Trump überlistet? Putins Ukraine-Vorschlag wäre „militärisch eine Katastrophe”

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Während Putin auf Gebietsgewinne setzt, befürchten Sicherheitsexperten aus aller Welt dramatische Folgen für die europäische Stabilität nach einem Deal.

München – Spielt der US-Präsident dem Kreml-Machthaber genau in die Karten, gleicht sein Plan einer katastrophalen Weichenstellung für die Zukunft? Donald Trump drängt auf ein Einfrieren des russischen Angriffskriegs in der Ukraine entlang der aktuellen Frontlinien – ein Weg, der von Militärexperten, Sicherheitsanalysten und der russischen Opposition als gefährlich eingestuft wird.

Wladimir Pund und Donald Trump schütteln sich auf einem Rollfeld in Alaska die Hände.
Neue Charme-Offensive zwischen Ost und West: Wladimir Putins (links) Wirtschaftsvertreter hat in Richtung von US-Präsident Donald Trump geäußert, dass ein Eisenbahntunnel unter der Beringstraße die Wirtschaft beider Länder befördern könnte. Das Foto zeigt beide nach ihrer Ankunft zu Beratungen auf dem Elmendorf-Richardson in Anchorage, Alaska, am 15. August 2025 (Archivfoto). © Andrew Caballero-Reynolds/AFP

„Wir denken, dass sie einfach an den Linien stoppen sollten, wo sie sind, an der Kampflinie“, erklärte Trump vor Journalisten. Seine Rechnung ist simpel: 78 Prozent des Donbass befinden sich bereits unter russischer Kontrolle. Seine Botschaft an die Kriegsparteien ist eindeutig: „Geht nach Hause, stellt die Kämpfe ein, stoppt das Töten.“ Nach seinem Telefonat mit Wladimir Putin vergangene Woche erhöhte Trump den Druck auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Bei ihrem Treffen im Weißen Haus soll es zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen sein. Nun also der Vorschlag, der in Kiew vermutlich nicht gut ankam. Einer Tomahawk-Lieferung an die Ukraine erteilte Trump zudem eine Absage.

Trump erhöht den Druck auf Selenskyj

Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer analysierte bei NTV die militärischen Folgen eines solchen Deals: „Militärisch wäre die Übergabe des Donbass eine Katastrophe für die Ukraine.“ Kiew würde ihre über Jahre errichteten Verteidigungsstellungen verlieren und Russland freie Bahn nach Westen gewähren. Zudem glaubt er nicht daran, dass Russland bereits erobertes Gebiet aufgibt: „Die südlich des Flusses Dnipro besetzten Gebiete wird Russland behalten wollen zur Absicherung und Anbindung der Krim-Halbinsel an die Russische Föderation.“ Laut Reisner hat sich Trumps grundsätzliche Herangehensweise nie verändert: „Er möchte aus diesem Krieg herauskommen. Und es ist ihm egal, was die Ukraine hierfür aufgeben muss.“

Die strategische Bedeutung des Donbass kann nicht überschätzt werden. Die Region bildet das Rückgrat der ukrainischen Verteidigung und kontrolliert wichtige Industriezentren sowie Transportwege. US-amerikanische Sicherheitsanalysten des Institute for the Study of War identifizieren Moskaus Strategie und stimmen Reisner zu.

Russland würde für die Eroberung des Donbass sonst „mehrere Jahre“ brauchen

„Russische Streitkräfte haben derzeit keine verfügbaren Mittel, um den Festungsgürtel schnell zu umzingeln oder zu durchbrechen, was bei ihrem aktuellen Vormarschtempo wahrscheinlich mehrere Jahre dauern würde.“ Das Abtreten des Donbass an Russland würde russischen Streitkräften laut ISW ermöglichen, „einen langen und blutigen Kampf zu vermeiden und von neuen Positionen entlang der Donbass-Grenze in tiefe Hinterland-Gebiete der Ukraine vorzustoßen.“

Laut den Analysten versuchen Kreml-Beamte, „die Ukraine als Hindernis für den Frieden darzustellen, um zu verschleiern, dass Putin selbst den Prozess behindert.“ Diese Analyse zeigt, wie Russland systematisch die Schuld für gescheiterte Verhandlungen auf die Ukraine abwälzt, während Putin selbst maximale territoriale Forderungen stellt.

EU plant Gegenstrategie – Budapest-Treffen bleibt umstritten

Besonders alarmierend ist die Einschätzung des russischen Oppositionsführers Michail Chodorkowski. Der ehemalige Oligarch, der zehn Jahre in Putins Gefängnissen verbrachte, warnt aus seinem Londoner Exil vor den Konsequenzen: „Wenn Putin den Großteil der Ukraine in die Hände bekommt, wird es innerhalb von zwei Jahren wieder Krieg in Europa geben“. Dennoch zeigt sich Chodorkowski pragmatisch: Sollte Trump eine Vereinbarung erreichen, die der Ukraine Souveränität und westliche Unterstützung sichere, „dann hätte Trump wirklich den Nobelpreis verdient“.

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warnt vor falschen Kompromissen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Russland hier der Aggressor ist und die Ukraine das Opfer“, mahnte sie nach dem EU-Außenministertreffen. Aus deutschen Regierungskreisen heißt es, der EU-Gipfel werde ein „klares Signal der Unterstützung“ für die Ukraine senden. Das Motto laute: „Wir lassen die Ukraine nicht im Stich.“ Das geplante Trump-Putin-Treffen in Budapest sorgt für diplomatische Spannungen. Während Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán sich als Gastgeber anbot, kritisiert Selenskyj die Ortswahl scharf. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow dämpfte Erwartungen: „Es sind noch viele Hausarbeiten zu erledigen“. Die Vorbereitungen stehen erst am Anfang, einen konkreten Termin gibt es nicht. (Quellen: AFP, DPA, Institute for the Study of War, NTV) (cgsc)