Werteunion, dieBasis und Bayernpartei gründen „Bündnis Zukunft Kaufbeuren“

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Das „Bündnis Zukunft Kaufbeuren“ mit Gastredner Josef Kraus (3. v. li.): Der Vorsitzende des Bündnisses Dr. Thomas Jahn (2. v. li.) mit seinen Stellvertretern Jürgen Grieshaber (li.) und Thomas Pfaffenbauer (re). © Foto: Kola

Als Gegenmodell zur etablierten Politik hat sich das „Bündnis Zukunft Kaufbeuren“, aus Bayernpartei, dieBasis und Werteunion zusammengeschlossen.

Kaufbeuren – Sie wollen ein Gegenmodell zur etablierten Politik für ein zukunftsfähiges, bürgernahes und wirtschaftsfreundliches Kaufbeuren bieten: Für die kommenden Stadtratswahlen hat sich jüngst das neue „Bündnis Zukunft Kaufbeuren“, bestehend aus Bayernpartei, dieBasis und Werteunion zusammengeschlossen. Zu einer Veranstaltung, bei der Josef Kraus, ehemaliger Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, als Gastredner sprach, lud das Bündnis am vergangenen Samstag im Café Alpenblick alle Interessierten ein.

Werteunion, dieBasis & Bayernpartei gründen Bündnis in Kaufbeuren

„Es ist etwas faul im Staate D“, leitete Kraus seinen Vortrag ein, der von den rund 30 anwesenden Besuchern gespannt verfolgt und mit Zustimmungsbekundungen und Beifall begleitet wurde. Der Korridor der Meinungsfreiheit in Deutschland werde laut Kraus „immer enger“, das hiesige Bildungssystem sei „beinahe bankrott“ und unkontrollierte Zuwanderung „zerreißt unseren Sozialstaat“. Der streitbare Pädagoge und Buchautor aus Landshut nahm die Migrationspolitik genauso in die Mangel wie das Bildungsniveau. „Wir können nicht alle mühsam Beladenen bei uns aufnehmen“, sprach sich Kraus dafür aus, dass zugewanderte Menschen „eine Integrationsleistung bringen müssen, wenn sie von Bürger- und Kindergeld profitieren wollen“.

Ex-Lehrerpräsident Kraus gegen Hypertoleranz und Gute-Laune-Pädagogik

Kein gutes Haar ließ der pensionierte Gymnasialdirektor an „Gute-Laune-Pädagogik“ mit geschönten Noten und zu geringen Anforderungen. „Wir vergeben ohne entsprechende Leistung Bestnoten“, sprach Kraus in diesem Zuge von „hochideologisierten Fächern wie Gender- oder Postcolonial Studies mit Studenten, die keiner braucht“. Neben Kritik an TV-Moderatorin Dunja Hayali und Satiriker Jan Böhmermann, prangerte er auch die Klimapolitik („Klima-Klimbim“), die „herrschende Hypertoleranz und Wokeness“ sowie das „paranoide Selbstbestimmungsgesetz“ an, „das der Genderideologie entsprungen ist“. „Wir werfen das Eigene über Bord“, äußerte sich Kraus besorgt, „unsere Errungenschaften und Grundsätze, und öffnen uns kulturellen Vorstellungen, die mit unserem Menschen- und Gesellschaftsbild nichts zu tun haben.“ In der anschließenden Diskussion ging es um Themen wie Lehrermangel, freie Meinungsäußerung und gefährdete Demokratie.

