Prognose zum Ukraine-Krieg: Trump rudert zurück – „Glaube nicht“

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Donald Trump zeigt sich nach seinem Gespräch mit Wladimir Putin skeptisch über den Ukraine-Sieg: Seine frühere Zuversicht ist gewichen.

Washington, D.C. – Vor knapp einem Monat hatte US-Präsident Donald Trump noch mit seiner optimistischen Einschätzung zum Ausgang des Ukraine-Kriegs überrascht. Nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei den Vereinten Nationen erklärte er auf Truth Social, die Ukraine könne „mit Unterstützung der Europäischen Union kämpfen und ihr gesamtes Territorium zurückgewinnen“.

US-Präsident in Florida
Donald Trump lehnt die Lieferung von Marschflugkörpern an die Ukraine ab, und vollzieht eine rhetorische 180 Grad Wende. Wolodymyr Selenskyj muss erneut nach Alternativen suchen. (Archivbild) © Mark Schiefelbein/AP/dpa

Binnen eines Monats haben sich jedoch die Lage – und Trumps Ton – deutlich verändert: Nach einem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin und Berichten über ein geplantes Treffen zeigt sich der 79-Jährige nun skeptisch: Er ist nicht mehr fest davon überzeugt, dass die Ukraine den Krieg gewinnen könne.

Trump mit kryptischer Ukraine-Einschätzung: „Sie könnten immer noch gewinnen. Ich glaube nicht, dass sie werden“

Trumps aktuelle Einschätzung äußerte er bei einem Treffen mit dem australischen Premierminister Anthony Albanese. Dort wurde er auf seine rund einen Monat alte Äußerung angesprochen. Der US-Präsident erklärt dazu: „Sie könnten immer noch gewinnen. Ich glaube nicht, dass sie werden – aber sie könnten immer noch. Ich habe nie gesagt, sie würden gewinnen, ich sagte, sie könnten gewinnen.“ Er fuhr mit der Feststellung fort, dass Krieg „eine sehr seltsame Angelegenheit“ sei – „viele schlechte Dinge passieren. Viele gute Dinge passieren.“

Am Wochenende sprach sich Trump bereits dafür aus, dass für ein Ende der Kämpfe in der Ukraine der aktuelle Frontverlauf eingefroren werden sollte. Dafür sagte er Selenskyj auch die heiß erwartete Tomahawk-Unterstützung ab. Die Kehrtwende in seinen Äußerungen wurde offenbar ausgelöst durch einen Anruf Putins in der vergangenen Woche. Danach sprach Trump von einem zweiten geplanten Treffen mit dem Kremlchef.

Ukraine-Krieg: Trump stoppt Tomahawk-Lieferung

Der unerwartet angekündigte zweite Gipfel durchkreuzte auch die Hoffnung Selenskyjs, von Trump eine Zusage für US-Marschflugkörper des Typs Tomahawk zu bekommen. US-Präsident Trump lehnte eine Lieferung der Marschflugkörper mit der hohen Reichweite vorerst ab. Stattdessen erhöhte er den Druck auf die Regierungen in Kiew und Moskau.

Nach dem Besuch Selenskyjs im Weißen Haus erklärte Trump am Freitag: „Ich habe ihm gesagt, wie ich es auch Präsident Putin nachdrücklich nahegelegt habe, dass es Zeit ist, das Töten zu beenden und einen Deal zu machen.“ In Bezug auf seinen Einfall, die derzeitigen Frontlinien einzufrieren, erklärt der Präsident in Onlinediensten auf dem Flug von Washington in sein Anwesen in Florida: „Sie sollten dort stehen bleiben, wo sie sind. Lasst beide den Sieg für sich beanspruchen“. Nach der Landung forderte er zudem, beide Seiten sollten „jetzt an der Frontlinie Halt machen“. Sonst werde es „zu kompliziert“.

Nach abgesagtem Tomahawk-Deal: Selenskyj konzentriert sich auf Patriots

Wolodymyr Selenskyj scheint wenig Hoffnung für Trumps prognostiziertes Ende des Ukraine-Krieges zu haben. Trotz der abgelehnten Tomahawk Lieferung für die Ukraine, arbeitet der Präsident an dem Kauf eines weiteren Waffensystems: „Sehr konkret arbeiten wir mit Amerika zusammen, damit die Ukraine doch die erforderliche Anzahl von Patriot-Systemen erhalten kann“, sagte Selenskyj in Kiew in einer Videobotschaft. „Das ist keine einfache Aufgabe, aber es ist eine der Sicherheitsgarantien für die Ukraine und wird langfristig funktionieren.“ 

Er habe in Washington mit den Herstellern von Patriot und anderen Waffensystemen gesprochen. „Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Ukraine ist durchaus vorhanden – man vertraut der Ukraine“, sagte Selenskyj. Nötig sei aber auch die Unterstützung für solche Waffenkäufe auf politischer Ebene. Die Ukraine verfügt bislang nur über wenige Flugabwehrsysteme vom Typ Patriot, die vor allem aus Deutschland oder mit deutscher Hilfe geliefert wurden. Sie haben sich als wirkungsvollster Schutz gegen russische ballistische Raketen erwiesen. (kox/dpa/afp)