Kaffeetrinken ist für viele Menschen ein tägliches Ritual, doch die Wirkung des braunen Golds wird oft unterschätzt. Das Lieblingsgetränk der Deutschen macht nicht nur wach, sondern enthält auch bioaktive Substanzen und Antioxidantien. Diese Stoffe wirken sich positiv auf die Leber aus.
Forscher haben diese Wirkung nun genauer unter die Lupe genommen und entdeckt, wie Kaffee die Lebergesundheit stärkt – und für welche Menschen zwei Tassen Kaffee täglich genau das Richtige sind.
Kaffee senkt das Risiko für viele Leberkrankheiten
Für ihre Überblicksstudie in der Fachzeitschrift „Biochemical Pharmacology“ haben die Forscher Datensätze epidemiologischer, experimenteller und klinischer Untersuchungen zusammengeführt und erneut analysiert. Die Daten lassen auch Rückschlüsse auf die Lebererkrankungen zu, vor denen Kaffee schützen kann. So senkt Kaffeekonsum zum Beispiel das Risiko für diese vier Erkrankungen:
- Nicht-alkoholische Fettleber: Kaffeetrinker weisen in der Studie ein um 29 Prozent geringeres Risiko auf als Nicht-Kaffeetrinker.
- Alkoholbedingte Leberschäden: Diese gehen mit höheren Leveln der Leberenzyme AST, ALT und GGT einher. Bei Kaffeetrinkern sind diese Level deutlich niedriger.
- Chronische Hepatitis C: Bei Hepatitis-Patienten, die Kaffee trinken, zeigen die Daten eine Verlangsamung von Leberfibrose und -zirrhose.
- Hepatozelluläres Karzinom: Wer zwei Tassen Kaffee täglich zu sich nimmt, hat ein geringeres Risiko für Leberzellkrebs. Dieser betrifft besonders häufig Menschen, die an Hepatitis C erkrankt sind.
Fünf positive Wirkungen von Kaffee
Hinter der schützenden Kraft von Kaffee stecken bestimmte bioaktive Stoffe, unter anderem Koffein und Polyphenole. In der aktuellen, umfassenden Analyse haben die Forscher fünf dieser Wirkmechanismen auf molekularer Ebene untersucht:
1. Antioxidative Wirkung
Kaffee enthält Antioxidantien wie Chlorogensäure und Polyphenole, die oxidativem Stress im Körper entgegenwirken. Oxidativer Stress gilt als Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen und insbesondere als Treiber für Leberschäden.
2. Entzündungshemmung
Chronische Entzündungen bestehen bei fast allen Lebererkrankungen. Die bioaktiven Stoffe im Kaffee wirken antientzündlich und können so chronisch erhöhte Werte reduzieren.
3. Antifibrotischer Effekt
Durch Leberschäden bildet sich typischerweise Narbengewebe am Organ – ein Prozess, der als Fibrose bezeichnet wird. Substanzen im Kaffee hemmen die Aktivierung der Zellen, die für die Narbenbildung verantwortlich sind und wirken auf diesem Wege antifibrotisch.
4. Regulation des Stoffwechsels
Auch auf den Stoffwechsel haben die bioaktiven Substanzen aus dem Kaffee einen positiven Einfluss. Sie unterstützen den Körper bei der Verwertung von Fett und Zucker, was zum Beispiel vor Fettansammlungen in den Leberzellen schützt.
Die Forscher fanden Hinweise, dass Kaffeetrinken durch diesen Mechanismus vor der chronischen Leberkrankheit MASLD schützt, die unter anderem durch eine Verfettung der Leber verursacht wird. Die Wahrscheinlichkeit einer MASLD-Erkrankung ist bei regelmäßigem Kaffeekonsum laut der Studie 29 Prozent geringer als bei Nicht-Kaffeetrinkern.
5. Stärkung des Mikrobioms
Ein gesundes Mikrobiom ist entscheidend für die Lebergesundheit. Denn die Nähr- und Vitalstoffe aus der Nahrung werden nach dem Darm direkt in der Leber weiterverarbeitet. Ist das Mikrobiom im Darm im Ungleichgewicht, schwächt das die Barriere und es gelangen auch schädliche Bakterienbestandteile in die Leber. Kaffee kann die Darmflora stärken, da einige seiner Inhaltsstoffe die Vermehrung "guter" Darmbakterien unterstützen.
So viele Tassen Kaffee empfehlen die Wissenschaftler
Wie viel Kaffee tatsächlich gesund für die Leber und den Rest des Körpers sind, hängt von individuellen Faktoren wie der Verträglichkeit ab. Wissenschaftler empfehlen grundsätzlich nicht mehr als 400 Milligramm Koffein täglich zu sich zu nehmen, was etwa drei bis vier Tassen entspricht.
Aus den untersuchten Daten gewannen die Forscher zudem Erkenntnisse speziell für Hepatitis-C-Patienten: Wer zwei Tassen Kaffee am Tag trank, hatte ein geringeres Risiko zusätzlich zu Hepatitis C noch an Leberkrebs zu erkranken als Nicht-Kaffeetrinker – auch dadurch, dass Kaffee die Verfettung und Vernarbung der Leber verlangsamte.
Dennoch betonen die Forscher: Die positiven Effekte sind dosisabhängig. Wer übermäßig viel Kaffee trinkt, etwa mehr als fünf Tassen täglich, riskiert steigende LDL-Cholesterinwerte. Auch bei Menschen, die sensibel auf Koffein reagieren, Kreislauferkrankungen haben oder unter Ängsten leiden, könne sich Kaffee negativ auswirken.
Entscheidend ist also die Balance: Zwei bis vier Tassen pro Tag gelten als gesunde Faustregel – und ist für die Leber offenbar eine echte Wohltat.