Leser zu ARD-Spitzengehältern: "Unglaubliches Missverhältnis"

Die Offenlegung der Intendanten-Gehälter sorgt auf FOCUS online bei den Lesern für viel Unmut.  Unter dem Artikel "Bis zu 427.900 Euro: Das sind die Spitzengehälter der Rundfunk-Intendanten" kritisieren viele Leser die hohen Bezüge und sehen darin ein Symbol für Selbstherrlichkeit und Intransparenz im öffentlich-rechtlichen System. Andere fordern eine grundlegende Reform der Finanzierung oder gar eine Marktöffnung. Einzelne Stimmen relativieren die Zahlen mit Blick auf vergleichbare Posten in der Wirtschaft. 

Verteilung der Meinung zu "Leser fordern Reform: Spitzengehälter beim Rundfunk spalten die Debatte"
Das Stimmungsbild: kritisch, empört und mit wachsendem Misstrauen gegenüber der Medienpolitik. FOCUS Online

Kritik an Intendanten

Die Kritik an überhöhten Gehältern bildet den Schwerpunkt der Diskussion. Viele Leser empfinden die Vergütung der Intendanten als unangemessen und sehen ein klares Ungleichgewicht zwischen Einkommen und tatsächlicher Leistung. Die Empörung richtet sich dabei nicht nur gegen einzelne Personen, sondern gegen das System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks insgesamt. 

Wie im Artikel dargelegt beziehen ARD- und ZDF-Intendanten Jahresgehälter bis zu 427.900 Euro – damit deutlich mehr als viele leitende Beamte oder Ministerpräsidenten. Diese Zahlen sind öffentlich, die Verträge von den Rundfunkräten genehmigt. Dennoch gilt: Die Gehälter werden aus Beitragsgeldern finanziert, was die moralische Bewertung der Angemessenheit verstärkt. Aus juristischer Sicht sind sie rechtmäßig, aus Sicht vieler Gebührenzahler jedoch schwer zu vermitteln. Der Vergleich mit der öffentlichen Verwaltung oder Bildungsberufen verdeutlicht die Kluft, die viele als "Leistungsungleichgewicht" empfinden. Die Kommentare zeigen damit ein verbreitetes Misstrauen gegenüber Selbstkontrolle und Maßhaltung innerhalb des öffentlich-rechtlichen Systems.

"Diese Summen verdienen sie ganz sicher nicht, sie nehmen es sich einfach!"  Zum Originalkommentar

"Was für ein unglaubliches Missverhältnis zwischen Leistung und Gehalt! Die Damen und Herren sollten sich hinterfragen, die Mitglieder der Rundfunkräte in Grund und Boden schämen."  Zum Originalkommentar

"Mal sarkastisch gedacht: Würden diese High-Performer-Intendanten einfach zu Hause bleiben, die ÖRR-Läden würden einfach weiter funktionieren!"  Zum Originalkommentar


Leser fordern Änderungen bei Finanzierung

15 Prozent der Leser kritisieren, dass Bürger zur Finanzierung hoher Intendantengehälter verpflichtet seien – unabhängig von Einkommen oder Nutzung. Der Rundfunkbeitrag, derzeit 18,36 Euro im Monat, gilt als solidarische Pauschale, unabhängig von Haushaltsgröße oder Medienkonsum. Während er laut Bundesverfassungsgericht rechtlich zulässig ist, sehen viele Kommentatoren darin eine ungerechte Belastung, vor allem für Menschen mit geringem Einkommen. 

In den Kommentaren mischt sich soziale Empörung mit politischem Frust: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird als abgehoben und selbstbezogen wahrgenommen, während Sparsamkeit und Effizienz nicht erkennbar seien. Forderungen nach Abschaffung oder Aussetzung des Beitrags werden laut, teils verbunden mit Aufrufen zum Zahlungsverweigerung – die rechtlich allerdings folgenlos bleiben. Der Konflikt zeigt ein tief sitzendes Spannungsverhältnis zwischen dem Anspruch auf unabhängige Medien und der Akzeptanz ihrer Finanzierung.

