Als Lungenärztin behandelt Lynn Decoster täglich Krebspatientinnen. Doch kaum jemand wusste, dass sie selbst neun Jahre lang gegen Brustkrebs kämpfte. Erst jetzt, mitten im internationalen Brustkrebsmonat, erzählt die 45-Jährige aus Turnhout ihre Geschichte in der belgischen Tageszeitung „Gazet van Antwerpen“. „Als ich die Diagnose bekam, ist mir der Boden unter den Füßen weggezogen worden“, sagt sie. „Und plötzlich sitzt du als Ärztin selbst auf der anderen Seite des Schreibtischs.“
Brustkrebs-Diagnose: Ärztin erlebt plötzlich die andere Seite
2016 fühlte sich die damals 36-Jährige ständig müde und kraftlos. Zunächst dachte sie an einen Burn-out – bis Untersuchungen im Krankenhaus Klarheit brachten: Brustkrebs. Für die erfahrene Medizinerin, die auf Lungentumoren spezialisiert ist, war das ein Schock. Behandeln ließ sie sich bewusst an einer anderen Klinik, um nicht in die Rolle der Ärztin zu rutschen. „Ich wollte lernen, Vertrauen abzugeben. Das war schwer, aber notwendig“, sagt sie in der „Gazet van Antwerpen“. Über ihre Krankheit sprach sie mit fast niemandem – selbst viele Kolleginnen und Kollegen erfuhren nichts davon.
Erst Jahre später fand sie eine neue Balance – dank eines Zufalls. Nach ihrer Operation begann sie, wieder Tennis zu spielen, und entdeckte schließlich Padel für sich. „Eine Kollegin konnte nicht zu ihrem Kurs, also bin ich eingesprungen“, erzählt sie. Der Sport wurde zur Therapie: „Bewegung senkt das Rückfallrisiko um 30 Prozent – aber noch wichtiger war, dass ich wieder Freude am Leben gefunden habe.“
„Jetzt kann ich auch die Stimme der Patientinnen sein“
Heute nutzt die Ärztin ihre Erfahrung auch beruflich. In der Klinik engagiert sie sich in der Arbeitsgruppe „Integrative Onkologie“, die neben klassischer Medizin auch auf Bewegung, Achtsamkeit und Ernährung setzt. „Wir behandeln den Körper – aber was macht die Diagnose mit dem Menschen“, sagt sie. „Jetzt kann ich auch die Stimme der Patientinnen sein.“
Neun Jahre nach der Diagnose geht es ihr gesundheitlich gut. Die Angst vor einem Rückfall bleibt, doch Decoster sieht sie als Antrieb. „Man lernt, die kleinen Dinge zu schätzen“, sagt sie. Ihr Appell, besonders im Brustkrebsmonat Oktober, ist klar: „Redet darüber. Fragt um Hilfe. Und umgebt euch mit Menschen, die euch guttun.“
So läuft eine Brustkrebs-Behandlung ab
Nach Lynn Decosters Offenheit über ihre eigene Erkrankung stellt sich für viele Betroffene die Frage, welche Therapieformen es überhaupt gibt. Doch welche Behandlungsmöglichkeiten stehen bei Brustkrebs zur Verfügung? Und wann ist welche Methode sinnvoll?
- Operation: In vielen Fällen kann die Brust erhalten bleiben. Bei größeren Tumoren ist jedoch eine vollständige Entfernung notwendig.
- Chemotherapie: Medikamente zerstören Krebszellen oder stoppen ihr Wachstum – oft ergänzend zur Operation.
- Bestrahlung: Hochenergetische Strahlen vernichten verbleibende Tumorzellen und senken das Rückfallrisiko.
- Hormon- und zielgerichtete Therapien: Diese Behandlungen greifen gezielt in hormonelle oder zellbiologische Prozesse des Tumors ein.
- Nachsorge: Regelmäßige Kontrollen helfen, Rückfälle früh zu erkennen und Nebenwirkungen langfristig zu behandeln.
Auch Brustkrebs-Forscherin Cindy Körner wurde selbst zur Patientin – und klärt heute darüber auf, dass die Krankheit sich nicht immer durch einen tastbaren Knoten bemerkbar macht.