Die meisten Menschen freuen sich auf Sonne, Strand und Erholung, wenn sie eine Reise ins Ausland planen. Doch was passiert, wenn sie plötzlich krank werden oder einen Unfall haben? Genau hier kommt die Auslandskrankenversicherung ins Spiel. Versicherungsexperte Bastian Kunkel von Versicherungen mit Kopf klärt auf, warum sie so wichtig ist, welche Leistungen unbedingt enthalten sein sollten und welche Unterschiede es je nach Reiseziel gibt.
Warum eine Auslandskrankenversicherung so wichtig ist
In Deutschland sind wir ein umfassendes Krankenversicherungssystem gewohnt – egal ob gesetzlich oder privat versichert. Wer jedoch im Ausland krank wird, muss schnell feststellen: Die Kosten für ärztliche Behandlungen können erheblich höher sein, und die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt längst nicht alles.
Beispiele für Kosten:
- In den USA kostet ein einfacher Notfallbesuch beim Arzt oft schon mehrere hundert Dollar.
- Ein Krankenhausaufenthalt mit Operation kann leicht mehrere zehntausend Dollar fordern.
- Auch in beliebten Urlaubsländern wie Spanien oder Italien ist eine Behandlung für gesetzlich Versicherte nicht immer vollständig gedeckt.
Die Auslandskrankenversicherung übernimmt diese Kosten und schützt Sie vor finanziellen Risiken, die Ihre Reise oder gar Ihre Existenz ruinieren könnten.
Was deckt eine gute Auslandskrankenversicherung ab?
Eine solide Police sollte mehr abdecken als nur die Basisleistungen. Achten Sie insbesondere auf folgende Punkte:
- Akute Behandlungen im Ausland: Arztkosten, Medikamente, Operationen und Krankenhausaufenthalte.
- Zahnmedizinische Notfälle: Schmerzbehandlungen oder provisorische Füllungen.
- Krankenrücktransport nach Deutschland: Eines der wichtigsten Kriterien. Nur wenn der Transport „medizinisch sinnvoll“ und nicht nur „medizinisch notwendig“ abgedeckt ist, haben Sie echte Wahlfreiheit.
- Transport zu Spezialkliniken im Ausland: Falls die Behandlung vor Ort nicht ausreicht.
- Kostenübernahme für Hilfsmittel: Zum Beispiel Krücken, Rollstühle oder notwendige Geräte nach einem Unfall.
- Betreuung für Kinder oder Begleitpersonen: Wenn Sie im Krankenhaus bleiben müssen und Betreuung notwendig ist.
Häufige Missverständnisse
Viele Reisende glauben, dass die europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) ausreichend ist. Doch das stimmt nur bedingt.
- Die EHIC gilt nur in EU-Staaten sowie einigen Vertragsländern (z. B. Schweiz, Norwegen).
- Selbst dort werden nur die Leistungen übernommen, die auch Einheimischen zustehen – und oft müssen diese vor Ort Zuzahlungen leisten.
- Wichtige Leistungen wie ein medizinisch sinnvoller Rücktransport nach Deutschland sind nicht enthalten.
- Auch privat Versicherte sollten prüfen, ob ihre PKV weltweiten Schutz bietet – und ob dieser zeitlich begrenzt ist.
Für wen lohnt sich eine Auslandskrankenversicherung?
Im Grunde lohnt sich eine Auslandskrankenversicherung für jeden, der verreist. Doch die Notwendigkeit ist je nach Personengruppe besonders hoch:
- Familien mit Kindern: Kinder sind anfälliger für Infekte oder kleine Unfälle.
- Senioren: Ältere Reisende haben ein höheres Risiko für Erkrankungen oder Komplikationen.
- Studierende und Langzeitreisende: Spezielle Langzeit-Auslandskrankenversicherungen bieten Schutz über mehrere Monate oder Jahre.
