Armin Papperger, 62 Jahre alt, besitzt drei Alleinstellungsmerkmale in Corporate Germany:
- Er führt seit Januar 2013 das Rüstungsunternehmen Rheinmetall und hat seinen Vertrag bis 2029 verlängert bekommen. Er ist der dienstälteste Vorstandschef in Deutschland. Laut dem Odgers Dax Executive Board Report 2025 beträgt die durchschnittliche Amtszeit eines CEO im Dax rund fünf Jahre – Papperger regiert seit über zwölf Jahren.
- Keiner hat mehr Aktionärsvermögen geschaffen als er. Bei seinem Dienstantritt betrug der Preis pro Aktie 37 Euro, heute liegt er bei knapp 2.000 Euro.
- Er ist der Macher hinter den europäischen Aufrüstungsplänen der Politiker. Der Mann, der es möglich macht, weshalb er heute dieselbe Sicherheitsstufe benötigt wie der Bundeskanzler. Auch andere Vorstandschefs werden bewacht, keiner so intensiv.
Den Rheinmetall-Chef muss man sich trotzdem als glücklichen, weil extrem erfolgreichen Menschen vorstellen: Getreu dem Satz: „If the man meets the moment.“
The Man: Papperger ist studierter Diplom-Ingenieur mit Schwerpunkten in Molekularer Gasdynamik, Fertigungstechnik und Werkstoffwissenschaft. Seit 1990 arbeitet er für Rheinmetall.
The Moment: Die militärische Bedrohung durch Russland und andere ist der Treiber für die massiven Aufrüstungsprogramme aller westlichen Staaten, die wiederum den Aufstieg von Rheinmetall und seines Vorstandschefs beflügeln.
Die Börsenstory
In Pappergers Amtszeit legte die Aktie um mehr als 5.000 Prozent zu. Wer bei seinem Antritt also 200.000 Euro investiert hat, wäre heute zehnfacher Millionär. Allein seit Jahresbeginn hat die Rheinmetall-Aktie um über 190 Prozent zugelegt.

Zum Vergleich: US-Börsenstar Nvidia schaffte seit Jahresbeginn nur eine Steigerung von 16 Prozent.
Aktuell trübt China die Aktie ein. Peking hat kürzlich seine Exportbeschränkungen für Seltene Erden verschärft und gewährt keine Lizenzen mehr an ausländische Streitkräfte oder deren Zulieferer. Gestern notierte die Aktie bei minus 5,1 Prozent. Damit ist man mehr als zehn Prozent vom Höchstwert entfernt.
Papperger zeigt sich unbeeindruckt. Rheinmetall habe vorgesorgt: "Wir sind nicht sehr abhängig von Seltenen Erden. Wir haben in unseren Produkten einen chinesischen Anteil von unter einem Prozent.“
Die Analysteneinschätzung
16 Analysten haben im Oktober Rheinmetall analysiert, mit eindeutigem Urteil: sechs empfehlen den Rüstungskonzern mit „Strong Buy“, sieben mit „Buy“, drei raten zu „Hold“:

BofA (Bank of America): Anhebung des Kursziels auf 2.225 Euro, gestützt durch erwartete Umsatzpotenziale im neu hinzugekommenen Marine- und Werftsegment.
Deutsche Bank Research: „Rheinmetall hat in der Vergangenheit mehrfach mit unbekannten großen Potenzialen überrascht, sodass wir ein Aufwärtsrisiko für unsere Modellierung sehen.“
#Die Auftragsbücher
Die Auftragsbücher sind prall gefüllt, beflügelt von den steigenden Militärausgaben in Deutschland und der gesamten Nato. Der aktuelle Auftragsbestand bei Rheinmetall liegt bei rund 60 Milliarden Euro.
Die Entscheidung, die deutschen Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse zu befreien, bedeutet für Rheinmetall einen Goldregen. Obendrauf kommt die signifikante Erhöhung der Nato-Verteidigungsausgaben.
Wir sind dabei, weitere zweistellige Milliardenverträge zu unterschreiben mit den Nato-Kunden und sehr, sehr viel auch mit Deutschland. Da wird sehr viel kommen, unter anderem ein 12,5-Milliarden-Vertrag für Munition.“
Der Umsatz des Unternehmens liegt – noch – bei nur knapp zehn Milliarden Euro. Bis 2027 will man diesen auf bis zu 25 Milliarden mehr als verdoppeln und im Jahr 2030 „sehen wir uns zwischen 40 und 50 Milliarden“, so Papperger.
The Pioneer hört: Im Verteidigungsministerium sorgt man sich, dass Rheinmetall mehr Aufträge in die Bücher nimmt, als das Unternehmen in der verabredeten Zeit produzieren kann.
Die Ambition
Man versteht sich in Düsseldorf nicht als Blechbieger, sondern als Technologietreiber. Papperger:
Wir schütten 40 Prozent unseres Gewinns aus, aber wir nutzen 60 Prozent unseres Gewinns dafür, um in neue Technologien zu investieren. Wir investieren etwa 600 Millionen Euro pro Jahr in Forschung und Entwicklung.“
Im Klartext: Man möchte wachsen in allen Bereichen.
Zu Land: Skalierung von Munition, unter anderem durch den Bau von 13 Fabriken an der Nato-Ostgrenze. Dazu ein Fokus auf Panzer, geschützte Fahrzeuge sowie Drohnenabwehrsysteme wie den „Skyranger“.
Zur See: Strategischer Einstieg ins Marineschiffbau-Systemgeschäft: Vereinbarung zur Übernahme von Naval Vessels Lürssen (NVL) von der Lürssen-Gruppe; Vollzug unverzüglich nach der noch ausstehenden Behördenfreigabe. Papperger: "Wir hoffen, dass wir Weihnachten vier deutsche und sechs internationale Werften unter unsere Kontrolle kriegen können.“
In der Luft: Rheinmetall ist Teil der globalen Lieferkette für F-35-Kampfjets. Dazu vergrößert das Unternehmen sein Portfolio von kleineren Drohnen. Seit kurzem ist es in Gesprächen mit Lockheed Martin, Boeing und Anduril, um unbemannte Kampfflugzeuge für die Luftwaffe zu entwickeln.
Im All: In den nächsten 1,5 Jahren will Rheinmetall rund 40 eigene Satelliten betreiben. "Wir sind die militärische Telekom für die Bundeswehr und da brauchen wir natürlich auch Satelliten.“
Ohne Papperger und das von ihm geführte Unternehmen würden die Ideen von der europäischen Souveränität in der Verteidigung eine Idee bleiben. Er liefert die Hard- und Software zu den politischen Visionen. Mit dem ukrainischen Präsidenten und dem deutschen Verteidigungsminister befindet er sich im direkten Austausch: "Unser Kunde ist die Nato. 98 Prozent aller Produkte werden an die Nato geliefert.“
Seine Vision: Er will, befeuert vom Erfolg der letzten Dekade, zum weltgrößten Rüstungsunternehmen aufsteigen.
In Sachen Marktkapitalisierung sind wir hinter Lockheed Martin das zweitwertvollste pure Defence-Unternehmen der Welt. Das war früher unvorstellbar. Wir hatten zu Beginn eine Marktkapitalisierung von 800 Millionen Euro. Jetzt sind wir bei 93 Milliarden. Da hat sich schon was getan."

Fazit: Wenn Putin nur eine Firma in Europa aus dem Spiel nehmen dürfte, wäre es wohl diese. Der Grund: Papperger verkauft das zurzeit knappste Gut der westlichen Welt: Sicherheit in Zeiten der Unsicherheit.