"Und für die müssen sogar Studenten, Rentner und Niedriglöhner bezahlen. Die sollten sich schämen."  Zum Originalkommentar

"Wahnsinn. Man wird staatlich gezwungen, diese Luxusgehälter zu finanzieren."  Zum Originalkommentar

"Wenn jemand einen Aufruf gegen die Zwangsabgabe organisiert, bin ich sofort dabei. Wenn dann einige Millionen mitmachen, ist der Gesetzgeber machtlos."  Zum Originalkommentar

Kritik an Programm und Ausrichtung

Einige Leser äußern Unzufriedenheit mit der Programmqualität und werfen den Sendern politische Einseitigkeit vor. Viele sehen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht mehr als neutrale Instanz, sondern als von bestimmten politischen Haltungen geprägt. Diese Kritik spiegelt eine tiefe Vertrauenskrise wider, die in den letzten Jahren durch Einzelfälle – etwa die Affäre um die RBB-Intendantin Schlesinger – verstärkt wurde. 

Auch der Vorwurf, zu wenig unabhängige Inhalte zu bieten, fällt häufig. Tatsächlich belegen Medienanalysen, dass der ÖRR zwar hohen journalistischen Standards folgt, in seiner Themen- und Gästeauswahl aber regelmäßig Debatten um politische Balance auslöst. Der Eindruck mangelnder Distanz zur Politik führt bei Teilen der Bevölkerung zu einer generellen Ablehnung – ein Befund, der die Bedeutung redaktioneller Transparenz erneut in den Mittelpunkt rückt.

"Aha, dahin geht also das Geld der Gebührenzahler. Und heute im ZDF Heute die absolute Verhöhnung der Zuschauer. Da wurde informativ berichtet, dass morgen in der Champions League Leverkusen gegen Paris spielen wird. Es wurde spekuliert, wie es wohl ausgehen würde. Abschließend darauf der Simitri "wir werden sehen"... der absolute Hohn. Das ZDF zeigt nix live. Aber kassiert über 8 Milliarden Euro im Jahr."  Zum Originalkommentar

"Je schlechter das Programm und weniger Zuschauer, umso höher die Gagen. Schließlich erfüllt man ja auch seinen konkreten Klassenauftrag, umfassende, wahre, neutrale und ausgewogene Information. Beleidigungen seiner Mitarbeiter gegenüber gewählten ausländischen Politikern werden sofort geahndet. Schließlich ist man ja Moralweltmeister und immer anständig und ehrlich, bis auf die Knochen!"  Zum Originalkommentar

"Dafür bekommen wir stets neutrale und ausgewogene Kost und ein buntes Programm."  Zum Originalkommentar

Viel zu viele Sender – unnötige Kostenexplosion

Ein Teil der Kommentare richtet sich gegen die Struktur des öffentlich-rechtlichen Systems selbst. Zu viele Sender, zu hohe Verwaltungskosten und überbordende Strukturen seien Ursache der Finanzprobleme. Tatsächlich betreibt die ARD neun Landesrundfunkanstalten (BR, HR, MDR, NDR, Radio Bremen, RBB, SR, SWR und WDR) sowie der Deutschen Welle als Auslandsrundfunk – mit eigenen Intendanten, Verwaltungsebenen und Programmen. Hinzu kommen ZDF, Deutschlandradio und zahlreiche Spartenkanäle. 

Kritiker sehen darin Doppelstrukturen und fordern eine Zusammenlegung, um Kosten zu senken. Vertreter der Sender verweisen hingegen auf föderale Vorgaben und den gesetzlichen Auftrag, regionale Vielfalt zu sichern. Der Leserunmut verweist auf ein Kernproblem: Zwischen Auftrag, Anspruch und tatsächlicher Effizienz klafft aus Sicht vieler Gebührenzahler eine Lücke, die das Vertrauen in die Legitimität des Systems schwächt.

