedlichen Personen und Geräten.

Die beiden Studenten entdeckten eine Schwachstelle im System, durch die sie mehrfach Rückerstattungen für Zugtickets beantragen konnten.
Die beiden Studenten entdeckten eine Schwachstelle im System, durch die sie mehrfach Rückerstattungen für Zugtickets beantragen konnten. (Symbolbild) Getty Images

2 Studenten kassieren Haftstrafen nach Bahn-Betrug

Das Gericht verurteilte Li L. zu einer 30-monatigen Haftstrafe und Wanqing Y. zu 17 Wochen, wie der „Telegraph“ berichtet. Beide wurden wegen Verschwörung zum Betrug und des Besitzes von kriminellem Eigentum angeklagt. Richter Howard Crowson beschrieb ihr Vorgehen als „raffiniert” und fügte hinzu, die Angeklagten hätten eine Schwachstelle im System gemeinsam ausgenutzt.

Li L. , der zuvor keine Vorstrafen hatte, begann letztes Jahr ein Studium an der Universität Leeds. Sein Anwalt argumentierte, er empfinde „Reue und Scham“ für seine Tat und möchte nach seiner Haftstrafe nach China zurückkehren. Wanqing Y., die ebenfalls keine Vorstrafen hat, hatte einen Englischlehrerkurs in Leeds absolviert und soll nach der Zeit, die sie bereits in Untersuchungshaft verbracht hat, bald freigelassen werden.

Erstattung bei Zugausfall oder Verspätung in England

  • Reisende können bei Zugausfällen in England laut „Citizens Advice“ eine vollständige Erstattung erhalten, wenn sie den nächsten Zug nicht nutzen oder sich gegen die Reise entscheiden.
  • Bei einer Verspätung von mehr als 30 Minuten ist oft eine Teilrückerstattung möglich.
  • Einige Bahnunternehmen bieten sogar bereits ab einer Verspätung von 15 Minuten Entschädigungen an.
  • Für die Antragstellung müssen Fahrgäste ihre Tickets aufbewahren und den Anspruch in der Regel innerhalb von 28 Tagen geltend machen.