Am Sonntagmorgen, kurz vor halb zehn, schlugen die Diebe zu. Ihr Ziel war die Galerie d’Apollon im Denon-Flügel des Louvre, zugleich einer der prächtigsten Säle des Museums. Nach Angaben des französischen Innenministeriums waren die Täter offenbar bestens vorbereitet. Sie nutzten eine Baustelle an der Seine-Fassade, um über ein Fenster in den Ausstellungsraum zu gelangen, und öffneten gezielt zwei Vitrinen. Der gesamte Einbruch dauerte Berichten zufolge nur vier Minuten.
Die Ermittler sprechen von einem professionell geplanten Coup. Innenminister Laurent Nuñez bezeichnete die gestohlenen Schmuckstücke als „von unschätzbarem Wert“ und sprach von einem Angriff auf das nationale Kulturerbe. Die Täter flohen laut Augenzeugen auf Motorrädern.
Beute aus Napoleons Sammlung
Nach Angaben der Behörden wurden insgesamt neun Schmuckstücke aus der Sammlung Napoleons I. und der Kaiserin entwendet – darunter eine Halskette, eine Brosche und ein Diadem. Laut Medienberichten soll es sich unter anderem um diese Schmuckstücke handeln:
Inzwischen ist bestätigt, dass einer der gestohlenen Gegenstände in der Nähe des Museums wiedergefunden wurde, teilweise beschädigt. Nach Medienberichten handelt es sich dabei um eine Krone der Kaiserin Eugénie.
Die betroffenen Objekte stammen aus einer Sammlung, die einst den Glanz des französischen Kaiserreichs repräsentierte. Viele dieser Stücke wurden im 19. Jahrhundert für Napoleon I. und später für Kaiserin Eugénie gefertigt und sind heute unersetzliche Zeugnisse französischer Geschichte.
Überblick: Diese neun Schätze wurden gestohlen
- Eine Halskette und einen Ohrring aus der Kollektion von Kaiserin Marie-Louise (1791-1847), der zweiten Frau von Napoleon Bonaparte
- Eine Halskette, ein Paar Ohrringe und ein Diadem aus den Kollektionen der Königinnen Marie-Amélie (1782-1866) und Hortense (1783-1837)
- Zwei Broschen und ein Diadem aus der Kollektion der Kaiserin Eugénie (1826-1920)
- Die Krone der Kaiserin Eugénie wurde gestohlen, aber von den Dieben verloren
Erbe der französischen Krone
Die Galerie d’Apollon beherbergt die letzten verbliebenen Stücke der französischen Kronjuwelen. Ursprünglich entstand die Sammlung im 16. Jahrhundert unter König François I., der erstmals Juwelen als nationales Eigentum deklarierte. Unter Ludwig XIV. – dem Sonnenkönig – erreichte sie ihren prunkvollen Höhepunkt.

Nach dem Sturz der Monarchie und der Gründung der Dritten Republik beschloss die Regierung 1887, den Großteil der Kronjuwelen zu verkaufen, um royalistischen Bewegungen den Symbolwert der Monarchie zu entziehen. Nur 23 Stücke von historischer Bedeutung blieben erhalten und wurden im selben Jahr in der Galerie d’Apollon ausgestellt.
Diamanten von Weltrang
Zu den berühmtesten Ausstellungsstücken zählen die Krone Ludwigs XV., Napoleons Staatskrone sowie einige der bekanntesten Edelsteine der Welt: der 140-karätige „Regent“, einer der reinsten Diamanten überhaupt, der rosa-orangefarbene „Hortensia“ mit etwa 20 Karat und der hellgelbe „Sancy“ mit 55 Karat.
Diese Steine gelten als Herzstücke der französischen Sammlung und ziehen jährlich Millionen Besucher an. Sie wurden nicht gestohlen.
Diese Steine gelten als Herzstücke der französischen Sammlung und ziehen jährlich Millionen Besucher an. Die gesamte Sammlung können Sie hier direkt auf der Seite des Louvre ansehen.

Offene Fragen
Noch ist unklar, ob die Täter gezielt auf bestimmte Stücke abzielten oder sich nach deren Wert richteten. Die Polizei geht davon aus, dass die Juwelen aufgrund ihres Bekanntheitsgrades kaum auf dem freien Markt verkauft werden können. Stattdessen vermuten die Ermittler, dass die Bande gezielt Sammler im Ausland im Blick hat.
Die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt wegen schweren Diebstahls in organisierter Form. Die Leitung der Louvre-Sicherheit prüft derweil, wie die Täter die Alarmanlagen umgehen konnten.