Eine junge Frau sitzt vor ihrem Spiegel, filmt sich während sie sich schminkt und erzählt auf TikTok von ihren Schulden bei Klarna – rund 20.000 Euro. Was wie ein Einzelfall klingt, ist längst kein Ausnahmephänomen mehr. Immer häufiger zeigen sich Jugendliche und junge Erwachsene in den sozialen Medien mit ihren Schulden – teils sogar stolz. Summen im vier- oder fünfstelligen Bereich sind dabei keine Seltenheit.
„Buy now, pay later“ (BNPL) – von Klarna popularisiert, von PayPal und anderen kopiert – verlagert den Moment des Bezahlens. Zuerst landet der Einkauf im Warenkorb, die Rechnung folgt später, oft in praktischen Raten. Das wirkt wie mehr Freiheit, ist in Wahrheit aber ein Kredit. Und damit beginnen die Probleme.
Klarna-Rechnungen: So schnell können kleine Beträge teuer werden
Die Freiheit währt für BNPL-Kunden 30 Tage. So viel Zeit lässt Klarna ihnen, um die geforderte Rechnung zu begleichen. Danach verlangt der Zahlungsdienstleister Gebühren.
Bleibt die Zahlung aus, mahnt Klarna bis zu dreimal ab. Anschließend leitet das Unternehmen die offene Forderung an ein Inkassounternehmen weiter. Im schlimmsten Fall landet das Verfahren vor Gericht.
Viele unterschätzen, wie schnell sich selbst kleine Beträge summieren. Wer eine Mahnung übersieht oder ignoriert, zahlt neben dem ursprünglichen Betrag zusätzlich Mahn- und Inkassogebühren. Der Schufa-Eintrag, der daraus resultiert, ist dabei eines der kleineren Probleme.
Ratenzahlung mit festen Laufzeiten: Bequem, aber teuer
Die größeren Probleme beginnen mit den Ratenzahlungen, die Klarna ebenfalls anbietet. Diese haben Laufzeiten von bis zu 36 Monaten – die teuerste Variante des „Später-Zahlens“.
Je länger die Rückzahlung dauert, desto mehr Zinsen fallen an. Der effektive Jahreszins bei Ratenzahlungen liegt bei Klarna bei 13,6 Prozent – das ist rund doppelt so viel wie bei einem klassischen Bankkredit mit durchschnittlich sechs bis sieben Prozent Zinsen.
Dadurch zahlen Kunden deutlich mehr: Bei einer Finanzierung über drei Jahre kostet die Bequemlichkeit, nicht sofort zahlen zu müssen, einen Aufschlag von rund einem Viertel.
Ratenzahlungen wirken auf den ersten Blick günstig. Doch am Ende summieren sich die Gesamtkosten deutlich.
Klarna überhäuft Menschen mit Schulden
Schulden von 20.000 Euro entstehen selten aus einem Vertrag. Sie entstehen, weil Klarna Kunden ermöglicht viele Verträge parallel abzustottern.
Dabei legt Klarna keine feste Obergrenze für die Gesamtschulden fest. Das Unternehmen entscheidet individuell, wie viel jeder ausgeben darf – abhängig von Bonität und bisherigem Zahlungsverhalten. Oft bemisst es diese Grenze laut Berichten junger Menschen in Sozialen Medien sehr großzügig. Deswegen häufen sie Schuldenberge an und zahlen jeden Monat viel Geld an Klarna.
Diese Zahlungen belasten das monatliche Budget der Klarna-Kunden. Sie binden Geld, das eigentlich für andere Ausgaben oder Notfälle vorgesehen war. Betroffene machen dann oft noch mehr Schulden. Bequeme Monatsraten entwickeln sich so leicht zur Schuldenfalle.
Um die Schuldenfalle zu vermeiden, raten unter anderem Experten der Verbraucherzentrale Niedersachen zu folgenden fünf Tipps.
Richtig planen bei „Später zahlen": So vermeiden Sie Mahnungen und Gebühren
1. Nur kaufen, was Sie wirklich brauchen:
Klingt einfach, ist aber der wichtigste Punkt. Der Reiz des „Jetzt kaufen, später zahlen“ führt oft zu Spontankäufen. Fragen Sie sich vor jedem Klick: Würde ich das auch kaufen, wenn ich jetzt sofort zahlen müsste?
2. Rechnungen sofort notieren:
Notieren Sie jede BNPL-Bestellung mit Betrag und Fälligkeitsdatum. So behalten Sie den Überblick, wann welche Zahlung fällig ist
3. Zahlungsfristen nicht ausreizen:
Auch wenn Klarna & Co. 30 Tage Zeit geben: Zahlen Sie am besten sofort, wenn das Geld verfügbar ist
4. Zahlungsbenachrichtigungen aktivieren:
Viele BNPL-Anbieter bieten Erinnerungen per E-Mail oder App-Push. Aktivieren Sie diese, um keine Frist zu verpassen
5. Im Notfall früh reagieren:
Wenn Sie merken, dass Sie eine Rechnung nicht rechtzeitig zahlen können, kontaktieren Sie den Anbieter vor Fälligkeit. So lassen sich Mahngebühren oder Inkassokosten oft vermeiden