Geschützter Mammutbaum in neuem Wohnquartier soll gefällt werden: Verärgerung im Rathaus

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Blick ins neue Quartier am Krumpperplatz: Hinten der große Mammutbaum, dessen Fällung jetzt beantragt wurde. © Magnus Reitinger

Die beantragte Fällung eines großen Baums bei den Neubauten am Krumpperplatz sorgt für Verärgerung im Weilheimer Rathaus – zumal der Baum offenbar bei Bauarbeiten beschädigt wurde.

Weilheim – Es ist ein Antrag, der einige Mitglieder des Weilheimer Bauausschusses richtig verärgert hat: Ein großer Mammutbaum im neuen Wohnquartier am Krumpperplatz müsse gefällt werden. Das hat die Hausverwaltung der dort neu gebauten Gebäude bei der Kreisfachberatung am Landratsamt beantragt und auf die Einschätzung eines Gutachters verwiesen, laut dem bei den Bauarbeiten wohl das Wurzelwerk beschädigt wurde und der Baum nun durch Pflegemaßnahmen nicht mehr zu erhalten sei. Zur „Herstellung der Verkehrssicherheit“ schlage der Gutachter die Fällung vor.

Doch das sorgte für Empörung im Bauausschuss des Stadtrates. In einer Bebauungsplan-Änderung 2021 habe man diesen Mammutbaum im Inneren des Quartiers sowie die große Linde am Krumpperplatz explizit als zu erhalten festgesetzt – „nicht zuletzt deswegen, weil der ursprüngliche Bauträger auf dem Grundstück eine großzügige Rodung vorgenommen hat“, so das Stadtbauamt. Der Mammutbaum sei dafür „detailliert besichtigt und als vital eingeschätzt“ worden.

Weilheims Bauausschuss hat die Baumfällung am Krumpperplatz einstimmig abgelehnt

Aktuell habe der Baum „ein paar braune Flecken an den Spitzen“, berichtete Manfred Stork, der Leiter der städtischen Bauverwaltung, in der Sitzung; doch er stelle „wohl keine Gefährdung“ dar. Ein Baumpfleger der Stadtwerke habe nach kurzer Besichtigung im Auftrag der Stadt geraten, „zeitnah“ eine Kronenpflege vorzunehmen und den Austrieb nächstes Frühjahr abzuwarten. Der Baum brauche Zeit, sich zu erholen.

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So hat der Bauausschuss die beantragte Fällung einstimmig abgelehnt. „Diesen Baum muss man verteidigen, da muss man hart bleiben“, sagte Rupert Pentenrieder (BfW), der Grün-Referent des Stadtrates. Auch die Art und Weise des Antrags störte die Mitglieder. „Ein Gutachten schaut anders aus“, monierte Pentenrieder, man habe lediglich einen „Zweizeiler“ zur Begründung erhalten – und das auch nur als Weiterleitung über das Landratsamt. Gerd Ratter (ÖDP) drängte auf eine Klärung, ob wegen der genannten Schädigung des Mammutbaums – beim Gutachtertermin habe laut Antrag „ein Radlager direkt im Traufbereich des Baumes auf dem Wurzelwerk“ gestanden – eine Ordnungswidrigkeit seitens der Baufirma bestehe: „Da ist eine Anzeige und rechtliche Verfolgung fällig“, so Ratter. Auch Alfred Honisch (Grüne) plädierte dafür, hier „ein Exempel zu statuieren“. Das Stadtbauamt werde entsprechende „Erkundigungen bei der Baufirma einholen“, so wurde dem Beschluss ausdrücklich hinzugefügt.

Auch am Prälatenweg in Weilheim wollen Bauwerber einen geschützten Baum fällen

Auch eine beantragte Baumfällung in einem anderen Wohnviertel Weilheims wurde vom Bauausschuss in der jüngsten Sitzung einstimmig abgelehnt: Für ein Grundstück am Prälatenweg, auf dem ein Doppelhaus errichtet werden soll, baten Bauwerber, eine Eibe beseitigen zu dürfen, die laut Bebauungsplan erhalten werden muss. Der Erhalt dieses Baums würde die geplante Bebauung erheblich erschweren, so die Begründung, zudem wäre eine Eibe als eine „für Menschen giftige Baumart“ eine Gefahrenquelle für künftige Bewohner, insbesondere Kinder. Als Ersatz wurde die Pflanzung eines neuen Baumes nach Abschluss der Bauarbeiten an der Südseite des Grundstücks angeboten.

Doch die Fällung der, wie es hieß, „völlig gesunden und schön gewachsenen“ Eibe kommt für den Ausschuss nicht infrage. Das Grundstück sei sehr groß und ein Doppelhaus dort auch mit dem Baum möglich, befand Pentenrieder. Es gebe in vielen Weilheimer Gärten Eiben und er habe noch von keinem Vergiftungsfall gehört, so der Grün-Referent weiter. Auch könne man den Baum „ein bisschen hochasten“. Kinder sollten „mit der Natur aufwachsen“, ergänzte BfW-Sprecherin Brigitte Holeczek, „und dazu gehört auch, dass Dinge giftig sind – das ist eine Sache der Erziehung“. Klaus Gast (CSU) fügte an, es gebe „sehr viel giftigere Pflanzen als Eiben“. Und Alfred Honisch (Grüne) monierte, der Antrag sei „ein Fall von Gewinnmaximierung: Man könnte dort ja auch kleiner reinbauen“.