IHK-Chef räumt Landkreis Miesbach hohe Zukunftschancen ein

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Deutliche Worte hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands fand IHK-Chef Manfred Gößl (r.) bei seinem Vortrag vor Unternehmern aus dem Landkreis Miesbach. © Stephen Hank

Bei der Hauptversammlung des Unternehmerverbands betonte IHK-Chef Gößl die Bedeutung von Innovation. Der Landkreis Miesbach habe diesbezüglich gute Chancen.

Landkreis – Es war so etwas wie ein kleiner Wirtschaftsempfang. Zur Hauptversammlung des Unternehmerverbands tummelte sich eine stattliche Anzahl von Firmenchefs in den neu eröffneten Veranstaltungsräumen der Marstaller Werkstätten in Osterwarngau. Der ein oder andere Herr mag sich schon nach einem Weihnachtsgeschenk umgeschaut haben, Damen lieben Handtaschen. Viel mehr war es aber wohl die Neugier auf den Impulsvortrag des Hauptgeschäftsführers der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern. Manfred Gößl enttäuschte die Erwartungen nicht – zog zu Beginn aber gleich die Samthandschuhe aus: „Das wird jetzt weh tun.“

Deutschland, so der promovierte Wirtschaftswissenschaftler, sei längst nicht mehr Exportweltmeister und auch nicht mehr die führende Wirtschaftsnation. „It‘s over“, so der 59-Jährige. Bei der Wettbewerbsfähigkeit liege das Land weltweit auf Platz 19, bei den Ergebnissen der Pisa-Studie auf Platz 22. „Wir qualifizieren uns nicht mehr fürs Achtelfinale“, stellte der Hobbyfußballer nüchtern fest und warf die entsprechenden Zahlen und Grafiken auf den Großbildschirm.

Deutschland sei stattdessen Unsicherheitsweltmeister – mit der Folge, dass „die 20er Jahre zu den schwächsten seit der Gründung der Bundesrepublik gehören werden“. Das Wachstum liege bei Null, bis 2033 werde es nicht signifikant ansteigen. Grund sei nicht zuletzt das schwindende Arbeitskräftepotenzial. „Jedes Jahr fallen 50 000 Menschen weg“, rechnete Gößl vor.

Die gute Nachricht: Deutschland habe alle wichtigen Hebel selbst in der Hand, könne beispielsweise Sozialreformen auf den Weg bringen, wie sie andere europäische Länder längst erfolgreich angepackt hätten. Eine Fokussierung auf den Binnenmarkt könnte eine zusätzliche Wertschöpfung von 70 Milliarden Euro pro Jahr bringen. „Wir sind nicht mehr die Besten“, so Gößl, „aber wir haben die Kraft, wieder zu den Besten zu werden.“

Der Landkreis Miesbach zumindest sei bundesweit schon vorne mit dabei und habe hohe Zukunftschancen. Mit Platz 85 von 400 „gehört Ihr zum besten Viertel des Kuchens“. Der IHK-Chef riet Politik und Unternehmern, neue Technologien in den Landkreis zu holen. Das nahe München als fünftgrößter Technologiestandort der Welt biete dafür die besten Voraussetzungen.

Von „großen Herausforderungen“ für Landkreis und Unternehmen sprach auch UVM-Vorstandsvorsitzender Anton Stetter. Da treffe es sich gut, dass Miesbach mit dem UVM einen der größten und erfolgreichsten Unternehmerverbände auf Landkreisebene in Deutschland habe. Lag die Mitgliederzahl 2016 noch bei 164, sei sie inzwischen auf 196 gestiegen.

Freilich gilt es auch Austritte zu verkraften. So sind die Stadtwerke München nicht mehr länger dabei. „Die sind auf den Landkreis gerade nicht so gut zu sprechen“, sagte Stetter mit Blick auf die Diskussion um die Wasserschutzzone. Kassier Johannes Paul berichtete von einem leichten Finanzüberschuss und schlug eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrags um fünf Prozent vor. Seit Gründung im Jahr 2012 sei er nie angehoben worden – bei einem gleichzeitigen Kaufkraftverlust von 30 Prozent. Die Mitglieder stimmen einhellig zu.

Leichte Veränderungen gibt es auch im Vorstandsteam. So haben die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Cornelia Seebauer und Vorstandsmitglied Christiane Goetz-Weimer wegen beruflicher Verpflichtungen ihre Ehrenämter niedergelegt. Als Nachrückerin in den Vorstand steht bereits Susanne Lehmann-Brauns vom Fraunhofer-Institut in Oberlainern fest. Eine weitere Frau zur Ergänzung des Teams soll folgen.