"Die Frage ist doch: Warum haben wir so viele Sender? Reicht zur angeblichen Erfüllung des Informationsauftrages nicht einer? Weshalb gibt es für diese Leute so abgehoben hohe Pensionen? Leute ohne Ausbildung (Silbereisen) sind als Schauspieler engagiert und bekommen unglaubliche Summen dafür. Dieser ganze Selbstbedienungsladen muss weg."  Zum Originalkommentar

"Früher reichten drei Sender, die nicht einmal rund um die Uhr sendeten, um den Medienstaatsvertrag zu erfüllen. Wozu braucht man heute über 20 Fernsehsender und über 70 Radiosender dafür?!?"  Zum Originalkommentar

"Intendanten, erstens haben wir zu viele Sender und damit Intendanten. Die Kosten sind nicht zu verantworten, im Besonderen wenn man das Programm mit einbezieht. Das ist wie in der Politik, alle machen sich die Taschen voll und für den Bürger ist kein Geld vorhanden."  Zum Originalkommentar

"Würden die nach den Zuschauerzahlen bezahlt, würde es bitter. Wir leisten uns den teuersten Staatsrundfunk auf dem Planeten. Wie lange noch?"  Zum Originalkommentar

"Das Land wird noch als Selbstbedienungsladen betrieben. Siehe die ÖRR wie auch GKVs, Behörden, Politikern, kommunale Betriebe usw."  Zum Originalkommentar

Reformbedarf: Kontrolle und neue Regeln für den ÖRR

Neun Prozent der Leser fordern strukturelle Veränderungen. Im Vordergrund stehen mehr Kontrolle, transparente Gehaltsregeln und eine Begrenzung politischer Einflussnahme. Wiederkehrend ist der Ruf nach einem System, das sich stärker an marktwirtschaftlichen Maßstäben orientiert. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk unterliegt zwar den Rundfunk- und Medienstaatsverträgen der Länder, doch die Aufsicht durch Rundfunkräte wird von vielen als unzureichend wahrgenommen. Der Fall Schlesinger hat die Debatte über interne Kontrollmechanismen verschärft. Einige Bundesländer (Bayern, Baden‑Württemberg, Schleswig‑Holstein, Hamburg, Sachsen und Thüringen) prüfen seither, wie Vergütungsrichtlinien und Berichtspflichten verschärft werden können. Die Kommentare greifen diese Entwicklung auf und machen deutlich, dass Reformforderungen längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind.

"Der ÖR mit diesen Kosten und seiner jetzigen einseitigen politischen Ausrichtung kann so nicht weiterbestehen. Wer ihn bezahlt, muss auch Einfluss auf dessen Gehälter und generelle Ausrichtung haben."  Zum Originalkommentar

"Ein reiner Selbstbedienungsladen, wo von Qualität nicht gesprochen werden kann, eher von politischer Richtungsweisung. Ich plädiere, dass alle ÖRR sich auf dem Markt bewähren müssen und ihre Gehälter dort verdienen müssen. Die Privatsender müssen es auch und es klappt. Werbungen sind in den ÖRR auch nicht weniger. Dann stellt sich mir auch noch die Frage, warum so viele ÖRR-Sendeanstalten."  Zum Originalkommentar

"Es brauchte nicht den Vorgang Schlesinger, um die Verschwendungssucht des ÖRR zu dokumentieren. Der ÖRR ist wie die Politik, Selbstbedienung und Geldverschwendung sind Trumpf. Alles durch die Politik begünstigt, die die Rundfunkgebühren als Zwangsabgabe durchsetzt."  Zum Originalkommentar

Intendanten-Gehälter im Vergleich: Einordnung und Obergrenzen

Wenige Kommentare bemühen den Vergleich mit anderen Berufsgruppen und fordern Gehaltsobergrenzen. Die Gehälter der Intendanten liegen häufig über denen vieler Spitzenbeamter und teilweise auf dem Niveau von Bankvorständen. Leser sehen darin ein Missverhältnis zur öffentlichen Aufgabe des Rundfunks.

"Man sollte mal die Gehälter der obersten Manager von mancher großer Firma oder Konzern danebenstellen, da liegt man auch in der Gehaltsklasse."  Zum Originalkommentar

"Ist gar nix, der Lanzer macht über 2 Millionen Euro im Jahr."  Zum Originalkommentar

"Es fehlt eine Regelung wie in den USA, dass kein staatlich Angestellter ein höheres Gehalt bekommen kann als der Präsident."  Zum Originalkommentar

"Schon vor Jahren hat die größte deutsche TV-Zeitschrift diese hohen Gehälter mit Namen und Sender angeprangert. Dazu kam noch die kritische Anmerkung, dass viele noch hohe Nebeneinkünfte haben, die sie nur aufgrund ihres seitherigen Jobs generieren könnten. Das betrifft Vorträge, Moderationen, im Grunde Lobbyarbeit für Konzerne und Versicherungen usw. Kein Wunder bekommt der Bürger kein ausgewogenes Programm."  Zum Originalkommentar