Hier setze das neu gegründete Bündnis ein, das im Rahmen der Veranstaltung kurz seine Ziele vorstellte. „Wir wollen Lösungen für Kaufbeuren anbieten, Missstände ansprechen und Trennendes überwinden. Bei uns gibt es keine Brandmauern“, so Dr. Thomas Jahn als erster Vorsitzender des Bündnisses Zukunft Kaufbeuren und Mitglied der konservativen Partei Werteunion. „Eine offene Diskussionskultur ist uns wichtig, genauso wie Meinungsvielfalt und vernunftbasierte Entscheidungen.“ Das Bündnis wolle sich unter anderem für ein „aktives Leerstandsmanagement, Bürokratieabbau und Entlastung der Familien sowie eine achtsame Verkehrspolitik ohne Ausgrenzung des Autoverkehrs“ einsetzen. Die Stadt müsse außerdem „wieder in der Hand der Bürger“ sein – sei es im Bereich der Bildung, Kultur oder Gesundheit – und nicht „Spielball von Lobbyinteressen oder Ideologen“.

Bündnis Zukunft Kaufbeuren: Dr. Thomas Jahn kritisiert „Förderunsinn“

Jahn sprach auch von „Förderunsinn“ und nannte als Beispiel die Pflanztöpfe in der Altstadt und den Demozug der queeren Community im September, „den die Stadt mit Fördermitteln unterstützt hat. Die Menschen haben ein Recht darauf, sich zu versammeln, das sollte aber auf privater Basis geschehen, und nicht mittels Steuergeldern“, so Jahn. Auch die Pride-Ausstellung im Stadtmuseum kritisierte Jahn als unnötig, denn heute werde niemand mehr wegen seiner sexuellen Gesinnung diskriminiert. Er wolle sich daher für eine „politische Neutralitätspflicht“ stark machen, um einer „Verzerrung des politischen Wettbewerbs“ entgegenzuwirken. Auch in puncto Migration gebe es Handlungsbedarf; diese dürfe nicht länger „auf Kosten der Steuerzahler“ gehen. Nur dann könne Integration „für jene, die sich einbringen und rechtmäßig verhalten“ gelingen und auch Unternehmen vor Ort die Chance geben, Fachkräfte zu gewinnen.

Neues Bündnis Zukunft Kaufbeuren will in den Stadtrat – Wird Jahn OB-Kandidat?

Der Ex-CSUler will sich im Stadtrat für eine offene Debattenkultur und ein gutes Miteinander stark machen. Ob Jahn als OB kandidiert, stehe noch nicht fest, so Jahn gegenüber dem Kreisboten. „Ein solcher Wahlkampf ist mit großem finanziellen Aufwand verbunden.“

Kommentar:
Zusammenhalt statt Spaltung

Theoretisch wäre beim ausführlichen Vortrag des ehemaligen Lehrers durchaus Zeit gewesen, zu erläutern, wie die Politik Dinge besser machen könnte. Josef Kraus nutzte die Bühne aber lieber dafür, im großen Stile anzuprangern. Für konkrete Lösungsansätze gab es bei den Ausführungen leider wenig Platz. Stattdessen nahm sich der Pädagoge reichlich Raum für Regierungskritik und Rundumschläge gegen die „Omas gegen Rechts“, Studenten, queere Menschen, TV-Moderatoren und Journalisten, oder Politikerinnen wie Annalena Baerbock und Ursula von der Leyen, die er als „Annalenchen“ und „Flinten-Uschi“ betitelte. „Klima-Klimbim“, „Gender-Gaga“ und das Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung sieht Kraus als Bedrohung. Leider fehlt hier genau das, was sich das „Bündnis Zukunft Kaufbeuren“ auf die Fahne geschrieben hat: Eine Bereitschaft für den Dialog und eine respektvolle Auseinandersetzung auf Augenhöhe. Denn es braucht eine offene Diskussionskultur, in der ausdrücklich Platz für konstruktive Kritik und Meinungsvielfalt ist. Für Argumente statt Vorurteile, Angstmache und Diffamierungen. Und es braucht eine klare Haltung gegen jene, die den Frieden stören, sich nicht an Gesetze halten, Gewalttaten verüben, genauso wie jene, die Menschen wegen ihrer Herkunft, Identität oder sexuellen Orientierung ablehnen und damit gesellschaftlichen Zusammenhalt und ein l(i)ebenswertes Miteinander gefährden.

Mahi Kola

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