Tierheime in Schwaben fordern gerechte Finanzierung

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Dodo und Chloé, zwei Kätzchen, die im Tierheim Beckstetten noch auf ein neues Zuhause warten. © Tierheim Beckstetten

Vergangenes Wochenende trafen sich Vertreter der Tierheime aus ganz Schwaben im Sonnenhof Mauerstetten. Alle beklagten die rasante Zunahme von Fundtieren und die unzureichende Finanzierung der damit verbundenen Versorgung durch eine Vielzahl von Kommunen.

Allgäu/Mauerstetten - Im Jahr 2022 bezifferte der Deutsche Tierschutzbund die Anzahl der Straßenkatzen in Bayern auf etwa 300.000 Tiere. Und fast alle, nämlich 99 Prozent dieser Tiere seien gesundheitlich beeinträchtigt; jedes 20. leide sogar an einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Spätestens dann landen die Katzen in einem Tierheim. Dort werden sie behandelt, kastriert und mit einem Identifikationschip versehen. Hinzu kommen Tiere, die aus tierquälerischer Haltung in Obhut genommen werden. Wenn es den Tieren dann wieder besser geht, versuchen die Tierheime ein neues Zuhause für sie zu finden.

Bei der Versammlung der Tierheime in Mauerstetten (Ostallgäu) wurde deutlich, dass viele Heime mit dieser Aufgabe zunehmend überfordert sind. Sie verlangen eine kostendeckende Finanzierung und den Erlass einer Katzenschutzverordnung, die regelt, dass freilaufende Katzen grundsätzlich kastriert und gechippt sein müssen.

Defizite in sechsstelliger Höhe

Zu der Versammlung hatte Harald Eberhard eingeladen, Vorsitzender des Tierschutzvereins Kaufbeuren. Er zeigte auf, dass im Tierheim Beckstetten jedes Jahr ein Defizit von knapp 100.000 Euro entstehe. Denn auch wenn die Kommunen per Gesetz verpflichtet sind, die Versorgung und Unterbringung von Fundtieren zu gewährleisten, würden manche Bürgermeister Zahlungen ans Tierheim komplett verweigern, Dumpingpreise zahlen oder bestreiten, dass es in ihrem Gemeindegebiet überhaupt Fundtiere gebe. Eberhard wollte dabei bewusst nicht alle Kommunen über einen Kamm scheren. Mit einigen Gemeinden funktioniere die Zusammenarbeit wunderbar.

Kommunen versuchen „Kosten zu drücken“

Eine wesentliche Ursache für die unzureichende Finanzierung ist, dass für die von den Tierheimen erbrachte Dienstleistung keine einheitliche Regelung existiert. In anderen Bundesländern gibt es dafür einen „Fundtiererlass“. In Bayern ist der letzte im Jahr 2008 ausgelaufen. Seitdem kann jede Kommune im Prinzip mit jedem Tierheim ausmachen, wieviel sie für die Betreuung von Fundtieren bezahlt. Einige Kommunen versuchen diese Kosten so weit als möglich zu drücken oder ganz zu vermeiden. Bisweilen wird dann eben nicht das nächstgelegene Tierheim als Aufnahmestelle gewählt, sondern ein weiter entferntes, dass die Tiere für weniger Geld entgegennimmt.

Um diesen Dumpingwettbewerb zu beenden, wollen die Tierheime in Schwaben nun enger zusammenarbeiten. Es soll nun einen Gebührenkorridor geben, innerhalb dessen sich alle schwäbischen Tierheime bewegen. Klar wurde aber: Ohne eine verlässliche Vereinbarung geht es nicht. Auch wollen Tierheime Tiere aus anderen Regionen nur noch dann annehmen, wenn vorher eine Rücksprache mit dem nächstgelegenen Tierheim stattgefunden habe.

Schwarzer Peter nicht nur bei Kommunen

Bei Kommunen, die die Zusammenarbeit komplett verweigern, empfahlen die anwesenden Vertreter des Deutschen Tierschutzbundes den juristischen Weg. Der Landesverband Bayern leiste dabei Unterstützung. In der Regel verbessere sich die Situation, wenn die Verantwortlichen begriffen hätten, welche Strafen ihnen bei Missachtung des Tierschutzgesetzes drohen.

Im Laufe des Treffens wurde deutlich, dass die Tierschützer den schwarzen Peter nicht einseitig den Kommunen zuschieben wollten. Sie plädierten auch dafür, dass alle Tierheime die Zahlen aufgenommener Katzen zuverlässig ans Veterinäramt meldeten. Denn nur aufgrund belastbarer Zahlen, die die Problematik belegen, könnten Katzenhalter verpflichtet werden, ihre Katzen chippen und kastrieren zu lassen.

Bark Dates für Hundefreunde

Daran anschließend wurden noch weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf den Weg gebracht. Angefangen beim Einkauf, über eine Platzbörse bis hin zu gemeinsamen Aktionen, wie regionalen „Bark Dates“. Dabei können Menschen, die sich für einen Hund interessieren, zu einem bestimmten Zeitpunkt geeignete Vierbeiner auf einer Wiese treffen und kennenlernen – natürlich unter fachkundiger Begleitung der umliegenden Tierheime.