"Schaut Euch mal alle die Gehälter von den Sparkassenvorständen in Eurer Gemeinde an. Ihr werdet staunen! Eine Studie von 2023 ergab für Sparkassen-Vorstände eine Medianvergütung von 402.000 Euro im gesamten Deutschland. Vorstandsmitglieder in größeren Sparkassen mit einer Bilanzsumme über fünf Milliarden Euro können ein durchschnittliches Gehalt von rund 512.000 Euro oder mehr erreichen, während kleinere Institute ein Mediangehalt von etwa 293.000 Euro zahlen."  Zum Originalkommentar

Ironie und Sarkasmus zur Debatte

Die restlichen 16 Prozent entfallen auf sonstige Meinungen – darunter vor allem sarkastische und ironische Kommentare, die das Thema Gehälter und Rundfunkqualität überspitzt oder humorvoll darstellen.

"Also, für 300K Jahresgehalt erzähle ich euch alles, aber wirklich alles."  Zum Originalkommentar

"Und der Boss vom Beitragsservice verdient nur knapp über 200k? Skandal, das muss auch erhöht werden."  Zum Originalkommentar

"Na, ich denke doch, dass diese Leute sich dieses Gehalt doch redlich verdient haben. Bei dieser Programmvielfalt. Vor allem müssen sie sich ja auch absprechen, dass es keine Überschneidungen bei den Tierparkdokus und Kochsendungen gibt und sonst noch bei den ganzen Wiederholungen."  Zum Originalkommentar

Resümee und Einordnung – Zwischen Vertrauenskrise und Reformbereitschaft

Das Stimmungsbild ist eindeutig: Ein Großteil der Leser sieht im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein System, das sich zu weit von seinem Auftrag und seinen Zuschauern entfernt habe. Die Kritik richtet sich vor allem gegen hohe Gehälter, fehlende Transparenz und politische Nähe. Doch das Bild ist komplexer, als es die Empörung vermuten lässt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht unter verfassungsrechtlichem Schutz, weil er eine zentrale Aufgabe erfüllt: unabhängige, staatsferne Information, kulturelle Vielfalt und Grundversorgung. Diese Aufgabe unterscheidet ihn grundlegend von privaten Anbietern, die wirtschaftlichen Zwängen folgen.

Seit dem RBB-Skandal und der öffentlichen Gehaltskritik sind tatsächlich Reformen in Gang gekommen. Die ARD veröffentlicht die Gehälter ihrer Führungskräfte inzwischen regelmäßig, die Länder überarbeiten den Medienstaatsvertrag, und die Rundfunkkommission arbeitet an verbindlichen Transparenz- und Effizienzstandards. In mehreren Anstalten wurden interne Kontrollmechanismen verschärft, Aufsichtsgremien neu besetzt und Berichtspflichten erweitert.

Zugleich steht der öffentlich-rechtliche Rundfunk vor einer doppelten Herausforderung: Er muss Glaubwürdigkeit zurückgewinnen und zugleich seine Relevanz im digitalen Wettbewerb behaupten. Bei aller berechtigten Kritik bleibt er für viele Menschen in Deutschland die wichtigste verlässliche Informationsquelle – gerade in Krisen- und Wahlzeiten. Wenn er es schafft, Offenheit und Reformwillen mit journalistischer Qualität zu verbinden, kann die aktuelle Krise auch als Chance verstanden werden: als notwendiger Wendepunkt hin zu mehr Transparenz, Effizienz und Nähe zum Publikum

Diskutieren Sie mit! Ist Transparenz genug? Die Offenlegung der Spitzengehälter regt nicht nur zum Vergleich, sondern vor allem zur Grundsatzdebatte an: Muss sich am System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks etwas ändern – und wenn ja, was genau? Oder spiegelt die Höhe der Gehälter schlicht das Marktumfeld wider? 

Hinweis: Die in diesem Artikel zitierten Kommentare geben ausschließlich die Meinungen unserer Leser wieder und wurden inhaltlich nicht verändert. Die Analyse, Auswertung und thematische Gruppierung der Kommentare erfolgt automatisiert mithilfe Künstlicher Intelligenz.