Todesfall bei AfD: Krasse Reaktionen zeigen, wie polarisiert unser Land ist

„In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von unserem lieben Mitglied und Freund…“ – mit diesen Worten beginnt ein Post des AfD-Stadtverbandes Gera (Thüringen) auf Facebook. Eingestellt wurde er am vergangenen Sonntag. Neben dem Text findet sich ein Porträtfoto des Verstorbenen, ein selbstständiger Bühnenbauer.

Michael Bachmann, 1971 geboren, sei ein „wertvoller und geschätzter Teil unseres Stadtverbandes“ gewesen, heißt es in dem kurzen Nachruf. Man werde ihm „stets ein ehrendes Andenken bewahren“. Das „aufrichtige Mitgefühl“ der AfD gelte „seiner Familie und allen, die ihm nahestanden“. 

AfD Gera postet Nachruf auf Facebook - Anteilnahme und Hass

Mitgefühl zeigen auch die allermeisten Kommentatoren des Beitrags. „Herzliches Beileid“, „aufrichtige Anteilnahme“, „viel Kraft und Zuversicht für die Familie“, „Ruhe in Frieden“ – in diesem Tenor äußern sich fast alle Schreiber.

Einige wenige Kommentatoren schlagen jedoch aus der Reihe. Sie nutzen die Gelegenheit, um offen gegen den Verstorbenen zu hetzen – allein aufgrund seiner politischen Einstellung. Sie würdigen den AfD-Mann herab, entmenschlichen ihn und überziehen ihn und seine Angehörigen mit hasserfüllten Botschaften.

Der Fall zeigt, wie ausgeprägt die emotionale Ablehnung Andersdenkender in Deutschland mitunter sein kann – selbst über den Tod eines „politischen Gegners“ hinaus. In welchem Ausmaß unsere Gesellschaft ideologisch polarisiert ist, verdeutlicht eine repräsentative Yougov-Umfrage unter knapp 4400 Menschen rund um die Bundestagswahl 2025.

Umfrage: Emotionale Ablehnung Andersdenkender weit verbreitet

Demnach nehmen mehr als 81 Prozent der Deutschen die Gesellschaft als gespalten wahr. Dabei spielen bestimmte „Reizthemen“ eine zentrale Rolle, etwa Klimaschutz, Zuwanderung und Unterstützung der Ukraine.

Bei manchen Themen gehen die Meinungen weit auseinander, ohne dass der demokratische Zusammenhalt erschüttert wird. Bei anderen Themen eskalieren Konflikte, indem politische Gegner zu Feinden erklärt werden. Die werden dann emotional abgewertet und regelrecht „verteufelt“. 

Besonders ausgeprägt ist diese Neigung laut Forschern der TU Dresden bei Anhängern von AfD und Grünen. Auf Deutsch: Diese beiden Gruppen stehen sich am unversöhnlichsten gegenüber. Es liegt nahe, dass die Hass-Botschaften im Fall des verstorbenen AfD-Mitglieds aus dem Lager der politischen Konkurrenz kommen, von Aktivisten, die sich gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus einsetzen.

„Möge sein Kadaver in der Hölle verrotten!“, schreibt ein Facebook-Kommentator. Ein anderer postet zynisch: „Einer weniger“. Ein weiterer erklärt unverhohlen, was er von dem Verstorbenen hält: „Mein Mitleid hält sich in Grenzen!“ Schließlich sei der AfD-Mann seiner Überzeugung nach „ein Menschenfeind“ gewesen.

User-Hetze: „Endlich hat es mal den Richtigen erwischt"

Ein offenbar aus den „alten“ Bundesländern stammender User bringt sogar seine Freude über den Tod zum Ausdruck: „Endlich hat es mal den Richtigen erwischt, noch dazu einen Rechtsextremisten aus dem Osten…“

Besonders dieser krasse Post wühlt viele Leser auf, die mit wütendem Protest reagieren.

  • „Hier ist ein Mensch verstorben, und da ist es völlig egal, welcher Partei er angehört hat. Er hat Familie und Kinder. Sie sollten sich schämen.“
  • „Für dich ist eine Kugel noch zu schade.“
  • „Was bist Du für ein widerliches Monster.“
  • „Wie krank muss ein Hirn sein, wer so etwas postet? Oder gibt es überhaupt ein Hirn bei diesem Wesen?“
  • „Das ist nicht nur geschmacklos, sondern pietätlos, aber da weißt du eh nicht, was das ist!“
  • „Du bist ein riesengroßes links-grün versifftes Arschloch. So ein Idiot kotzt mich an. Es ist ein Mensch, Ehemann, Vater, Sohn und Bruder verstorben. Denkst Du Idiot auch an die Familie? Man kann nur hoffen, dass es dich mal trifft.“
  • „Sie sind ein ekelhaftes Subjekt! Schämen Sie sich.“

Einige Kommentatoren sehen in dem gehässigen Statement einen Gesetzesverstoß und wollen erreichen, dass die Staatsanwaltschaft mögliche Tatbestände wie Beleidigung, üble Nachrede oder Verleumdung prüft. Einer schrieb: „Screenshots sind gemacht. Anzeige ist raus!“

AfD-Mann setzte sich für Verbesserung in seiner Stadt ein

Als sich Michael Bachmann im Mai 2024 für das Amt des Ortsteilbürgermeisters in Gera Debschwitz bewarb, erklärte er der örtlichen Zeitung OTZ sein Motto: „Alles für den Kiez!“ 

Der AfD-Mann sagte, er habe grundsätzlich dieselben Ziele wie der gesamte Ortsteilrat. Dazu zählten die Begrünung der Hauptverkehrsstraße, die Wiedereröffnung eines Ausflugsziels (Fuchsturm), eine gute Zusammenarbeit mit dem Tierpark, der Spielplatzausbau und die Sanierung der maroden Radrennbahn.