"Zu blauäugig, kein finanzielles Polster" – Leser über gescheiterte Auswanderung

Ein gescheiterter Auswanderer-Traum bewegt die Community: In der Rückkehr einer Familie aus Dénia sehen viele ein Beispiel für Planlosigkeit und Selbsttäuschung, andere betonen strukturelle Hürden und kulturelle Unterschiede. Neben Ironie und Kritik schwingen auch Nachdenklichkeit und Selbstreflexion mit – über Sehnsucht, Verantwortung und das reale Leben im Ausland. 

Verteilung der Meinung zu "Leser-Debatte zum Auswanderer-Rückkehr: Von Naivität bis Sozialsystem"
Übergreifend dominiert eine kritische, teils ironische Grundstimmung im Diskussionsfeld. FOCUS Online

Kritik an fehlender Vorbereitung

Ein Großteil der Leser übt scharfe Kritik an der mangelnden Vorbereitung der Familie. Insbesondere werden fehlende Sprachkenntnisse, unzureichende Informationen zu Lebenshaltungskosten, Mietmarkt und Arbeitsbedingungen bemängelt. Der Tenor: Wer auswandert, trägt selbst die Verantwortung, sich umfassend vorzubereiten – inklusive finanzieller Rücklagen für den Übergang.

Die Kritik trifft einen Kern des Problems: Auswandern bedeutet mehr als einen Ortswechsel. Behördenwege, Arbeitsmarktzugang, Krankenversicherung und Steuerpflichten sind länderspezifisch geregelt und erfordern sorgfältige Planung. Besonders in Tourismusregionen wie der Costa Blanca liegen die Lebenshaltungskosten oft über dem Landesdurchschnitt, was für Neueinwanderer ohne festen Arbeitsplatz schnell zum Problem werden kann.

"Wenn man in ein anderes Land auswandert, sollte man sich vorher informieren, wie die Lebensbedingungen sind ..."  Zum Originalkommentar

"Ruhig 4–5 Mal in die Ferien dorthin reisen und Kontakt mit Deutschen aufnehmen, die seit Jahren in Spanien leben. Bevor man ausreist, genau informieren, was auf einen zukommt, wie Job, Steuern, Krankenkasse, Löhne, Arbeitsplätze und wie steht es mit einer Wohnung. Ist für mind. 1 Jahr genug Geld auf dem Konto, falls man nicht sofort einen Job findet? Wenn das alles abgeklärt ist und zur Zufriedenheit ausfiel, kann man an eine Auswanderung denken. Nur einfach nach Spanien reisen und meinen, da warten alle auf einen, das ist ein teurer Trugschluss."  Zum Originalkommentar

Kritik am Spanien-Bild

Viele Leser verweisen auf einen grundlegenden Kulturunterschied zwischen Deutschland und Spanien. Erwartet wurde offenbar deutsche Struktur, gefunden wurde spanische Lebensrealität mit anderen Erwartungen an Eigeninitiative und sozialer Integration. Die Wohnraumsituation in touristisch geprägten Regionen wie Denia wird zusätzlich als Hürde benannt.

Tatsächlich unterscheidet sich der Alltag in Südeuropa oft stark vom Leben in Mitteleuropa – besonders im Umgang mit Verwaltung, Arbeitsverhältnissen und sozialer Absicherung. Wer dauerhaft bestehen will, muss nicht nur sprachlich, sondern auch mental anpassungsfähig sein. Der Ruf nach schneller Rückkehr wirkt aus Sicht dieser Leser vor allem wie die Folge einer unrealistischen Erwartungshaltung.

