Mirella (42) saß 30 Jahre in Kinderzimmer fest und war "wenige Tage vom Tod entfernt"

Die 42-jährige Mirella wurde in der Wohnung ihrer Eltern gefunden – 27 Jahre soll sie das Haus nicht verlassen haben. Sie befand sich in einem kritischen Zustand. Wie es so weit kommen konnte, ist momentan noch ein Rätsel. 

Laut den behandelnden Ärzten war sie aufgrund von offenen Wunden und Mangelernährung nur "wenige Tage vom Tod entfernt". Dies schreiben die Organisatoren einer Spendenkampagne für die Frau.

Mirella musste 27 Jahre unter schrecklichen Bedingungen leben

Die 42-Jährige hatte unter katastrophalen hygienischen Bedingungen gelebt, ohne Zugang zu grundlegenden Dingen wie frischer Kleidung, Hygieneartikeln oder medizinischer Versorgung. "Mirella saß fast 30 Jahre in einem Zimmer fest, nicht einmal in der Wohnung. Sie sagte, sie ging nur sehr selten ins Badezimmer", beschreibt die Spendenkampagne ihre Situation. Außerdem habe sie während dieser Zeit keinerlei soziale Kontakte gehabt.

Nach ihrer Rettung befandet sich die Frau seit zwei Monaten im Krankenhaus, wo sie medizinisch behandelt wurde. Neben der physischen Genesung benötigt sie auch psychologische Unterstützung, um die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und sich auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten. Eine Spendenaktion wurde ins Leben gerufen, um ihre medizinische Versorgung, Rehabilitation und den Aufbau eines neuen Lebens zu finanzieren.

Mirellas Entzündungen an den Beinen und Füßen.
Mirellas Entzündungen an den Beinen und Füßen. pomagam.pl

Befreiung der 42-Jährigen: Eltern meldeten sie als vermisst

Laut einem Bericht der polnischen Zeitung "Wprost" haben ihre Eltern Mirella, damals noch Teenagerin, als vermisst gemeldet. Polizisten fanden die inzwischen erwachsene Frau bereits im Juli, nachdem sie wegen Schreien zum Haus der Familie gerufen wurden. Die 81-jährige Mutter gab an, sich nur mit ihrem Ehemann gestritten zu haben. 

Doch die Beamten trafen im Haus auch die 42-jährige Mirella an, die zunächst keine Angaben zu ihrer Person machte und keine Hilfe annehmen wollte. Wegen der sichtbaren Verletzungen riefen die Einsatzkräfte einen Krankenwagen und leiteten Ermittlungen ein. Laut der "Wrpost" konnten diese jedoch bisher nicht bestätigen, dass ihre Eltern die Frau gegen ihren Willen gefangen hielten. 

Staatsanwaltschaft spricht von widersprüchlichen Aussagen des Opfers

Sabina Kuśmierska, Leiterin der ermittelnden Staatsanwaltschaft in Chorzów, bezeichnete Mirellas Aussagen gegenüber der Boulevardzeitung "Fakt" als widersprüchlich. "Die Geschädigte selbst hat ausgesagt, dass sie 27 Jahre lang diese Wohnung nicht verlassen hat. Sie war nicht in der Lage, logisch zu erklären, warum", erklärte die Beamtin. 

Die 42-Jährige habe angegeben, nicht versichert zu sein und noch nie zuvor bei einem Arzt gewesen zu sein. Mirella sagte zudem, dass sie niemand in ihrem Elternhaus gefangen hielt.

Kampagne sammelt 13.000 Euro und will der Frau ein neues Leben ermöglichen

Die Organisatoren der Spendenkampagne betonen, dass die Frau trotz ihrer schwierigen Vergangenheit eine positive Einstellung bewahrt hat und neugierig auf die Welt ist. Sie soll nun die Möglichkeit erhalten, all das nachzuholen, was ihr in den vergangenen 30 Jahren verwehrt blieb – von einfachen Freizeitaktivitäten bis hin zur Integration in die Gesellschaft. Die Kampagne brachte bisher (Stand 16.10.2025, 15:00 Uhr) über 54.886 Złoty ein, umgerechnet fast 13.000 Euro.

Ein ähnlicher Fall erschütterte die nordrhein-westfälische Kleinstadt Attendorn im Jahr 2022. Eine Mutter sperrte ihre Tochter dort sieben Jahre ein, um den Kontakt zum Vater zu vermeiden. Dieser ging nie zur Polizei, obwohl er mitsorgeberechtigt war.