Kalvarienberg enthüllt: Barocke Herz-Geheimnisse in Tölz!

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Historisches Foto aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs: Gläubige beten die Heilige Stiege in der Kalvarienbergkirche kniend nach oben. © cs-press

Historikerin Roßmy enthüllt im Tölzer Kalvarienberg faszinierende barocke Kunst und das Geheimnis der Herz-Jesu-Symbole.

Bad Tölz – Auf den Tölzer Kalvarienberg führt der letzte Vortrag des Historischen Vereins in diesem Jahr. Am Mittwoch, 22. Oktober, um 20 Uhr behandelt er im Stadtmuseum unter dem Titel „Barockes Kleinod und Glaubenszeuge“ die Fünfte und Letzte der Tölzer Kirchen.

Katharina Roßmy, Kunsthistorikerin
Referentin ist die Kunsthistorikern Katharina Roßmy. © kn

Expertise und Engagement von Katharina Roßmy

Referentin ist die Kunsthistorikerin Katharina Roßmy. Sie war früher im Haus der Kunst beschäftigt und hat dann im Zentralinstitut für Kunstgeschichte etwa an der Provenienzforschung für NS-Raubkunst gearbeitet. Nun ist sie Freiberuflerin und hat für das Erzbistum München-Freising auch die Tölzer Kalvarienbergkirche betreut. Derzeit ist sie in Elternzeit. Für den Vortrag kommt sie aber nach Tölz, einen Ort, an den sie laut Christof Botzenhart vom Historischen Verein „ihr Herz verloren hat“.

Das flammende Herz: Ein zentrales Motiv der Doppelkirche

Das darf man wortwörtlich nehmen. Bei der Untersuchung der Anfang des 18. Jahrhunderts gebauten Doppelkirche ist ihr nämlich aufgefallen, dass unter den Kunstobjekten ein Motiv immer wieder auffällt. Nämlich die „Heiligsten Herzen Jesu und Mariens“. Besonders schön ist das an der Stuckdecke unter der Heiligen Stiege vor dem Grab von Kirchenerbauer Friedrich Nockher zu sehen, wo zahlreiche Engelsköpfchen (Putti) zwei Herzen Jesus (mit Dornenkranz und Seitenwunde) und seiner Mutter (mit Blumenkranz) symbolisieren. Das flammende Herz findet sich vielfältig am Kalvarienberg. Sogar am Kreuz Jesu in der mächtigen Kreuzigungsgruppe über der Kerkerkapelle ist eine Laterne mit dem flammenden Herzen zu finden.

Die Bedeutung des Herz-Jesu-Motivs und das rätselhafte Reliquiar

Wie Roßmy sagt, ist das Verehrung des flammenden Herzens als Zeichen der immerwährenden Liebe Gottes ein Motiv, das auf die Visionen der französischen Mystikerin Marguerite-Marie Alacoque (1647-1690) zurückgeht. Gerade in der Barockzeit sei alles, was aus Frankreich kommt, eben auch religiöse Strömungen und Trends, in Altbayern aufgenommen worden.

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Katharina Roßmy möchte in ihrem Vortrag auf ein besonderes Herz-Jesu-Reliquiar aus der Kirche eingehen. Das fast 60 Zentimeter hohe Sakralobjekt birgt Rätsel. Im Deckel des Gehäuses sind Lüftungslöcher eingeschlagen. Vielleicht wurde das Reliquiar als Weihrauchgefäß benützt, möglicherweise sollte das im Gehäuse befindliche „Heilige“ besser in die Umgebung ausströmen, sagt Roßmy.

Die Heilige Stiege: Sichtbares Symbol des Glaubens im Kalvarienberg

Muss man auf das immer wiederkehrende Herzmotiv eher hingewiesen werden, ist die Heilige Stiege für jeder Besucher der Kalvarienbergkirche sofort sichtbar. Sie ist eine Nachbildung der Scala Santa in Rom. Auf ihr, historische Fotos belegen es, beteten Gläubige früher auf den Knien nach oben. Oben empfängt sie der Ecce-homo-Altar mit dem leidenden Jesus und im Deckengemälde mit dem triumphierenden Jesus, der für die Betenden, so Roßmy, das Himmlische erfahrbar macht, die Überwindung von Tod und Leid.

Besondere Einblicke und kommende Öffnung der Kalvarienbergkirche

Bei ihrem Rundgang durch die Kirche wird die Kunsthistorikerin auch auf andere Besonderheiten der derzeit nur teilweise zugänglichen Kirche aufmerksam machen. Zum Beispiel der nicht zugängliche und verborgene Eremitenchor zwischen Stiegen- und Kreuzkirche. Auch die darin befindlichen zahlreichen Kunstwerke geben Zeugnis der barocken Frömmigkeit, die sich am Kalvarienberg besonders ausgeprägt erhalten hat. Voll zugänglich wird die Kalvarienbergkirche am 22. Februar 2026 sein, sagt Mesner Heinz Bader und verspricht: „Sie wird richtig schön.“