"Meine Frau und ich leben hier in Spanien schon vier Jahre und jeder Tag ist blauer Himmel. Was haben denn die sich gedacht? Des Weiteren schien auch die Mentalität der Spanier nicht in das Lebenskonzept der Familie zu passen. 'Wir sind von hier Struktur gewohnt, die fehlt dort', merkt Reinike an. 'Bürgergeld kennen die Spanier nicht.'"  Zum Originalkommentar

"Moment, die Familie ist nach Spanien ausgewandert, ohne sich vorher um eine dauerhafte Bleibe zu kümmern?"  Zum Originalkommentar

"In die Nähe einer Touristenhochburg. Das war schon der erste Fehler."  Zum Originalkommentar

"Allein schon nach Denia umziehen, da wird wohl mehr Deutsch als Spanisch gesprochen. Es ist dort wohl auch teuer wegen des Tourismus."  Zum Originalkommentar


Erfolgsgeschichten aus Spanien

Einige Leser berichten von geglückter Auswanderung nach Spanien. Sie nennen gründliche Vorbereitung, wirtschaftliche Stabilität, passende Region und langfristige Planung als Erfolgsfaktoren. Besonders wird gewarnt vor touristischen Hotspots, die hohe Kosten mit geringer sozialer Durchlässigkeit verbinden. Diese Erfahrungsberichte zeigen: Mit realistischem Bild vom Zielland, ausreichender finanzieller Basis und Anpassungsbereitschaft ist Auswandern durchaus machbar. Viele der erfolgreichen Fälle setzen allerdings auf den Kauf von Wohneigentum, berufliche Unabhängigkeit oder gezielte Rücklagen.

"Ja, sowas, da wachsen doch in Spanien die Bäume nicht in den Himmel, Frechheit. Als gebürtige Deutsche sind meine Frau und ich nach fast 30 Jahren Amerika nun vier Jahre in Spanien. Es geht uns hervorragend; und es gibt andere Orte als Denia oder die Costa Blanca. Und Deutschland sieht uns auch nie wieder."  Zum Originalkommentar

"Ja, zu blauäugig und kein finanzielles Polster. Ich lebe seit 2018 hier. Habe mir eine Wohnung gekauft. Das System ist anders, aber es funktioniert. Ich möchte keinen Tag missen."  Zum Originalkommentar

"Ich bin schon vor mehr als 20 Jahren ausgewandert, allerdings nicht in ein klassisches Urlaubsland, sondern in ein Land, in dem ich mir und meiner Familie etwas Stabiles aufbauen konnte. Ich komme immer wieder gerne als Besucher nach Deutschland zurück, könnte mir aber nicht mehr vorstellen, dort zu leben. Wer vor dem Auswandern nicht die wirtschaftlichen Grundlagen geschaffen hat, wird es überall schwer haben. Ich habe etwa 18 Monate Vorbereitung gebraucht. Danach nochmal fünf Jahre, um uns hier richtig zu etablieren."  Zum Originalkommentar

Diskussion um Sozialsysteme

Ironisch und teils spöttisch wird der Unterschied zwischen deutschem Bürgergeld und den Sozialsystemen anderer Länder thematisiert. Leser sehen die Rückkehr auch als Folge des Fehlens finanzieller Absicherung wie in Deutschland. Tatsächlich verfügt Spanien über ein deutlich restriktiveres Sozialsystem mit geringeren Unterstützungsleistungen. Das Bürgergeld in Deutschland zählt im internationalen Vergleich zu den umfangreicheren Sozialhilfen. Der Vorwurf lautet daher: Wer das soziale Netz in Deutschland kennt, unterschätzt schnell die Eigenverantwortung, die im Ausland notwendig ist – insbesondere ohne gesichertes Einkommen.

"Man kann nur nach Deutschland einwandern, da gibt es dann Geld ohne Ende, ohne zu arbeiten. So ein Schlaraffenland wie Deutschland gibt es kein zweites Mal auf dieser Welt ..."  Zum Originalkommentar

Beruf und Arbeitsmarkt als Stolperstein

Ein Teil der Kommentare richtet sich auf die beruflichen Startbedingungen der Familie. Kritisiert werden die Art der Beschäftigung – etwa Minijobs oder prekäre Selbstständigkeit – und die fehlende wirtschaftliche Tragfähigkeit. Für viele ist klar: Ohne Beruf mit Perspektive, klarer Erwerbsstrategie oder unternehmerischem Plan ist ein Scheitern wahrscheinlich.