- Geschäftsreisende: Auch auf Dienstreisen sind Zwischenfälle nicht ausgeschlossen.
- Selbst wenn Sie nur für ein Wochenende ins Nachbarland fahren, ist eine Absicherung empfehlenswert – schon eine kleine Verletzung kann hohe Kosten verursachen.
Kosten einer Auslandskrankenversicherung
Die gute Nachricht: Eine Auslandskrankenversicherung ist vergleichsweise günstig.
- Einzelpersonen: Tarife starten oft schon ab 10–15 Euro pro Jahr.
- Familien: Ab ca. 30–40 Euro pro Jahr.
- Langzeitreisen (über 6 Wochen): Abhängig vom Zielland ab ca. 1,20–2,50 Euro pro Tag.
Im Vergleich zu den möglichen Kosten eines Krankenhausaufenthalts oder Rücktransports sind diese Beiträge sehr gering.
Unterschiede zwischen Reisearten
- Urlaubsreisen bis zu 6 Wochen: Hier reichen oft Standardtarife, die jährlich abgeschlossen werden.
- Langzeitaufenthalte (Work & Travel, Studium, Sabbatical): Hier benötigen Sie eine spezielle Langzeit-Auslandskrankenversicherung. Diese enthält meist auch Vorsorgeleistungen und deutlich höhere Deckungssummen.
- Dienstreisen: Manche Arbeitgeber schließen Rahmenverträge ab, dennoch lohnt es sich, den Schutz im Detail zu prüfen.
Worauf Sie bei der Auswahl achten sollten
- Deckungssumme: Keine Begrenzung oder mindestens mehrere Millionen Euro.
- Rücktransport: Formulierung „medizinisch sinnvoll“ ist entscheidend.
- Geltungsbereich: Weltweit gültig, auch für die USA und Kanada (oft teurer).
- Laufzeit: Automatische Verlängerung oder flexible Anpassung.
- Selbstbehalt: Am besten keine oder sehr geringe Eigenbeteiligung.
- Zusatzleistungen: Kinderbetreuung, Rooming-In für Eltern, Auslandsnotrufnummer.
Typische Ausschlüsse
Wie bei jeder Versicherung gibt es auch hier Einschränkungen. Häufig nicht abgedeckt sind:
- Geplante Behandlungen oder Vorsorgeuntersuchungen.
- Krankheiten, die vor Reiseantritt bereits bestanden und bekannt waren.
- Behandlungen, die bewusst ohne medizinische Notwendigkeit gewählt werden (z. B. Schönheitsoperationen).
Praktische Tipps
- Prüfen Sie, ob Ihre Kreditkarte eine Auslandskrankenversicherung enthält – oft ist der Schutz zeitlich stark begrenzt.
- Nehmen Sie Ihre Versicherungskarte oder Policennummer mit auf Reisen.
- Speichern Sie die Notfallnummer Ihrer Versicherung im Handy.
- Bei Erkrankungen oder größeren Eingriffen immer sofort die Versicherung informieren – sonst riskieren Sie Leistungskürzungen.
Fazit: Klein investieren, groß absichern
Eine Auslandskrankenversicherung gehört in jedes Reisegepäck – egal ob Wochenendtrip oder Weltreise. Die Kosten sind gering, der Nutzen im Ernstfall unbezahlbar. Sie schützt nicht nur Ihre Gesundheit, sondern auch Ihre finanzielle Existenz.
Wer ohne Auslandskrankenversicherung reist, geht ein unnötiges Risiko ein. Mit dem richtigen Tarif können Sie unbeschwert reisen und sich sicher sein, im Ernstfall gut abgesichert zu sein.
Bastian Kunkel, Gründer von „Versicherungen mit Kopf“, ist ein führender Experte in der Versicherungsbranche mit über 850.000 Followern auf Social Media. Seine VMK Versicherungsmakler GmbH zählt zu den besten Maklern Deutschlands. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.