Weißer Ring unterstützt jährlich 300 Gewaltopfer in Bruck

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Fürstenfeldbruck

Kommentare

Bei der Ehrung: Charlotte Hofmann mit der Bayerischen Sozialministerin Ulrike Scharf (l.). © privat

Charlotte Hofmann leitet die Außenstelle seit 30 Jahren und wurde für ihren Einsatz für Verbrechensopfer ausgezeichnet.

Moorenweis – Das Telefon klingelt praktisch jeden Tag. 300 Menschen im Jahr melden sich, weil sie Gewaltopfer geworden sind, vergewaltigt, verprügelt, betrogen oder bestohlen wurden. Meist sind es Menschen, die aus dem persönlichen Umfeld keine Unterstützung zu erwarten haben.

„Diesen Opfern hilft niemand anders, sonst würden sie nicht auf uns zukommen“, sagt Charlotte Hofmann. Für die Moorenweiserin heißt es dann zunächst einmal: zuhören. Und dem Betreffenden Glauben schenken. „Menschlicher Beistand ist das Allerwichtigste. Wir ermitteln nicht, wir sind auf der Seite des Opfers“, erklärt die pensionierte Kriminalbeamtin. Viele Jahre betrieb sie das Ehrenamt in der knappen Freizeit, die der Beruf ihr ließ.

Das sind die Aufgaben

Seit sie im Ruhestand ist, hat die Arbeit beim Weißen Ring die Ausmaße eines Teilzeitjobs angenommen. Denn dazu gehören die Betreuung der 16 weiteren Freiwilligen der Brucker Außenstelle, Koordination, Öffentlichkeitsarbeit und die Teilnahme an Veranstaltungen.

Im Mittelpunkt jedoch steht das, was konkret für Verbrechensopfer getan werden kann – sie zur Polizei und zum Gericht begleiten, im Umgang mit Behörden unterstützen und finanzielle Hilfen organisieren. Und oft genug krempeln die Freiwilligen selbst die Ärmel hoch – wenn zum Beispiel Opfer von häuslicher Gewalt in eine neue Wohnung ziehen.

Ehemann Manfred ist ebenfalls beim Weißen Ring aktiv, manche Fälle betreuen die beiden gemeinsam. Besonders an die Nieren gehen Fälle, in denen Kinder von sexueller Gewalt in der Familie betroffen sind, erzählt Charlotte Hofmann. Da gerät der Grundsatz „mitfühlen, aber nicht mitleiden“ schon mal ins Wanken. „Wir beobachten uns gegenseitig und reden viel miteinander“, sagt Manfred Hofmann.

Manchmal gibt es brenzlige Momente – etwa, wenn ein gewalttätiger Partner vom Gericht ein Kontaktverbot zur Exfrau erhalten hat, aber noch seine Sachen aus der gemeinsamen Wohnung holen darf.

Eine Art Helfersyndrom

Wenn Charlotte Hofmann solche Situationen begleitet, hat sie vorher ihren ehemaligen Kollegen auf der Dienststelle für den Notfall Bescheid gesagt.

„Es ist wohl eine Art Helfersyndrom“, antwortet die Mutter dreier erwachsener Söhne auf die Frage, was sie motiviert zu diesem Ehrenamt, das viel Verantwortung bedeutet, keinen Cent Aufwandsentschädigung einbringt und für die Hobbys Gartenarbeit und gemeinsames Verreisen nur wenig Zeit lässt. Doch Charlotte Hofmann sagt: „Es ist ein gutes Gefühl, Menschen in Not zu unterstützen und damit auch der Gesellschaft einen Dienst zu erweisen.“ Dafür wurde sie nun von Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf ausgezeichnet.