Gerade in strukturschwächeren Regionen oder im Niedriglohnsektor sind Jobmöglichkeiten oft begrenzt. Besonders schwierig ist die Situation für Menschen mit wenig nachgefragter Qualifikation oder ohne lokale Netzwerke. Auch Selbstständigkeit im Ausland erfordert nicht nur eine tragfähige Geschäftsidee, sondern auch steuerliche und rechtliche Vorbereitung.

"Unabhängig davon, dass diese Auswanderung sehr schlecht vorbereitet war. Viele überschätzen sich und ihre Ausbildung maßlos. Selbst IT-Fachleute werden wg. AI in Zukunft auch bei uns Probleme bekommen. Kundenberater im Homeoffice von Modeketten haben auch hier Probleme, weil die Modeketten selbst Probleme haben. Also Ärzte, Ingenieure mit guten Sprachkenntnissen, ok, aber vorher Wohnung und Job festmachen."  Zum Originalkommentar

"Als Arbeitnehmer ist es ungleich schwerer, im Ausland Fuß zu fassen als ein unternehmerisch denkender und handelnder Mensch mit einer auch im gewählten Ausland umsetzbaren Geschäftsidee. Insbesondere dann, wenn man vorwiegend online sein Geschäft betreiben kann, dann ist das Ausland oftmals Deutschland vorzuziehen ..."  Zum Originalkommentar

"Eigentlich waren die Startbedingungen mit einer spanischen Ehefrau ganz gut! Sprache und Behördengänge sind da machbar! Aber die Einkommensverhältnisse müssen schon stimmen! Vermutlich sind diese bei dieser Art Job hier auch nicht so gut!"  Zum Originalkommentar

Persönliche Erfahrungsberichte

Einige Leser berichten von eigenen Lebenswegen, gescheiterten Auswanderungsplänen oder bewussten Rückkehrentscheidungen. Dabei spielen familiäre, gesundheitliche oder berufliche Entwicklungen eine Rolle. Der Rückblick fällt häufig differenziert aus, ohne Pauschalurteile. Diese Berichte zeigen: Auswandern ist kein universelles Erfolgsmodell, sondern stark von Lebensphase, Ressourcen und Umfeld abhängig. Rückkehr bedeutet nicht zwingend Scheitern, sondern oft eine neue Prioritätensetzung. Entscheidungen dieser Art entstehen selten spontan – sie reifen über Jahre und spiegeln individuelle Abwägungen wider.

"Ich habe mich auch intensiv mit dem Thema Auswandern aus Deutschland beschäftigt. Als ich dann das nötige Kleingeld beieinander hatte, war meine Frau kränklich und mein Sohn war dann 12 Jahre alt und hatte durchaus eigene Ideen. So ist daraus leider nichts geworden ..."  Zum Originalkommentar

"Ich kenne ebenfalls Leute, die vor vielen Jahren ausgewandert sind, in dem Fall nach Portugal. Aber die haben ein Haus gekauft und konnten es sich auch leisten. Heute sind sie gesundheitlich nicht mehr ganz fit und daher haben sie alles verkauft und kommen zurück aufgrund der besseren medizinischen Versorgung."  Zum Originalkommentar

Sonstiges

Ein spürbarer Teil der Kommentare nutzt Ironie und Spott, um die Auswanderungsgeschichte der Familie zu kommentieren. Teils wird die vermeintliche Naivität kritisiert, teils werden gesellschaftliche Klischees aufgegriffen oder in sarkastische Zuspitzungen überführt.

Diskutieren Sie mit! Ist Auswandern wirklich nur eine Frage der Planung? Wie sehen Sie das? Sind gescheiterte Auswanderungsversuche vor allem auf mangelnde Vorbereitung oder systemische Unterschiede zurückzuführen? Haben Sie selbst Erfahrungen im Ausland gesammelt oder spielen Sie mit dem Gedanken? Teilen Sie Ihre Meinung und Geschichten – die Community-Debatte lebt von vielfältigen Perspektiven!

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