Das Konzept sieht neben einer Sanierung des Oberwirts auch Einzelchalets zur Wohnnutzung vor. Der Gemeinderat entscheidet noch heuer.
Fischbachau – Die geistliche Absolution erhielten die Planer gleich zu Beginn des Ortstermins. „Ich bin sehr erleichtert, dass das kein Mords-Baukörper wird“, seufzte Pfarrer Erich Schmucker, nachdem er einen ersten Blick auf das Konzept für das Hotelprojekt am Oberwirt – in unmittelbarer Nähe zur Wallfahrtskapelle Birkenstein – geworfen hatte. Wie zur Bestätigung schallte kurz darauf noch das Läuten der Kirchenglocke über den Hang, auf dem nach dem Willen der Investoren Anton Pletzer, Hermann Oberschneider und Christoph Schertler künftig zwölf Chalets stehen sollen.
Auch die anderen Nachbarn verteufelten die Pläne nicht, sagten aber dennoch nicht gleich zu allem Ja und Amen. Entsprechend viele Fragen hatten Benny Pregenzer als Vertreter der Investoren, Baumeister Patrick Weber und Rechtsanwalt Herbert Kaltenegger zu beantworten. So dauerte es auch fast drei Stunden, ehe die Messe – vorerst – gelesen war.
Nach der Besichtigung des seit gut acht Jahren leerstehenden Gasthofs und des bereits abgeholzten Hangs dahinter ging es zur eigentlichen Präsentation im Sitzungssaal des Rathauses. Hier blickte Pregenzer zunächst auf die – bis dato ausschließlich nicht öffentliche – Geschichte des Projekts zurück. Als die Investoren den Oberwirt samt 7600 Quadratmeter großem Grundstück kauften, hätten der damalige Bürgermeister Josef Lechner und sein Gemeinderat die Zusage einer touristischen Entwicklungsmöglichkeit gegeben.
Erste Entwürfe eines anderen Architekturbüros hätten einen vollständigen Abriss und Neubau des Oberwirts vorgesehen, seien dann aber als zu wuchtig und pompös verworfen worden. Anders die jetzige und bereits mit Kreisbaumeister Christian Boiger abgestimmte Variante, die Weber dann im Detail vorstellte.
Gasthof wird kernsaniert und um zwölf Chalets ergänzt
Hier wird der alte Gasthof kernsaniert und durch den Abbruch des Anbaus wieder voll zu seiner ursprünglichen Geltung kommen. An dieser Stelle soll ein Biergarten entstehen und fünf Meter von der Straße weg ein neuer Trakt mit Dachterrasse und Außenschwimmbecken. Im Haupthaus selbst sind neben der (öffentlich zugänglichen) Gastronomie mit maximal 100 Innensitzplätzen auch 44 Betten in Apartments und Doppelzimmern geplant. Sauna, Fitnessraum und ein Seminarbereich bereichern das Angebot.
Das Gros der Gäste soll aber in den acht Doppel-Lodges mit je sechs bis acht Betten Urlaub machen, betonte Weber. Über zwei von der Tiefgarage mit 66 Stellplätzen ausgehende Lifte sind die in zwei Reihen angeordneten Häuser trotz des Geländes barrierefrei und komfortabel erreichbar. Die Zufahrt zur Garage erfolgt von der Birkensteinstraße.
Eine Besonderheit sind die vier Einzelchalets entlang des Fußwegs zur Wallfahrtskapelle. Diese sollen zwar ans Hotelprojekt angegliedert sein, aber zur dauerhaften Wohnnutzung auf dem freien Markt verkauft werden. Ein entscheidender Faktor, um die Rendite bei einer Investitionssumme von 16 Millionen Euro sicherzustellen, erklärte Weber.
Vorhabenbezogener Bebauungsplan soll Entwicklung sichern
Juristisch möglich wird dies laut Kaltenegger durch ein bestehendes Wohnbaurecht, das die Bestandsgebäude und die Fläche von zwei der geplanten Chalets abdecke. Durch die „Umschichtung“ auf die vier Chalets bleibe man in Summe sogar noch unter dem, was genehmigungstechnisch an Wohnen möglich wäre. Wie Kaltenegger ausführte, soll das Projekt mit einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan realisiert werden. Dies ermögliche dem Gemeinderat maximalen Einfluss bis hin zur Gestaltung der Gebäude und verpflichte die Investoren per Vertrag zum Nachweis der Realisierbarkeit sowie zur tatsächlichen Durchführung.
In dieser Hinsicht müssten sich die Fischbachauer ohnehin keine Sorgen machen, versicherte Pregenzer. Pletzer sei als Eigentümer des Familienhotels in Bayrischzell sowie des Skigebiets Sudelfeld als verlässlicher Partner in der Region bekannt, der nach Möglichkeit auch heimische Firmen beauftrage. Auch eine Unterbringung der 15 bis 20 Mitarbeiter am Oberwirt ließe sich dank der Verbindung zum Bayrischzeller Hotel leichter hinbekommen. Als groben Zeitplan nannte Kaltenegger „ein Jahr plus“ bis zur Baugenehmigung und zwei weitere Jahre bis zur Fertigstellung.
Die Gemeinde will die Entscheidung nicht auf die lange Bank schieben. Bürgermeister Deingruber kündigte an, dass der Gemeinderat noch heuer über den Aufstellungsbeschluss abstimmen wird. Sollte dieser eine Mehrheit finden, hätten die Chalets neben dem Wallfahrtskloster auch die politische Absolution bekommen.
Applaus und viele Fragen
Nicht nur um Information, sondern auch um ein Stimmungsbild der Bevölkerung ging es laut Bürgermeister Stefan Deingruber beim Ortstermin am Oberwirt. Der Plan ging auf, denn die zahlreich erschienenen Bürger sparten nicht mit Meinungsäußerungen.
Die fielen in Summe für ein Projekt dieser Größenordnung sehr positiv aus. Gleich mehrfach gab's Applaus. Beispielsweise, als Deingruber die Chancen einer solchen Investition für Birkenstein herausstellte: „Es kann den Ort aus seinem Dornröschenschlaf wecken.“ Auch Tourismusreferent Michael Gartmaier sah neue Gäste als Quelle für eine höhere Wertschöpfung im Tourismus, in den Fischbachau jedes Jahr viel Geld stecke. „Davon profitieren alle.“ Emmi Göttfried, Inhaberin des Café Seidl unterhalb der Wallfahrtskapelle, hoffte auch auf einen neuen Anziehungspunkt in Birkenstein: „Damit sich endlich wieder was rührt.“
Doch die Nähe zum Pilgerziel erwies sich im ersten Aufschlag auch als kritischer Punkt. Fragen zur Einsehbarkeit der Chalets von der Kapelle und zu gegenseitigen immissionsschutzrechtlichen Beeinflussungen von Hotel- und Kirchenbetrieb kamen wiederholt auf. Wie bei anderen Themen auch (Wasser, Hangbeschaffenheit) verwiesen die Planer hier auf eine eingehende Behandlung im weiteren Verfahren.